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Drehorgelfabrik Bacigalupo

Schönhauser Allee 78/79

Mechanische
Musikinstrumente
an der
Schönhauser
Allee
78/79
Angezogen von der Aufbruchstimmung in der Haupt-
stadt des Deutschen Kaiserreiches kamen Ende des
19. Jahrhunderts auch Italiener nach Berlin. Viele von
ihnen ließen sich vor den Toren der Stadt nieder, wo auf
dem Gebiet des späteren Bezirks Prenzlauer Berg
eine kleine italienische Kolonie entstand. Zu dieser
Gemeinschaft gehörten Gastwirte, Wein- und Straßen-
händler, Gipsfigurengießer, Musikanten sowie Musik-
instrumentenbauer aus der Nähe von Genua. Die
bekanntesten Hersteller mechanischer Musikinstrumente
stammten aus der Familie Bacigalupo.

Gemeinsam mit dem Gastwirt Antonio Graffigna hatten
die Orgelbauer Giuseppe Cocchi und Giovanni Battista
Bacigalupo im Jahre 1891 in der Schönhauser Allee 78
(später 79) eine Firma zur Herstellung mechanischer
Musikwerke wie elektrische Klaviere, Orchestrions
und Drehorgeln gegründet. Über drei Generationen
betrieb die Familie der Bacigalupo unter wechselnden
Firmenbezeichnungen hier ihre Werkstatt. Der jüngste
Sohn des Firmengründers, Giovanni Bacigalupo jr.
(1889-1978), eröffnete zudem um 1910 in der Schön-
hauser Allee 74a eine weitere Orgelwerkstatt.
Die handwerkliche Begabung der italienischen Dreh-
orgelbauer ergänzte sich mit ihrer Musikalität. Die
Instrumente aus der Werkstatt der Bacigalupo waren
gefragt und verkauften sich bis nach Übersee. Und
selbstverständlich drehte ein Großteil der legendären
Berliner Leierkastenmänner auf Instrumenten aus der
Produktion der Bacigalupo. Seit der Einführung des
Rundfunks sank die Nachfrage nach mechanischen
Musikwerken. Drehorgelverleih sowie Reparaturen oder
das Umstiften der Walzen auf die neuesten Schlager
machten nun das Hauptgeschäft aus.

Mit dem Tod des letzten Firmeninhabers endete 1967
eine jahrzehntelange Unternehmensgeschichte und mit
der Schließung der Werkstatt in der Schönhauser Allee
74a erlosch die Familientradition an diesem Ort end-
gültig. Die von den Bacigalupo gefertigten Instrumente
aber erfreuen sich noch heute großer Wertschätzung
und sind begehrte Sammlerstücke.

Die Überschrift ist in roter Schreibschrift gehalten und steht teilweise über wie unter dem Haupttext. Über die Stele verteilt finden sich acht Fotos/Abbildungen, die durchnummeriert von 1 - 8 rechts neben dem text beschrieben werden:
(1) Als Firmenstandort wählten die / Inhaber die Schönhauer Allee 78 / direkt am Bahnhof. Bereits seit / 1883 existierte in der Schönhauser / Allee 73 mit der Fa. Frati & Co. / die Drehorgelfirma eines weiteren / Italieners, in der Cocchi und / Bacigalupo auch gearbeitet hatte, - / Heute befinden sich an dieser Stelle / die Schönhauer Allee Arcaden.
(2) Belegschaft der Fa. Cocchi, / Bacigalupo & Graffigna auf dem Hof / Schönhauser Allee 78 mit Giovanni / B. Bacigalupo (1847-1914) und / den Söhnen Luigi sowie Giuseppe / (1. Reihe rechts, neben der Orgel), / um 1900
(3) In der Werkstatt von Giovanni / Bacigalupo jr. Werden mit dem / Zeichenapparat Musikstücke auf / die Walze gezeichnet, Schönhauser / Allee 74a, 1929
(4) Der letzte Firmeninhaber, Luigi / Bacigalupo (1895-1967), in der / Werkstatt in der Schönhauser Allee / 79, Mai 1965
(5) 33er Bacigalupo Trompetenorgel, / gebaut Anfang der 1930er Jahre
(6) Musikprogramm einer 33er / Trompetenorgel aus der Werkstatt / von Luigi Bacigalupo, Schönhauser / Allee 79, Mitte der 1960er Jahre
(7) Italienisches Lokal in Prenzlauer / Berg, 1910
(8) Hintergrund: Drehorgelspieler / mit einer Leihorgel aus der / Werkstatt von G. Bacigalupo in der / Schönhauser Allee 79, 1964

An der rechten Seite der Stele ist vermerkt: Die Tafel entstand auf Anregung des Clubs Deutscher Drehorgelfreunde e.V. Die Enthüllung fand am 15.7.2015 statt. Es sprachen der Vereinsvorsitzende Jürgen Petschaft, Centermanagerin Andrea Eggers und Bezirksstadtrat Torsten Kühne.

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