Carl Friedrich Wilhelm Graßnick
Caligariplatz
WEGEN
SOZIALISTISCHER
UMTRIEBE
1878 VERBANNT
Schülerinnen der Weißenseer Elisabeth-Schulen gingen in einer Projektgruppe dem Leben Graßnicks nach. Im Frühjahr 1876 erwarb der Gerstenhändler Carl Graßnick ein „Restaurationslokal" am Anfang der Prenzlauer Chaussee (heute Prenzlauer Promenade), das den Sozialdemokraten als Treffpunkt diente. Da er dies auch nach dem Inkrafttreten des Sozialistengesetzes im Oktober 1878 zuließ, wurde Graßnick zu Weihnachten des Jahres aus Berlin und den angrenzenden Kreisen ausgewiesen. Nach dem Auslaufen des Sozialistengesetzes 1890 durfte Graßnick nach Berlin zurückkehren. Doch vieles blieb im Dunkeln. Seine Lebensspuren verlieren sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Lübbenau (Berliner Woche, Weißensee-Ausgabe, 26.3.2013).
Die graue Steinplatte mit erhabenen schwarzen Buchstaben ist in das Pflaster in unmittelbarer Nähe einer Informationsstele zur ehemaligen Filmstadt Weißensee neben dem Wendekreis der Heinersdorfer Straße eingelassen und sollte am 20.3.2013 eingeweiht werden. Die kalten Tage des Frühjahrs ließen die Einlassung in den Boden jedoch erst einige Tage später zu. Finanziert wurde sie vom benachbarten Kunst- und Kulturzentrum „Brotfabrik", Caligariplatz 1.
Rechts an der Fassade des Kulturzentrums ist eine Acryltafel angebracht. Sie zeigt verschiedene fotografische Wiedergaben der Szenerie im ausgehenden 19. Jahrhundert und das Foto eines Mannes, wahrscheinlich Graßnick. Ihre Inschrift:
An der heutigen Prenzlauer Promenade / Gustav-Adolf-Straße eröffnete Carl Friedrich Wilhelm Graßnick im Alter von 33
Jahren ein Lokal. Wegen offen praktizierter Unterstützung der Sozialdemokraten geriet er mit dem Sozialistengesetz in Konflikt
und wurde am 24.12.1878 ausgewiesen.
Seine Frau und vier Kinder musste er zurücklassen. Für Graßnick begann eine Odyssee aus Obdachlosigkeit,
Alkoholismus, Verwahrlosung und Verhaftungen quer durch Deutschland.
Mit der Aufhebung des Gesetzes 1890 verlor sich seine Spur in Lübbenau.