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Der Gesundbrunnen

Prinzenallee

Der Gesundbrunnen
hat im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts
den Höhepunkt einer stürmischen Entwicklung von einer einst
ländlich-beschaulichen Gegend der Erholung hin zu einem
dicht bebauten Industrie- und Arbeiterviertel erreicht.
Bedeutende Firmennamen (AEG, Schwartzkopff, Osram, Rotaprint,
Brauerei Groterjan u.a.) und moderne soziale Einrichtungen
(Kaiser-Wilhelm- und Kaiserin-Augusta-Stiftung,
Lange-Schucke-Stiftung, später auch das Jüdische Krankenhaus)
bestimmen in diesen Jahren das Erscheinungsbild des Bezirks.
Berühmte Architekten ihrer Zeit (Franz Schwechten, Peter Behrens,
Ludwig Hoffmann u.a.) errichten im Wedding Schulgebäude,
Krankenhäuser wie das Rudolf-Virchow-Krankenhaus, Altenheime,
Kirchen und Fabrikgebäude.
Heute stehen viele ihrer Bauten unter Denkmalschutz.
Die Arbeiter allerdings müssen sich zu dieser Zeit mit engen,
menschenunwürdigen Wohnungen begnügen - ihre Arbeitszeit beträgt
wöchentlich fünfzig Stunden.
Der Stadtplan um 1905 zeigt ein gut durch Straßenbahn, Ringbahn und
Eisenbahn erschlossenes Gemeinwesen mit dichter Bebauung in
direkter Nachbarschaft von Arbeit und Wohnung -
der Gesundbrunnen erlebt in diesem Zeitraum die letzte
Blütezeit vor dem ersten Weltkrieg.

Die Gedentafel befindet sich an der Ecke von Prinzenallee und Badstraße. Die Inschrift säumen links und rechts je neun Fotos von Bauwerken aus dem Ortsteil. Darüber befindet sich großflächig der in der Inschrift erwähnte "Stadtplan um 1905". Die Kaiser-Wilhelm-Stiftung widmete ihre Hilfe "den im Kampf gegen Frankreich oder infolge desselben durch Verwundung oder Krankheit ganz oder teilweise erwerbsunfähig gewordenen Kriegern, Ärzten und Beamten der deutschen Land- und Seemacht, aber auch den Angehörigen von solchen". Die Kaiserin-Augusta-Stiftung (Verein) unterstützte in vergleichbarer Weise hilfsbedürftige "Töchter von Offizieren, Militärbeamten oder Trägern des Roten Kreuzes, die im deutsch-französischen Kriege gefallen oder infolgedessen gestorben sind". (zit. nach Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage [1905], Band 10, SS. 436 u. 442) Später wurde die Tätigkeit auch auf Töchter von durch tödliche Unfälle in Friedenszeiten Umgekommene ausgedehnt.

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