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Franz Künstler

Franz Künstler

Berlin 13.5.1888 - Berlin 10.9.1942

Weigandufer 16

In diesem Haus wohnte von 1926 bis 1933 der Politiker
FRANZ KÜNSTLER
13.5.1888 - 10.9.1942
Bis 1933 Reichstagsabgeordneter
und Vorsitzender des SPD-Bezirks Berlin
1933 bis 1934 Haft in Konzentrationslagern
Widerstandskämpfer
Aufgrund nationalsozialistischer Verfolgungen gestorben

Künstler trat als gelernter Maschinenschlosser 1906 dem Deutschen Metallarbeiter-Verband (DMV) und 1907 der SPD bei. 1917 - als Soldat an der Westfront - schloss er sich der USPD an und blieb dieser treu, auch nach deren Spaltung im Oktober 1920, bis die verbliebene Minderheit 1922 zur SPD zurückkehrte. Bis zur Schaffung Groß-Berlins war er für die USPD Stadtverordneter in seinem Heimatort Neukölln. Von 1920-1933 gehörte er (mit einer Unterbrechung von Juni bis Dezember 1924) dem Deutschen Reichstag an. Er war stets Mitglied im Hauptausschuss und hatte als Schwerpunkte seiner Arbeit die Themenkomplexe Reichswehr und Abrüstung. Seit Oktober 1923 war er Vorsitzender des Bezirksverbandes Berlin der SPD. Nach der Machtübernahme der Nazis und dem Verbot der SPD im Juni 1933 wurde er sofort verhaftet und kam nach kurzem Gefängnisaufenthalt in das KZ Oranienburg und von dort im Juli 1934 in das KZ Lichtenburg. Ende August 1934 wurde er - schwer krank - im Zuge einer Amnestie nach dem Tod von Reichspräsident Hindenburg entlassen. Er suchte bald danach wieder Kontakte zu Gesinnungsgenossinnen und -genossen und „galt als Hauptorganisator der 'Sängerfeste' (= als solche getarnte Treffen von Berliner Sozialdemokraten, Verf.) in der 'Neuen Welt'“. (Hans-Rainer Sandvoß, Widerstand in Neukölln, S. 50) Bald nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Künstler zu schwerer körperlicher Arbeit herangezogen. „Als dienstverpflichteter Arbeiter mußte Franz Künstler Zweizentnersäcke schleppen. Diese Schwerstarbeit ging über seine Kräfte. Am 10. September 1942 erlag er in der Straßenbahn Urban-/Ecke Blücherstraße einem Herzschlag.“ (Bericht der Freundin des Ehepaares Künstler, Dora Lösche, zit. nach Sandvoß, a.a.O.)

Von 1933 bis zu seinem Tod wohnte er in der Elsenstraße 52 (Neukölln). Eine dort 1993 angebrachte Berliner Gedenktafel ist seit 2013 verschollen. Eine symbolische Grabstätte Künstlers befindet sich in der Gedenkstätte der Sozialisten, Zentralfriedhof Friedrichsfelde, Gudrunstraße 20. Sein eigentliches Grab ist auf dem Friedhof Baumschulenweg, Kiefholzstraße, wo es nach der Wende im alten Teil, Feld F, wiederentdeckt wurde (Vorwärts, Juli 1992, S.28). Zur Beisetzung erschienen 1942 nach unterschiedlichen Schätzungen zwischen 1000 und 3000 Teilnehmer - eine eindrucksvolle Kundgebung gegen den NS-Staat.

Die Berliner Gedenktafel wurde an Künstlers 128 Geburtstag, dem 13.5.2016 enthüllt. Zur Begrüßung sprach der Vorsitzende der Historischen Kommission der Berliner SPD, Dr. Heinrich-Wilhelm Wörmann. Es folgten kurze Ansprachen der Neuköllner Bezirksbürgermeisterin, Dr. Franziska Giffey, und des Staatssekretärs für Bildung, Jugend und Wissenschaft, Mark Rackles. Die Laudatio kam von der Historikerin und Künstler-Biographin  Dr. Ingrid Fricke.

Die Tafel ist links neben dem Eingang (fast an der Ecke Wildenbruchstraße) auf dem roten Klinkermauerwerk in einem Edelstahlrahmen befestigt. Sie ist auch Ersatz für die abhanden gekommene Gedenktafel in der nahegelegenen Elsenstraße.

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