Seebad Mariendorf
Ullsteinstraße 159
Ullsteinstraße 159
Inschrift:
DAS SEEBAD DER
FAMILIE LEWISSOHN
ADOLF LEWISSOHN 1852-1927
HELENE LEWISSOHN 1874-1957
Der Tempelhofer Adolf Lewissohn legte
1872 den Grundstein für das Seebad
Mariendorf. Vier Jahre später öffnete die
Anlage und erlangte in den kommenden
Jahrzehnten über Mariendorf hinaus
große Bekanntheit. Sie galt in den 1920er
Jahren sogar als die “größte und schönste
Sportbadeanstalt Groß-Berlins”.
Der Gründer Adolf Lewissohn hatte auch
über das Seebad hinaus prägenden Ein-
fluss. Dank seines Verhandlungsgeschicks
entstand in Mariendorf das bis
dahin größte Gaswerk in und um Berlin.
Zudem beriet er den ersten Tempelhofer Bürgermeister
Friedrich Mussehl und den “Vater des Teltowkanals” Land-
rat Ernst von Stubenrauch.
1927 starb Adolf Lewissohn, und seine
Tochter Helene übernahm die Leitung
des Seebades. Zu Beginn der 1930er Jahre
sah sie sich als Jüdin zunehmend öffent-
lichen Anfeindungen ausgesetzt.
Mit der Machtübergabe an die National-
sozialisten blieben Gäste und Einnahmen
aus. 1934 musste Helene Lewissohn Teile
des Grundstücks erheblich unter Wert
verkaufen und 1938 der Zwangsverstei-
gerung des Bades zustimmen.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde
das Seebad stark zerstört. Im September
1950 schloss es endgültig seine Tore.
Helene Lewissohn hatte zuvor vergeblich um die Rückgabe
des Familienbesitzes gekämpft. Verarmt und mittellos starb
sie am 17. April 1957 in Berlin.
Oberhalb des Textes und in diesen eingeblockt befinden sich drei Fotos. Deren Bildunterschriften lauten (v. o. n. u.):
Das Seebad von oben - Blick Richtung Ullsteinhaus, um 1928
Wahrscheinlich handelt es sich hierbei
um Adolf Lewissohn
Diesen inzwischen verschollenen Gedenk-
stein ließ Helene Lewissohn am ersten
Todestag ihres Vaters aufstellen.
Weiter unten stehen ein QR Code, Hinweise in Blindenschrift und “Weitere Informationen auf der Webseite www.berlin.de/ba-ts/gedenktafeln“
Auf einer anschließenden Tafelfläche steht:
»[...] ER HAT UNSEREM
ORT EIN EHRENVOLLES
DENKMAL IN DER GANZEN
SPORTLIEBENDEN WELT
GESETZT.«
Die Mariendorfer Zeitung über Adolf Lewissohn,
nach dem letzten Umbau des Seebades 1911
Auf dem linken, rot gehaltenen Teil der Stele steht senkrecht von unten nach oben: Erzählen / Erinnern / Gedenken und TEMPELHOF-SCHÖNEBERG
Die Stele wurde am 29.11.2024 durch Bezirksstadtrat Oliver Schworck eingeweiht. Die Lebensdaten von Adolf Lewissohn: (Berlin-)Tempelhof 6.7.1852 - Berlin 14.11.1927 und seiner Tochter Helene: (Berlin-)Tempelhof[?] 1874 - Berlin 17.4.1957.