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Otto und Gustav Lilienthal

Anklam 23.5.1848 - Berlin 10.8.1896 / Anklam 9.10.1849 - Berlin 1.2.1933

Schütte-Lanz-Straße 37

Fliegeberg
Der Ingenieur Otto Lilienthal (23. Mai 1848 - 10. August 1896) stammte
aus Anklam und lebte seit 1886 in Lichterfelde. Bereits als Kind
faszinierte ihn die Vorstellung des Menschenflugs. Als erster Mensch
absolvierte er erfolgreich und wiederholt Gleitflüge. Er begann damit
1891 in Derwitz bei Werder (Havel), wo er 15 Meter weit flog. 1893
gelangen ihm auf dem Gollenberg in Stölln im Havelland Flüge mit
Weiten bis zu 250 Metern.

Werkstatt Fliegeberg
Aus dem Abraum der nahe gelegenen Ziegelei Heinersdorf ließ Otto
Lilienthal 1894 in Lichterfelde den 15 m hohen Fliegeberg für seine
Flugversuche in Berlin aufschütten. Gemeinsam mit seinem Bruder
und engsten Mitarbeiter Gustav Lilienthal (9. Oktober 1849 - 1. Februar
1933) testete er die von ihnen konstruierten Fluggeräte.
Otto Lilienthals ehrgeizigstes Ziel war die Entwicklung einer flugfähigen
Maschine. Grundlage bildeten Studien über den Vogelflug. Der Ingenieur
hatte den Flug der Störche studiert und orientierte daran seine ersten
Flugmodelle. Im Jahr 1889 veröffentlichte er das Buch „Der Vogelflug
als Grundlage der Fliegekunst”. Insgesamt entwickelte er 18
verschiedene Fluggleitertypen und unternahm mehr als 2000 Gleitflüge.
Otto Lilienthal gilt daher als bedeutender Flugpionier, da er als erster
das Prinzip eines Flugkörpers, der schwerer als Luft ist, erfolgreich
in die Praxis umsetzte. Die US-amerikanischen Brüder Wright
absolvierten auf der Basis dieses Wissens 1903 den ersten Motorflug.
Otto Lilienthal war nicht nur begeisterter Flieger, sondern auch
innovativer Eigentümer einer Maschinenfabrik, Sein Unternehmen
gehörte zu den ersten, die eine Beteiligung der Belegschaft am
Firmengewinn einführten. 1890 verfügte er eine Beteiligung von 25%
am Reingewinn.

Der Traum stirbt nicht
Am 9. August 1896 stürzte Otto Lilienthal bei einem Flugversuch nahe
Stölln aus einer Höhe von ungefähr 17 Metern in den Rhinower Bergen
senkrecht ab und zog sich dabei schwere Verletzungen zu. Er starb
am 10. August 1896 in Berlin.
Sein Bruder Gustav Lilienthal studierte an der Bauakademie in Berlin.
Er unternahm ab 1913 Flugversuche mit Motor-Flugzeugen. Als
Architekt entwarf er viele Häuser in Lichterfelde.
Um 1900 wurde das Areal der ehemaligen Ziegelei mit dem Fliegeberg
zu einem Park gestaltet, der Teich - die nun mit Wasser gefüllte
Tongrube - als „Karpfenteich” genutzt. Diese Bezeichnung hat sich bis heute erhalten.
1932 entstand das Lilienthal-Denkmal mit der bronzenen Weltkugel
nach einem Entwurf des Steglitzer Stadtbaurats Fritz Freymüller. In
die Weltkugel waren die Erdteile und bedeutenden Fluglinien eingraviert.
Sie symbolisiert die Idee einer friedlichen und weltumspannenden
Luftfahrt im Sinne der Flugpioniere. Mit dem Ersten Weltkrieg (1914-
1918) entwickelte sich auch die militärische Nutzung der Luftfahrt. Die
während des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) eingeschmolzene
Kugel wurde 1955 durch eine Steinkugel ersetzt. 1990 wurde die
Anlage restauriert und eine neue Weltkugel aus Bronze aufgestellt,
allerdings ohne die ursprünglich eingravierten Fluglinien.
„Leicht ist es wahrlich uns Menschen nicht gemacht, frei wie der Vogel
das Luftreich zu durchmessen. Aber die Sehnsucht danach lässt uns
keine Ruhe; ein einziger großer Vogel, welcher über unserem Haupte
seine Kreise zieht, erweckt in uns den Wunsch, gleich ihm am Firmament
dahinzuschweben.”
Otto Lilienthal, Weshalb ist es so schwierig das Fliegen zu erfinden, in: Prometheus, Nr. 261, Berlin 1895
Doris Fürstenberg

Auf der rechten Seite der roten Stele befinden sich übereinander sechs Fotos bzw. Abbildungen. Von oben nach unten: Otto Lilienthal, 1896; Zeichnung von Otto Lilienthal; Otto Lilienthal (erste Reihe, Mitte) mit der Belegschaft der Maschinenfabrik in der Köpenicker Straße 113 in Berlin, 1887; Otto Lilienthal in Startposition auf dem Fliegeberg, 16. August 1894; Flugversuch von Otto Lilienthal mit dem großen Doppeldecker am Fliegeberg, 19. Oktober 1895; Landung von Otto Lilienthal mit dem Normal-Apparat am Fliegeberg, 19. Juni 1895.

Konzeption und Gestaltung der Stele lagen bei Karin Rosenberg. Die Einweihung durch Bezirksstadträtin Cerstin Richter-Kotowski am Eingang zur Lilienthal-Gedenkstätte war am 17.9.2010.

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