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Haus der Einheit

Haus der Einheit

Torstraße 1

»Haus der Einheit«
An der heutigen Torstraße/Ecke Prenzlauer
Allee entstand 1928/29 das Kreditkaufhaus
Jonass. Nach der Machtübernahme durch
die Nationalsozialisten 1933 verlor Inhaber
Hermann Golluber wegen seiner jüdischen
Abstammung das Kaufhaus im Zuge der
»Arisierung«. 1939 zwang die nationalsozia-
listische Verfolgung Golluber zur Emigration.
Das Gebäude bezog 1942 der »Reichsjugendführer« der
NSDAP, die zuständig für die außerschulische Erziehung der
ca. 9 Mio. Mitglieder der Hitler-Jugend.
Nach der Teilung Berlins übernahm die
Sozialistische Einheitspartei Deutschlands
(SED) 1946 das im sowjetischen Sektor ge-
legene Gebäude. Als erster Sitz der Partei-
führung, die zugleich Staatsführung war, war
das »Haus der Einheit« das Machtzentrum
der frühen DDR. Hier wurden die Übernahme
des stalinistischen Parteimodells für die SED
vorangetrieben, »Säuberungen« zur inner-
parteilichen Disziplinierung geplant und
politische begründete Todesurteile gegen
Regimegegner angeordnet. Hier berei-
tete die SED den von Stalin veranlassten
»beschleunigten Aufbau des Sozialismus« vor. Gegen
dessen Folgen - sinkenden Lebensstandard, zunehmende
soziale Probleme, wachsende Unzufriedenheit, auf die die
Partei und Staatsführung mit brutaler politischer Verfolgung
reagierte - setzte sich die Bevölkerung der DDR mit dem
Aufstand vom 17. Juni 1953 zur Wehr.
Von 1959 an nutzte das Geschichtsinstitut
beim ZK (Zentralkomitee) der SED das Haus.
Dazu gehörte das Zentrale Parteiarchiv, das
1992 zunächst der Parteivorstand der PDS
(Partei des Demokratischen Sozialismus)
übernahm.
Ende 1992 ging der Bestand an das Bundes-
archiv, das ihn am Standort Berlin- Lichter-
felde für die Erforschung und Aufarbeitung
der SED-Diktatur erschließt.

Die schmale edelstahlgerahmte Acrylglasstele steht auf dem Platz vor dem Gebäude, an dem zwei ältere Gedenktafeln an Wilhelm Pieck und Otto Grotewohl erinnern. Sie wurde von der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur finanziert und am 18.4.2007 in Anwesenheit von Rainer Eppelmann, dem Vorstandsvorsitzenden der Stiftung, Kulturstaatssekretär André Schmitz enthüllt. Schmitz sagte u.a.: „Wenn Häuser Geschichten erzählen könnten, dann hat dieses Gebäude den Stoff für einen ganzen Roman." (Der Tagesspiegel. 19.4.2007) Im Inschrifttext wird auf sechs ebenfalls wiedergegebene Fotos Bezug genommen. Unter dem deutschen Text steht eine englische Übersetzung und auf der anderen Seite eine in französischer und russischer Sprache.

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