Franz Eberhard Marggraff
Sophienstraße 12
Marggraff
geb. (22).12.1787
gest. hier (25).12.1879
Am Pfeiler zwischen dem vierten und fünften Fenster von der Rosenthaler Straße aus ist in rund zwei Meter Höhe die Inschrift eingraviert. Die Klammern erklären sich aus nicht mehr lesbaren Stellen (verfüllte Löcher). Hier an seinem Wohn- und Sterbehaus (später kam hierher ein Wertheim-Kaufhaus) befand sich außerdem eine Bronzetafel mit Reliefportrait, darunter in der Mauer eine Granittafel mit der Inschrift:
Dr. Franz Eberhard
Marggraff
geb. 22.12.1787.
gest. hier 25.12.1879.
Über die Enthüllung am 18.2.1886 und die Person des Geehrten ist in den „Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins“ 3 (1886) auf S. 58 nachzulesen: „Am 18. Februar 1886 wurde am Hause Sophienstraße 12 eine Gedenktafel für den alten Marggraff enthüllt. Das Programm zur Feier beschreibt dieselbe wie folgt:
In einer Tafel von 60 cm Breite und 1 m Höhe aus rothem Granit, welcher nur roh mit kräftiger Aderung bearbeitet ist, liegt vertieft in glatt geschliffener Umrahmung das Bronze-Reliefbild Marggraffs. Unter diesem Reliefbild befinden sich auf glatt geschliffenem Grunde die Worte:
Dr. Franz Eberhard Marggraff
geb. d. 22.12.1787, gest. hier d. 25.12.1879.
Das Reliefbild ist von Herrn Professor Sußmann-Hellborn [Louis Sußmann-Hellborn, Berlin 20.3.1828 - Berlin 15.8.1908, künstl. Leiter der Kgl. Porzellan-Manufaktur] modelliert, die Tafel von Herrn Regierungs-Baumeister Gause entworfen. Der Bronzeguß ist von Koch und Bein, die Steinmetzarbeit von Gebrüder Zeitler hergestellt.
Die Wiedergabe des mit der Einladung zur Feier ausgegebenen Lebensbildes des Dr. Franz Eberhard Marggraff dürfte an dieser Stelle ebenfalls von Interesse sein:
„Franz Eberhard Marggraff ist als das jüngste von 7 Kindern in Köpenick am 22. Dezember 1787 geboren. Sein Vater Ludolf Benedikt, ein geborener Kurländer, war daselbst Kammerrath und Bürgermeister. 1799 kam der junge M. nach Stendal, um das dortige Gymnasium zu besuchen. 1806 bezog er die Universität Halle, um Theologie zu studieren. Die Schließung der Universität nach der Schlacht bei Jena zwang ihn, den Winter 1806/7in Berlin zu verleben. Im Frühjahr 1807 ging er wieder nach Halle, im Herbst nach Frankfurt a. O., vollendete an der dortigen Universität seine theologischen Studien, wurde 1808 Hauslehrer in Löwenberg bei Oranienburg, bestand 1810 die erste theologische Prüfung und siedelte dann nach Berlin über. Hier lernte er in der nach Pestalozzischen Grundsätzen geleiteten Erziehungsanstalt des Dr. Plamann Friedrich Friesen und Friedrich Ludwig Jahn kennen und wurde ein treuer Freund und Anhänger des letzteren und ein fleißiger Turner. Schwimmen hatte er schon in der Knabenzeit gelernt. Am 1. April 1812 übernahm er die Leitung einer Privatschule in der Großen Präsidentenstraße 10. Beim Ausbruch des Krieges 1813 wollte M. in die Lützowsche Freischaar eintreten, wurde aber mit Rücksicht auf seine Schule, deren Fortbestehen gefährdet gewesen wäre, davon abgehalten. 1818 verlegte er die Schule in das gekaufte Haus Sophienstraße 12, heiratete in diesem Jahr am 6. Oktober Eleonore Engel, geb. am 5. Februar 1798 zu Kloster Malchow in Mecklenburg, und erhielt am 22. Oktober seinen Bürgerbrief. Nach Fr. L. Jahns Verhaftung stand M. dessen Familie treu zur Seite und besuchte Jahn nach dessen Uebersiedlung in Freiburg a. U. 1843 wohnte er der Bestattung der Gebeine Fr. Friesens auf dem Invalidenkirchhof in Berlin bei. 1860 beging er die 50jährige Jubelfeier als Lehrer, 1862 als Schulvorsteher und erhielt den Rothen Adlerorden 4. Kl. und den Doktortitel von der Universität Greifswald. Seine Schüler gründeten eine Marggraffstiftung und verehrten ihm ein Album. Die Leitung der Schule gab er auf, blieb aber noch Lehrer bis 1876 (also nahezu 66 Jahre). 1868 feierte er die goldene, 1878 die diamantene Hochzeit. Diese Hochzeiten und der neunzigste Geburtstag (1877) erregten in den weitesten Kreisen freudige Teilnahme und brachten zahlreiche Glückwünsche. Nicht geringer war die Teilnahme an dem Tode, zuerst der Gattin am 24. Dezember und 12 Stunden nachher des Gatten am 25. Dezember 1879. Dr. Marggraff bekleidete zahlreiche städtische Aemter, stand bis zum Tode, 44 Jahre lang, einer Kinderbewahranstalt vor und war ebenso viele Jahre Schiedsmann.“