zurück zur Suche

Edith Wolff

Berlin 13.4.1904 - Haifa 1997

Bundesallee 79

IN DIESEM HAUS WOHNTE
Edith Wolff, genannt „Ewo“ (1904-1997)
Aufgewachsen in einem christlich-jüdischen Elternhaus gründete
sie hier am 27.02.1943 mit Jizchak Schwersenz und anderen
untergetauchten jüdischen Freunden die Jugend-Widerstandsgruppe
Chug Chaluzi. Am 19. Juni 1943 wurde Ewo verhaftet, sie überlebte
18 Konzentrationslager und Zuchthäuser.

Edith Wolff war die älteste von drei Schwestern, wuchs in einem christlich-jüdischen Elternhaus auf, war evangelisch getauft, suchte aber den Kontakt zum Judentum. Sie faszinierten die Ideale der Jugendbewegung, des Sozialismus und der frühen Frauenbewegung, von denen sie viel im Zionismus fand. Mehr aus Protest trat sie 1934 zum Judentum über. 1937 traf sie Recha Freier, die ihr vorschlug, eine Abteilung der "Jüdischen Jugendhilfe" zu übernehmen. Dort lernte sie Jizchak Schwersenz kennen, den sie bald schätzten lernte. Mit Beginn der Deportationen aus Berlin im Oktober 1941 versuchte „Ewo“ für Untergetauchte zu sorgen, indem sie Lebensmittelkarten und Ausweise beschaffte sowie Fluchtmöglichkeiten erkundete. 1943 gründete sie mit Jizchak Schwersenz die Untergrundgruppe "Chug Chaluzi" (Kreis der Pioniere). Mitte des Jahres erhielt sie die Aufforderung, sich bei der Gestapo zu melden. Dem kam sie nach, um keine Belastung für die Gruppe zu sein und wurde am 19.7.1943 verhaftet. Es folgten eine siebenmonatige Untersuchungshaft, u.a. im KZ Ravensbrück. Anfang 1944 fand der Prozess gegen sie wegen "Judenbegünstigung" statt und endete mit einem Urteil zu zwei Jahren Haft. Ihre Haft führte sie durch 18 Gefängnisse bis sie aus dem Zuchthaus Lippstadt/Westfalen befreit wurde. Sie ging zu ihrer Mutter nach Berlin, ihr Vater Theodor war in Auschwitz ermordet worden. Schließlich ging sie in die Schweiz und wanderte von dort 1953 nach Israel aus. Dort arbeitete sie einige Jahre in der Gedenkstätte Yad Vashem und engagierte sich mehr und mehr für die jüdisch-arabische Verständigung.

Enthüllt wurde die dunkelrotbraune Kunststofftafel, die am rechten Balkon im ersten Stock befestigt ist, am 14.4.2004, einen Tag nach „Ewos“ 100. Geburtstag, in Anwesenheit von Dr. Jizchak Schwersenz (Berlin 30.5.1915 - Berlin 2.6.2005), Bezirksbürgermeister Ekkehard Band und Dr. Beate Kosmala (Zentrum für Antisemitismusforschung an der TU Berlin). Sie geht zurück auf einen Beschluss der BVV Tempelhof-Schöneberg.

zurück