Çetin-Mert-Park
Çetin-Mert-Park
Çetin Mert (1970-1975) lebte mit seiner Familie in Kreuzberg. Seine
Mutter Münevver war eine der ersten Arbeitsmigrant*innen aus der Türkei
in West-Berlin. Am 11. Mai 1975, seinem 5. Geburtstag, spielte er am
damaligen Gröbenufer (heute May-Ayim-Ufer) nahe der Oberbaumbrücke
und fiel dabei in die Spree. Der Fluss gehörte hier in voller Breite zu Ost-Berlin
und war militärisches Sperrgebiet. Das Betreten war lebensgefährlich. Daher
konnten West-Berliner Passant*innen und Einsatzkräfte den Jungen nicht
retten. Die DDR-Grenzsoldaten erreichten den Unfallort zu spät. Çetin Mert
war bereits ertrunken.
Bevor Çetin Mert starb, waren bereits auf ähnliche Weise vier Kinder
in der Nähe der Oberbaumbrücke ertrunken. Nach seinem Tod gab es
antikommunistische Proteste von türkeistämmigen Berliner*innen. Im Oktober
1975 unterzeichneten der Senat und die DDR-Regierung ein Abkommen über
Rettungsmaßnahmen bei Unglücksfällen in den Berliner Grenzgewässern.
Um weitere Unfälle zu vermeiden, errichtete der West-Berliner Senat einen
Zaun am Gröbenufer.
Çetin Mert (1970-1975) lived in Kreuzberg with his family. His mother
Münevver was one of the first migrant workers from Turkey in West Berlin.
On May 11, 1975, on his 5th birthday, as he was playing on what was then
Gröbenufer (now May-Ayim-Ufer) near the Oberbaumbrücke bridge, he fell
into the Spree. The river in its entire width belonged to East Berlin and was
a restricted military area. Any trespassers would be shot. Therefore, West
Berlin passers-by and emergency crews were unable to rescue the boy.
When the GDR border guards finally reached the scene of the accident, it
was too late. Çetin Mert had already drowned.
Four other children had already drowned in similar circumstances near the
Oberbaumbrücke bridge before Çetin Mert’s death. After his death, Berliners
of Turkish descent mounted public protests against communism. In October
1975, the Senate and the government of the GDR signed an agreement on
rescue measures in cases of accidents in Berlin’s water borders. The Senate
of West Berlin installed a fence on the Gröbenufer side of the river to prevent
further accidents.
Die Informationstafel in Erinnerung an Çetin Mert wurde im Rahmen der feierlichen Benennung des Çetin-Mert-Parks am 11. Mai 2024 an der Ecke Skalitzer Straße und Mariannenstraße eingeweiht.
Oben rechts auf der Tafel ist ein Foto Çetin Merts zu sehen, der Untertitel lautet:
Çetin Mert, Quelle: Stiftung Berliner Mauer. Fotografin: unbekannt
Unten ist die Skizze des Lageplans des Çetin-Mert-Parks, erstellt durch die Henningsen Landschaftsarchitekten PartG mbB sichtbar.
Das Design der Tafel und Parkgestaltung lagen bei der Henningsen Landschaftsarchitekten PartG mbB und die Veranstaltung war eine Kooperation des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg und der Stiftung Berliner Mauer.
Grußworte und Redebeiträge erfolgten von Clara Herrmann, Bezirksbürgermeisterin Friedrichshain-Kreuzberg; Anna von Arnim-Rosenthal, Stiftung Berliner Mauer, Leiterin der East Side Gallery; Dr. Jens Schöne, stellvertretender Berliner Beauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, BAB; und Safter Çınar, Vorstandssprecher Türkischer Bund in Berlin-Brandenburg. Für die musikalische Rahmung sorgte Encan Acıkada.