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Ernst Torgler

Ernst Torgler

Berlin 25.4.1893 - Hannover 19.1.1963

Liepnitzstraße 46

Ernst Torgler
25. 4. 1893 Berlin - 19. 1. 1963 Hannover
Der Lichtenberger Stadtrat, Reichstags-
abgeordnete und Fraktionsvorsitzende der KPD
wohnte von 1920 bis zu seiner Inhaftierung 1933
in diesem Haus (bis 1951 Prinz-Adalbert-Str. 19).
1933 Mitangeklagter im Reichstagsbrandprozess | 1933-1935 „Schutz-
haft” nach dem Freispruch im Reichstagsbrandprozess | 1935 Ausschluss
aus der KPD durch den „,Brüsseler Parteitag” | 1941-1945 Grundstücks-
revisor bei der NS-Haupttreuhandstelle-Ost 1945 Beauftragter für das
Flüchtlingswesen in Bückeburg | 1949 Nach gescheiterten Wiederauf-
nahmeversuchen in die KPD Eintritt in die SPD | 1949-1958 Angestellten-
sekretär bei der Gewerkschaft ÖTV in Hannover

Ernst Torgler wurde in Berlin geboren. Die Adresse des Vaters lautete Gitschiner Straße 80, unweit der Lobeckstraße. Das alte Haus gibt es nicht mehr. Er war sehr bildungshungrig, aber sein Wunsch Lehrer zu werden, ließ sich nicht verwirklichen. 1907 trat er der sozialistischen Jugend bei (dem Verein der Lehrlinge und jugendlichen Arbeiter Berlins), 1910 der SPD. Noch als Soldat wechselte er 1917 zur USPD und mit deren Mehrheit ging er 1920 in die KPD. Er war ab 1920 unbesoldeter Stadtrat in Lichtenberg. Ab 1924 gehörte er für die KPD dem Reichstag an, wurde 1929 deren Fraktionsvorsitzender (mit Wilhelm Pieck als Stellvertreter). Nach dem Reichstagsbrand bezichtigten ihn die Nazis noch in der Nacht der Brandstiftung. Er stellte sich der Polizei am Tage darauf zwecks Klarstellung und wurde inhaftiert. Überregional bekannt wurde und blieb er als einer der Angeklagten im Reichstagsbrandprozess vor dem Reichsgericht in Leipzig im Herbst 1933. Nach seinem Freispruch am 23.12.1933 blieb er bis 1935 (oder sogar 1936) in „Schutzhaft". Er blieb in Deutschland, sein Leben unter dem Nationalsozialismus wird unterschiedlich dargestellt. 1935 bereits hatte ihn seine Partei ausgeschlossen. Seine Bemühungen um eine Wiederaufnahme im Herbst 1945 scheiterten an Wilhelm Pieck, der im Herbst des folgenden Jahres an die KPD in Bückeburg, wo Torgler lebte, schrieb: „Eine Aufhebung des Ausschlusses und eine Aufnahme in die KPD kommt unter keinen Umständen in Betracht." (Norbert Podewin, Neues Deutschland, 23.2.2013: Der Tag, an dem sein Glaube zerbrach. Die schier unglaubliche Geschichte des Ernst Torgler - der Partei treu gedient und dann schnöde denunziert) Torgler, „der eine politische Heimat brauchte" (Podewin), wurde 1949 Mitglied der SPD und arbeitete als Angestellter der Gewerkschaft ötv.

Die von Helga Lieser gestaltete 60 x 60 cm große Edelstahltafel zeigt auf der linken Seite ein Bild Torglers. Sie wurde am 26.11.2014 durch Bezirksstadträtin Kerstin Beurich und Lutz Heuer, mit Podewin Autor der Torgler-Biographie „Ein Leben im Schatten des Reichstagsbrandes", enthüllt. Die Tafel steht zwischen zwei Stahlpfosten auf dem Bürgersteig vor dem Haus. Der Hauseingang befindet sich in der Schenkestraße. In der Pressemitteilung des Bezirksamts zur Enthüllung hieß es: „Mit der Gedenktafel ehrt der Bezirk Lichtenberg das Andenken an diesen vom Nationalsozialismus verfolgten und missbrauchten sowie von seiner Partei verstoßenen KPD-Politiker Ernst Torgler" (http://www.berlin.de/ba-lichtenberg/presse/archiv/20141118.1350.400232.html, zuletzt abgerufen am 10.10.2022).

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