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Fritz Flato

Berlin 4.1.1895 - New York Mai 1949

Kommandantenstraße 62

An diesem Ort stand bis zum Februar
1945 das Haus Kommandantenstraße
63/64: das Elternhaus des Juristen
Dr. Fritz Flato, in den 1920er Jahren
einer der führenden Männer der Berliner
Homosexuellenbewegung.
Am 4. Januar 1895 als Sohn einer jüdischen
Unternehmerfamilie in Berlin geboren,
verbrachte Fritz Flato hier Kindheit und
Jugend. Im ersten Weltkrieg meldete
er sich als Freiwilliger, nach dem Krieg
studierte er Jura in Breslau. 1925 ließ sich
Flato in seinem Kreuzberger Elternhaus
als Rechtsanwalt und Notar nieder.
Fritz Flato engagierte sich im Wissen-
schaftlich-humanitären Komitee (WhK)
von Magnus Hirschfeld, dem Pionier der
Sexualforschung und Homosexuellenbe-
wegung. In seiner Kanzlei bot er Rechts-
beratung für Vereinsmitglieder an,
verteidigte Homosexuelle vor Gericht
und vertrat Verlage und Autoren in
Zensurverfahren zum Schutz der Jugend
vor der sogenannten Schundliteratur.
Zwei Jahre nach dem Beginn der NS-
Diktatur, 1935, wurde Flato aufgrund
seiner jüdischen Herkunft die Zulassung
als Anwalt entzogen. Im Dezember 1935
emigrierte er nach New York. Dort setzte
Fritz Flato nach vielen Jahren existen-
zieller Not im Mai 1949 seinem Leben
selbst ein Ende.
On this spot stood until February 1945,
Number 63/64 Kommandantenstrasse,
the parental home of the lawyer Dr. Fritz
Flato one of the leading men in the Berlin
homosexual movement of the 1920s.
Born on 4th January 1895 as the son
of a Jewish merchant family in Berlin,
Fritz Flato spent his childhood and youth
here. He served as a volunteer in the First
World War, after the War he studied Law
in Breslau. In 1925, Flato established him-
self in his Kreuzberg parental home as a
lawyer and notary.
Fritz Flato dedicated himself to the
Scientific - Humanitarian Committee
(WhK) of Magnus Hirschfeld, the pioneer
of sexual research and the homosexual
movement. In his chambers he offered
legal advice to members of the associa-
tion, he defended homosexuals in court
and represented publishers and authors
in censorship lawsuits which were brought
to protect young people from so-called
trash literature.
In 1935, two years after the NS dictator-
ship began, Flato’s permit to practise
law was cancelled because of his Jewish
origins. In December 1935 he emigrated
to New York. Fritz Flato put an end to
his own life there in May 1949 after many
years of existential struggle.

Die Enthüllung der in grauen Tönen mit weißer Inschrift gehaltenen über zwei Meter hohen Stele erfolgte am Mittwoch, dem 14.9.2011, um 11 Uhr, durch den Staatssekretär für Soziales Rainer-Maria Fritsch und Bezirksstadtrat für Kultur Dr. Jan Stöß auf einer Grünfläche am Rande des Bürgersteigs neben dem Haus Kommandantenstraße 62 (neben Alte Jakobstraße 45). Die Inschrift ist auf der rechten Seite, während auf der linken Hälfte ein Teil des Aufrisses des einsigen Hauses Kommandantenstraße 63/64 wiedergegeben ist. Zwischen dem deutschen und dem englischen Text befinden sich zwei Abbildungen. Die linke zeigt als „digitale Zeichnung nach einem Foto aus den Einwanderungspapieren der USA" Dr. Fritz Flato, Mitte der 1930er Jahre, während rechts eine Fotografie wiedergegeben ist unter der steht: Die Eltern Ida und Max Flato mit ihren Kindern und anderen Verwandten, um 1900, Fritz ist der dritte Junge von rechts. Die Stele wurde - wie man ganz unten auf ihr nachlesen kann - gestaltet von Helga Lieser, der Text stammt von Dr. Dietlinde Peters (engl. Übersetzung Alex Callow). Sie basiert auf einer Initiative des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg und wurde verwirklicht von der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales, Landesstelle für Gleichbehandlung - gegen Diskriminierung.

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