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Ansicht Gedenktafel: Die Tierplastiken des Floraplatzes
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Die Tierplastiken des Floraplatzes

Map Großer Tiergarten Berlin

Die Tierplastiken des Floraplatzes

Auf Initiative des Landesdenkmalamtes Ber-
lin, finanziert durch die Senatsverwaltung
für Stadtentwicklung und Wohnen, wurden
2020 die Tierfiguren auf dem Floraplatz an
ihren kaiserzeitlichen Standorten wieder auf-
gestellt.
Die acht lebensgroßen bronzenen Tierplas-
tiken umgaben ab 1900 bis 1906 die vor-
handene barocke Florastatue, danach die
,,Amazone zu Pferde" von Louis Tuaillon
(1862-1919). Positioniert waren sie zwischen
den sechs strahlenförmig verlaufenden baro-
cken Alleen.
Als Vorlage dienten die Tierplastiken des
George-Washington-Denkmals im Fairmount
Park in Philadelphia/USA, welches der Berli-
ner Bildhauer Rudolf Siemering (1835-1905)
zwischen 1878 und 1897 geschaffen hatte.
Auf der breiten achteckigen Sockelzone
unter der monumentalen Reiterfigur des ers-
ten Präsidenten der Vereinigten sind
Allegorien der vier großen Flüsse Amerikas
dargestellt, denen je zwei typisch amerika-
nische Tiere auf vorkragenden Postamenten
zugeordnet sind. Tiere, die es zu jener Zeit
auch im Berliner Zoo gab: zwei Bisons, zwei
Wapiti-Hirsche und zwei Elche - jeweils in
unterschiedlichen Körperhaltungen – sowie
ein Grizzlybär und ein Stier.
Der von Siemering vorgeschlagene und von
Kaiser Wilhelm II. finanzierte Nachguss der
Tiere für den Floraplatz erfolgte anhand der
Gips-Modelle für das Washington-Denkmal
und bis auf die beiden Elche (AG Schaeffer &
Walcker, Berlin) durch die Gießerei Lauch-
hammer. Die Gesamtkosten beliefen sich auf
rund 32.700 Mark.
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren einige der
durch Einschlusslöcher beschädigten Plas-
tiken von ihren Sockeln geworfen. Bär und
Stier gingen, vermutlich durch Metalldieb-
stahl, zwischen 1949 und ca. 1951 verloren.
Die sechs verbliebenen Figuren wurden An-
fang der 1950er Jahre ins Grünflächenamt,
später dann an verschiedene weit verstreute
Orte im Tiergarten verbracht, darunter die
beiden Hirsche, die Ende der 1970er Jahre im
Rosengarten aufgestellt wurden.
Auf Grundlage des Masterplans, einer Platz-
studie und umfangreicher kunsthistorischer
Untersuchungen konnte die ursprüngliche
Platzfigur und Anordnung der acht Tierplas-
tiken rekonstruiert werden. Auf dem südli-
chen Platzsegment wurden 2015 die origi-
nalen Standorte der Sockelfundamente bei
Grabungen freigelegt. Die Standorte von zwei
der nördlichen Fundamente konnten durch
geophysikalische Untersuchungen ermittelt
und durch archäologische Grabungen bestä-
tigt werden. Die beiden übrigen Fundamente
wurden mittels Projektion verortet.
2019/20 sind die beschädigten Tierfiguren
und die an verschiedenen Standorten im Tier-
garten vorgefundenen Granitsockel denk-
malgerecht restauriert worden. Bär und Stier
sowie die Schaufeln, Ohren und ein Huf der
beiden Elche wurden nach 3D-Modellen der
Figuren am Washington-Denkmal originalge-
treu nachgegossen. Eine Plastik wurde durch
die v.-Hinckeldey-Stiftung finanziert.
Der Geschichte des Floraplatzes widmet sich
eine weitere Tafel.

The Animal Sculptures on Floraplatz

At the initiative of the Berlin Monument Au-
thority and financed by the Senate Depart-
ment for Urban Development and Housing, in
2020 the animal sculptures were reinstalled
on Floraplatz on the same sites they had oc-
cupied in Imperial Germany.
From 1900 to 1906 the eight life-size bronze
statues were positioned around a Baroque
statue of Flora already in situ, which was
replaced afterwards with the Amazone zu
Pferde (Amazon on Horseback) by Louis Tuail-
lon (1862-1919). The animal sculptures were
positioned between the six Baroque avenues
radiating from Floraplatz.
The animal statues were modelled on those
created for the George Washington Monu-
ment at Fairmount Park in Philadelphia, USA
by Berlin sculptor Rudolf Siemering (1835-
1905) in the years between 1878 and 1897.On
the wide octagonal base of the monumental
equestrian statue of the First President of the
United States of America there are allegories
of the country's four greatest rivers, which
are each flanked by statues of pairs of typ-
ical North American animals on protruding
pedestals. At the time, these animals could
also be found in the Berlin Zoo: two bison,
two American elks, and two moose - all in
different postures - as well as a grizzly bear
and a bull.
Siemering suggested casting replicas of the
animal statues for Floraplatz, and this was
financed by Kaiser Wilhelm II. The replicas
were made using the plaster models created
for the Washington Monument and were all
cast by the Lauchhammer Foundry except for
the two moose, which were cast by Schaeffer
& Walcker, Berlin. The total cost of the statues
was around 32,700 Marks.
After the Second World War some of the sta-
tues damaged by bullet holes had been
thrown down from their pedestals.

