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Charlottenburger Gegnerinnen und Gegner des Nationalsozialismus

Charlottenburger Gegnerinnen und Gegner des Nationalsozialismus

Zillestraße 54

CHARLOTTENBURGER
GEGNER DES NATIONALSOZIALISMUS

Diese Straße hieß früher Wallstraße; 1933 wurde sie in Maikowskistraße um-
benannt; den heutigen Namen Zillestraße erhielt sie 1947.
Die Wallstraße und ihre Umgebung waren Anfang der 1930er Jahre ein Zentrum
des Arbeiterwiderstands gegen den Nationalsozialismus. Die Aktivsten waren
junge Leute, viele von ihnen arbeitslos durch die Weltwirtschaftskrise.

Als in der Nacht der Machtübernahme am 30. Januar 1933 der SA-Sturm 33 auch
durch diese Straße marschierte, stellte sich ihm eine große Zahl von Menschen
entgegen. Der SA-Sturmführer Maikowski und der Polizist Zauritz kamen durch
Schüsse ums Leben. Ein Täter wurde nicht ermittelt. Dennoch wurden 52 Gegner
des Nationalsozialismus, darunter drei Frauen, zu Haftstrafen verurteilt:

Peter Arend Martin Bieber Alfred Böning Marie Borchert Willi Borchert Werner Borowski Emil Braun
Johannes Chorazy Friedrich Collin Karl Dornick Franz Fleischer Willi Fleschenberg Kurt Grothe Alfred Gruhle
Hans Hagemeyer Arthur Max Hanke Herbert Hellwig Paul Hübner Alfred Katzorke Friedrich Köhler Karl
Kramer Erich Kruk August Kupka Hermann Lange Willi Leder Willi Leese Fritz Meyer Hermann Mohr
Gerhard Mühler Richard Müller Heinz Nielbock Paul Plessow Gerhard Pohle Theodor Pohle Paul Preuss
Kurt Reese Friedrich Riemer Kurt Rossel Therese Rossel Kurt Ryberczik Max Schuckar Erich Schmidt Kurt
Schneider Hermann Schulze Erich Sieg Otto Steinmann Adolf Stellmacher Emma Suppli Hans Thonüs
Wilhelm Widder Heinrich Woithe Rudolf Wolff

Am 17. Februar 1933 trug ein SS-Mann bei gewaltsamen Auseinanderset-
zungen zwischen Nationalsozialisten und Mitgliedern einer Häuserschutzstaffel
eine tödliche Verletzung davon. Begonnen hatte die Konfrontation in der Wall-
straße, der tödliche Schuss fiel an der Kreuzung Wilmersdorfer Straße und Schiller-
straße. Obwohl das Gericht keinen Täter identifizierte, wurde der Mord den
Kommunisten angelastet, von denen drei die Folter in der SA-Haft nicht über-
lebten. 15 Personen erhielten teils hohe Haftstrafen – Richard Hüttig wurde sogar
zum Tode verurteilt:

Herbert Carius Walter Drescher Heinz Duch Paul Fischer Willi Hesse Kurt Hundsdörfer Richard Hüttig
Fritz Kollosche Kurt Konscholke Bruno Krumpholz Martin Michallak Willi Miether Rudolf Mosemann
Alfred Rabenow Arthur Schäfer Willi Schwarzat Marian Szelag Paul Voß Werner Zimmermann Paul Zweig

Die Enhüllung der ca. 60 x 80 cm großen Glastafel (Kosten ca. 600 Euro) fand am Freitag, dem 8.4.2011, statt. Es sprachen der Initiator der Tafel, der Historiker Michael Roeder, Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen, der Historiker Dr. Heinrich-Wilhelm Wörmann, Frau Weichert (Leiterin des Hauses der Jugend Zillestraße), Frau Schwalm (Witwe des Schriftstellers Jan Petersen), die 100jährige Elfriede Brüning (Schriftstellerin, letztes lebendes Mitglied des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller), Herr Meyer (Sohn des auf der Tafel benannten Fritz Meyer), Frau Gumpel (Nichte des auf der Tafel genannten Fritz Kollosche) und Herr Adam aus Friedrichshagen, dessen Familie 1933 in der Wallstraße wohnte. Die Enthüllung der Tafel am Haus der Jugend nahmen Frau Schwalm und Frau Brüning vor.

In der Sylvesternacht 2012/13 wurde die Tafel so schwer beschädigt, dass sie durch eine neue ersetzt werden musste, was durch Spenden ermöglicht wurde. Bei dieser Gelegenheit wurden an drei Stellen kleinere Korrekturen vorgenommen (letzte Zeile im ersten Textblock: drei [statt: vier] Frauen; zweite Zeile Namen: Willi [statt: Tilli] Fleschenberg; zweite Zeile unterer Textblock: einer Häuserschutzstaffel [statt: der Häuserschutzstaffeln]). Die Enthüllung der neuen Tafel erfolgte am 6. März 2013. Die Gestaltung der Gedenktafel übernahm Petra Müller (museumsfreunde).

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