Carl Gause & Geisterglaube (Nikolaiviertel 15)
Poststraße 28
(1851—1907) errichtet. Es ist der spreeseitige Teil der Kurfürsten-
höfe, die Sie gegenüber dieser Tafel sehen. Der wertvolle Bau mit
seiner Neorenaissancefassade aus rotem Sandstein hat 1927 die
erweiternden Umbauten erfahren und steht heute unter Denkmal-
schutz. Seinen edlen Namen verdankt das Bürogebäude dem
Geisterglauben eines Hohenzollern (siehe unten).
Mit dem Namen des Architekten und Bauunternehmers Gause sind
eine Vielzahl repräsentativer Bauten und renommierter Hotels der
Stadtmitte verknüpft. Aus seiner Feder stammen u.a. auch die
Weinhandlung Borchardt, das Hotel Minerva, das Savoy,
das Bristol und erst posthum eröffnet, das alte Hotel Adlon.
1619 stirbt hier in einem bürgerlichen Haus bei seinem Kammer-
diener der Kurfürst Johann Sigismund. Warum dieser bürgernahe
Tod eines erlauchten Hohenzollern?
Weil es im Stadtschloss spukt! Die dort umgehende „Weiße Frau“
verheißt durch ihr Erscheinen dem jeweiligen Regenten sein baldiges
Ableben. Johann Sigismund, bereits von den Folgen eines Schlag-
anfalls und wohl auch der Gicht gezeichnet, will mit dem Umzug
Gevatter Tod und der Weißen Frau ein Schnippchen schlagen.
Jedoch vergeblich. Einen Monat nachdem er die Regierungs-
gewalt an seinen Sohn übergeben hatte, verstirbt er.
Drei Ursprünge der düsteren Legende sind bekannt, die jeweils aktu-
elleren Umständen folgen. Als erste Weiße Frau gilt die im 12. Jhdt.
an gebrochenem Herzen verstorbene Bertha von Rosenberg, nach-
gefolgt von Kunigunde von Orlamünde, die Albrecht den Schönen
zu gewinnen suchte, sich gar auf das Grausigste ihrer Kinder ent-
ledigte, nur um von ihm verstoßen zu werden und verzweifelt und
verschmäht zu sterben.
Jüngste Trägerin des Fluchs ist die „Schöne Gießerin“ Anna Sydow,
Geliebte des Kurfürsten Joachim II., die nach dessen Ableben 1571
von seinem Sohn Johann Georg in der Festung Spandau eingeker-
kert wurde und nach vier Jahren Einzelhaft den Tod fand.
Die schöne Mätresse erschien dem Eidbrüchigen, der seinem Vater
ihre Verschonung geschworen hatte, vor seinem Todestag als
Unheil verheißendes Gespenst.
A Noble House: Kurfürstenhaus (‘House of the Prince-
Elector’), designed by Carl G.G. Gause, was completed in
1897. The Kurfürstenhöfe (courtyards of the Kurfürstenhouse,
located on the banks of the River Spree) are visible from the
present standpoint. C. G. G. Gause achieved renown for the
design of a number of buildings and hotels in the centre of Berlin,
including the original Hotel Adlon, which was completed after
his death.
The Kurfürstenhaus owes its name to the superstitious tendencies
of Johann Sigismund, a Hohenzollern (see below). His faithful
valet dedicated Berlin’s first memorial plaque to him, which
was destroyed in the bombing of the Hohenzollern Museum
during the Second World War.
A fatal belief:
In 1619, Prince-Elector Johann Sigismund died in the home
of his valet. A peculiar location for an illustrious member of
the ruling family to meet his end. Yet the Prince-Elector could
do no other, as the palace was haunted!
According to legend, the appearance of a ghost, the
so-called ‘White Lady’, invariably augured the death of the
reigning sovereign. Johann Sigismund, who had already suffered
a stroke and was plagued by chronic gout, hoped to cheat
death by moving out of the palace. Alas, in vain. He died
one month after his son took the throne.
Three possible origins of this dark legend are known, each
originating from different historical eras. In the most recent
version of the tale, the White Lady is said to be Anna Sydow,
Prince-Elector Joachim II’s lover who was imprisoned by J
ohann Georg, the Prince-Elector’s son. She died after four
years in solitary confinement, but returned as a ghost before
the death of the oath-breaking Johann Georg, who had
promised to spare he promised to spare her.
In the earliest version of the legend, Bertha von Rosenberg
was said to be the White Lady. She was later supplanted by
Kunigunde von Orlamünde, who cruelly killed her children in
an attempt to win the love of Albrecht the Handsome.
She was disowned by him, and died grief-stricken.
Jede der 19 Gedenktafeln ist Teil des historischen Pfades, der quer durch die Berliner Altstadt des gesamten Nikolaiviertels konzipiert wurde. Mithilfe der Nummerierungen und einer Karte des Stadtviertels, die auf jeder der Tafeln unten links abgebildet ist, kann eine Stadtführung in eigenem Tempo vorgenommen werden. Die mit Bildern ausgeschmückten Informationen in deutscher und in englischer Sprache erzählen die bis ins 12. Jahrhundert zurückgehenden sowohl amüsanten als auch bestürzenden Geschichten zu den Gebäuden und berühmten Persönlichkeiten.
Die fünfzehnte Gedenktafel ist paarweise mit der Gedenktafel Nr. 14 links vom Eingang „Zur Gerichtslaube“ und vor dem Zaun, der den Hof und Außenbereich der Gaststätte eingrenzt, aufgestellt. Die Tafel erinnert an den Architekten Carl G. G. Gause (Berlin 14.05.1851 – Berlin 29.08.1907), welcher bekannt ist für das denkmalgeschützte spreeseitige Teil des gegenübergelegenen Kürfürstenhaus. Des Weiteren erzählt sie die Geschichte des Kurfürsten Johann Sigmund (Halle 08.11.1572 – Berlin 02.01.1620) und einer gespensterhaften Legende des 16. Jhdt.
Die Bildunterschriften von links nach rechts lauten:
Kurfürst Johann Sigismund
Berlins erste Gedenktafel (in Übersetzung), wurde im Krieg mit dem
Hohenzollern-Museum zusammen ein Opfer der Zerstörung
„Weiße Frau“ im Stadtschloss