The bear and the bull disappeared between
1949 and ca. 1951, probably stolen for their
metal. The other six statues were kept in the
early 1950s by the parks department, and
later erected individually at various places
throughout the Tiergarten, including the two
American elks, which were installed at the
end of the 1970s in the Rose Garden.

On the basis of the master plan, a study of
Floraplatz, and extensive art-historical re-
search it was possible to ascertain the orig-
inal layout of the site and identify the exact
place where each animal sculpture had once
stood. In 2015, on the southern segment of
Floraplatz the original pedestal foundations
were excavated. The positions of two of the
northern pedestal foundations were locat-
ed by geophysical survey and confirmed by
archaeological excavations. The rest of the
foundations were located using projections.

In 2019/2020 the damaged animal sculp-
tures were restored as well as the granite
pedestal found at various locations in the
Tiergarten. Bear and bull as well as the antlers,
ears, and one hoof of the two moose were cast
true to the originals using 3D models taken
from the statues on the Washington Monu-
ment. One sculpture was financed by the
v. Hinckeldey Foundation.

There is a further information board on the
history of Floraplatz.

Diese blaue Informationstafel geht zurück auf eine Idee des Landesdenkmalamts. Weitere Tafeln desselben Designs existieren im gesamten Stadtraum Berlins. Die Tafeln sind gerahmt von einem Stahlgestell, die Texte und Bilder befinden sich auf einer beschichteten Kunststoffplatte. 

Die Bildunterschriften entsprechend der Einbettung im Fließtext lauten:
[1] George-Washington-Denkmal in Philadelphia/USA, Ansichtskarte, Anfang 20. Jahrhundert
[2] Abtransport der beiden Elche und Bisons aus dem Tiergarten/Removal of the two moose and bison from the Tiergarten. Foto: Skulpturengießerei Knaak, 8/2019
[3] Freigelegtes Fundament unter dem einzigen vor Ort erhaltenen Granitsockel (Hirsch)/Excavated foundations of the only surviving granite pedestal in situ (American elk).
[4] Elch mit nachgegossenen Schaufeln, Ohren und Huf/ Moose with recon-
structed antlers, ears, and hoof. Foto: Skulpturengießerei Knaak, 5/2020
[5] Hirsch, 1940 (Quelle/source: Ullstein, # 1006582299). Foto:
Rose Greth/American elk, 1940. Photo: Rose Greth
[6] Foto: Bettina Bergande, 1/2015
[7] Elch, vor der Reinigung und dem Schließen der Einschusslöcher durch Schweißen in
der Gießereihalle Knaak / Moose before cleaning and welding of the bullet holes in the
Knaak Foundry. Foto: Dempwolf Restaurierung GmbH, 10/2019
[8] Bull, ca. 1915 (source: half of a stereoscopic photo, property of Nicola Vösgen,
undated). Photographer unknown./ Stier, ca. 1915. Fotograf unbekannt
[9] Modelling the bull's head in wax./Modellierung Stierkopf
in Wachs. Photo: Skulpturengiesserei Knaak, 12/2019
[10] Moving the moose at the Knaak Foundry. Photo: Nicola Vösgen, 25.5.2020./Ver-
setzen des Elchs durch die Gießerei Knaak. Foto: Nicola Vösgen, 25.5.2020
[11] Recast of the bull before patination./Nachguss Stier vor
der Patinierung. Photo: Skulpturengiesserei Knaak, 4/2020
[12] Bison before cleaning, the parts to be supplemented
have already been prepared./Bison vor der Reinigung,
die zu ergänzenden Teile sind bereits vorbereitet. Photo:
Dempwolf Restaurierung GmbH, 10/2019

Angaben zu genutzten Quellen, Autorenschaft und Impressum:
Restaurierung am Oberbaum (RAO): Masterplan für den Denkmälerbestand im
Großen Tiergarten, 2009-2011. Im Auftrag des Landesdenkmalamtes Berlin
TOPOS/Bettina Bergande: Floraplatz-Großer Tiergarten, 2014-2016. Vorberei-
tende Untersuchung zur Wiederherstellung der kaiserlichen Fassung. Re-
cherche, Grabungen und Dokumentation im Auftrag der Senatsverwaltung für
Stadtentwicklung und Umwelt in Abstimmung mit Landesdenkmalamt Berlin
Nicola Vösgen, Kunsthistorikerin: Die ursprüngliche Verteilung der acht Tier-
skulpturen von Rudolf Siemering am Floraplatz im Berliner Tiergarten, 2015/
Recherche zum Verbleib der Tierskulpturen Stier und Bär des Bildhauers
Rudolf Siemering vom Floraplatz im Berliner Tiergarten, 2016/ Untersuchung
der Granitsockel der Tierfiguren am Floraplatz im Berliner Tiergarten, 2019.
Im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen in Ab-
stimmung mit Landesdenkmalamt Berlin

Impressum/ Legal Notice:
Finanzierung, Redaktion: Landesdenkmalamt Berlin,
Gartendenkmalpflege, Klaus Lingenauber
Funded by, editors: Landesdenkmalamt Berlin,
Gartendenkmalpflege, Klaus Lingenauber
Konzeption, Redaktion, Layout: HORTEC Berlin, 2019/2020
Concept, editors, layout: HORTEC Berlin, 2019/2020

 

 

 

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