zurück zur Suche
Berliner Originale (Nikolaiviertel 3)

Berliner Originale (Nikolaiviertel 3)

Heinrich Zille, Radeburg 10.01.1858 – 09.10.1929 Berlin; Claire Waldoff, Gelsenkirchen 21.10.1884 – 22.01.1957 Bad Reichenhall

Am Nußbaum 3

Alt und rastlos: Das Haus „Zum Nussbaum“ stand von mindestens
1596 bis 1943 in der Fischerstraße 21 im benachbarten Alt-Cölln –
bis es dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer fiel.
Im Zuge von Wiederaufbau und Planung des Nikolaiviertels wurde
es hier originalgetreu wieder aufgebaut und eine räumlich ähnliche
Umgebungssituation geschaffen.
Die ehemals strategisch günstige Lage an einem Cöllner Stadttor,
geeignet, um Durstige nach langer Reise oder Wache zu einer erst-
oder letztmaligen Einkehr abzufangen, lässt eine jahrhundertelange
Bewirtschaftung vermuten.
Der aktuelle und zugleich historische Name geht auf einen Baum
zurück, der der jungen Wirtin vor ca. 200 Jahren von Stammgästen
verehrt worden sein soll. Dieses Exemplar hier, eine amerikanische
Schwarznuss, wurde zusammen mit dem Haus 1986/87 aufge-
pflanzt – an der Stelle der alten Propstei.
Berliner Originale sind unbestrittenerweise auch Heinrich Zille,
Otto Nagel und Claire Waldoff. Zille frequentierte den „Nussbaum“
ab 1906, teils gemeinsam mit Nagel und Claire Waldoff, verbunden
in künstlerischer Freundschaft. Letztere musste, da aus Gelsenkirchen
gebürtig, das Berlinern erst lernen – sie tat dies bevorzugt in der ent-
spannten Atmosphäre der Gaststätte. 1936 wurde ihr das Auftreten
in Film und Funk von den Nazis verboten.
Zille und Nagel gaben gemeinsam die Satirezeitschrift „Eulenspiegel”
heraus, die ihren kritischen Schneid auch später in der DDR-Zeit behielt;
bekannter sind beide jedoch als Zeichner.
Zille (M1) wird von den Berlinern für seine beißenden, aber liebe-
vollen zeichnerischen und fotografischen Schlaglichter auf das Berliner
Großstadtleben und auf dessen Elend verehrt. Gemeinsam mit dem
„Nussbaum“ verbrannten 1943 auch einige Originale Zilles.
Seinem Andenken ist ein eigenes Museum gewidmet.


Tradition in Berlin-Cölln:
Formerly situated directly at a city gate of Cölln –
the other half of the twin city of Berlin-Cölln – the house was a likely
first stop for the thirsty after a long journey or day on guard
duty. The old inn, Zum Nussbaum (‘Walnut Tree Inn’), con-
tained structural elements dating back to at least 1596.
Its current name is relatively recent, however. Roughly 200
years ago, pub-goers gifted the walnut tree after which the
inn was named to a young female innkeeper.
In 1943, the house and tree both fell victim to the Second
World War.
The inn was rebuilt true to the original in Nikolai Quarter in a
setting similar to its previous location in old Cölln. A new tree,
an American Black Walnut, was also planted. Work was
completed in 1987.
Three original figures from Berlin’s history:
Heinrich Zille, Otto Nagel and Claire Waldoff, ‘The Voice of
Berlin’. All three were regular patrons of Zum Nussbaum and
were friends with one another.
The singer Claire Waldoff, who was not a native of Berlin,
enjoyed spending her time learning the local dialect in the
inn. She transformed the folksy Berlin manner into stage act
and thus became the most popular ‘Berliner’ of her time –
until the Nazis forbade her appearance in radio or film
in 1936.
Heinrich Zille is still remembered for his warm-hearted and
sarcastic portrayals of urban life and hardship in Berlin. A
special museum (M1) is dedicated to his memory.
The painter Otto Nagel is above all famous for his
cityscapes and portraits of the working class.

Jede der 19 Gedenktafeln ist Teil des historischen Pfades, der quer durch die Berliner Altstadt des gesamten Nikolaiviertels konzipiert wurde. Mithilfe der Nummerierungen und einer Karte des Stadtviertels, die auf jeder der Tafeln unten links abgebildet ist, kann eine Stadtführung in eigenem Tempo vorgenommen werden. Die mit Bildern ausgeschmückten Informationen in deutscher und in englischer Sprache erzählen die bis ins 12. Jahrhundert zurückgehenden sowohl amüsanten als auch bestürzenden Geschichten zu den Gebäuden und berühmten Persönlichkeiten.

Die dritte Gedenktafel befindet sich am Übergang von Am Nußbaum zur Propststraße, direkt an der Außenwand der historischen Gaststätte „Zum Nußbaum“. Sie erzählt die Geschichte des Restaurants, des Gebäudes und der besonderen Persönlichkeiten, die hier regelmäßig einkehrten.

Die Bildunterschriften von links nach rechts lauten:

Heinrich Zille (1905/1906)

Restaurant zum Nussbaum (um 1900)

Claire Waldoff

zurück