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Bendlerblock und 20. Juli 1944

Stauffenbergstraße 14

Inschrift der linken Stele:

Der Bendlerblock
The Bendler Block

Zwischen 1911 und 1914 entsteht im Tiergartenviertel
ein geräumiger Komplex für das Reichsmarineamt.
Das Hauptgebäude liegt am Landwehrkanal, der Ost-
flügel an der Bendlerstraße 14, der heutigen Stauffen-
bergstraße. Die Bendlerstraße war bereits 1837 von dem
Ratsmaurermeister Johann Christoph Bendler angelegt
und nach ihm benannt worden. Nach dem Ersten
Weltkrieg findet neben der Marineleitung hier auch die
neu geschaffene Reichswehrführung Platz. In dieser
Zeit bürgert sich die inoffizielle Bezeichnung “Bendler-
block” für das deutsche militärische Führungszentrum
ein. Auf den 1926 erworbenen Nachbargrundstücken
in der Bendlerstraße 10-13 entsteht bis 1938 durch
Neubau und Erweiterung der Bendlerblock in seiner
heutigen Form.

Nach 1933 ist der Bendlerblock Sitz des Allgemeinen
Heeresamtes des Oberkommandos des Heeres, des
Befehlshabers des Ersatzheeres und Chefs der Heeres-
rüstung, von Teilen der Seekriegsleitung und weiterer
militärischer Dienststellen. Bereits am 3. Februar 1933
kündigt Adolf Hitler hier der Reichswehrführung
die “Eroberung neuen Lebensraums im Osten” an.
Vor allem aber ist der Bendlerblock das Zentrum des
Umsturzversuches gegen das nationalsozialistische
Regime am 20. Juli 1944.

Seit den 1950er Jahren nutzen überwiegend Behörden
des Bundes und des Landes Berlin sowie die Gedenk-
stätte Deutscher Widerstand den Bendlerblock.
Seit 1993 dient der größte Teil des Bendlerblocks dem
Bundesministerium der Verteidigung als zweiter
Dienstsitz.

Seit dem 20. Juli 1952 findet im heutigen Ehrenhof der
Gedenkstätte Deutscher Widerstand jedes Jahr eine
Gedenkfeier zur Erinnerung an den Widerstand gegen
den Nationalsozialismus statt. Am 20. Juli 1953 wird
das von Richard Scheibe geschaffene Denkmal
des jungen Mannes mit gefesselten Händen enthüllt.
1955 wird die Bendlerstraße in Stauffenbergstraße
umbenannt. 1980 erhält der Ehrenhof nach einem
Entwurf von Erich Reusch seine heutige Gestalt.

1968 informiert erstmals eine kleine Ausstellung über
den militärischen Widerstand. Seit 1989 dokumentiert
die Dauerausstellung der Gedenkstätte Deutscher
Widerstand als zentraler Ort der Erinnerung in der
Bundesrepublik Deutschland umfassend die Motive,
Ziele und Formen des Kampfes gegen die national-
sozialistische Diktatur.

A large complex was built for the Reich Naval Office in
the Tiergarten district between 1911 and 1914. The main
building was on the Landwehr Canal and the eastern
wing on Bendlerstraße 14, now Stauffenbergstraße.
Bendlerstraße had been built by the municipal master
builder Johann Christoph Bendler in 1837 and named
after him. After World War I, the navy and the newly
created Reichswehr both had their administrative
headquarters here. During this time the ”Bendler Block”
became established as the unofficial name for the
German military leadership center. The neighboring
plots on Bendlerstraße 10–13 were bought in 1926, and
the Bendler Block in its current form was built and
extended up to 1938.

After 1933, the Bendler Block was the headquarters of
the General Army Office in the Army High Command,
of the commander of the Reserve Army and chief of
army equipment, of parts of the Navy High Command,
and of other military offices. As early as February 3,
1933, Adolf Hitler announced here, to the leaders of the
Reichswehr, that he would ”conquer new living space
in the East.” Above all, however, the Bendler Block was
the center of the attempted coup against the National
Socialist regime on July 20, 1944.

Since the 1950s, the Bendler Block has housed mainly
federal and state administrative bodies and the German
Resistance Memorial Center. In 1993, most of the
Bendler Block became the second office complex of
the Federal Ministry of Defence.

Since July 20, 1952, a memorial ceremony has been
held every year in what is now the commemorative
courtyard of the German Resistance Memorial Center,
in remembrance of the resistance against National
Socialism. Richard Scheibe’s memorial statue of the
young man with his hands tied was unveiled on
July 20, 1953. Bendlerstraße was renamed Stauffen-
bergstraße in 1955. The commemorative courtyard in
its present form was designed by Erich Reusch in 1980.

A first small exhibition on the military resistance was
installed in 1968. Since 1989, the German Resistance
Memorial Center’s permanent exhibition has been
a central site of remembrance in Germany, providing
extensive documentation of the motives, aims,
and forms of the fight against the National Socialist
dictatorship.

Inschrift der mittleren Stele:

Der 20. Juli 1944
July 20, 1944

Friedrich Olbricht, Chef des Allgemeinen Heeresamtes
im Oberkommando des Heeres, bereitet im Bendler-
block seit Beginn der 1940er Jahre in Abstimmung
mit den zivilen Oppositionsgruppen um Ludwig Beck
und Carl Friedrich Goerdeler Befehle für einen
Umsturzversuch gegen Hitler vor. Dafür nutzt Olbricht
die zur Niederschlagung von inneren Unruhen
und Aufständen von Zwangsarbeitern entworfenen
“Walküre”-Befehle als Tarnung.

Ab Herbst 1943 arbeitet Claus Schenk Graf von
Stauffenberg als Chef des Stabes des Allgemeinen
Heeresamtes im Bendlerblock. Gemeinsam mit
Henning von Tresckow präzisiert er die “Walküre”-
Befehle und die Umsturzplanungen. Seit Juni 1944
ist Stauffenberg Chef des Stabes des Befehlshabers
des Ersatzheeres und Chefs der Heeresrüstung
Friedrich Fromm und hat dadurch Zugang zu
Lagebesprechungen in Hitlers “Führerhauptquartier
Wolfschanze” bei Rastenburg in Ostpreußen.

Am 20. Juli 1944 zündet Stauffenberg dort kurz vor
13.00 Uhr in der Lagebaracke eine Bombe, die Hitler
töten soll. Anschließend fliegt er gemeinsam mit
seinem Adjutanten Werner von Haeften nach Berlin
zurück, wo gegen 16.00 Uhr Friedrich Olbricht und
Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim die “Walküre”-
Befehle auslösen. Bis in die Abendstunden hinein
versuchen die Verschwörer gemeinsam mit dem als
Staatsoberhaupt vorgesehenen Ludwig Beck, den
Umsturzversuch in Gang zu setzen. Da Hitler überlebt
hat, scheitern ihre Bemühungen.

Ludwig Beck wird nach einem missglückten Freitod-
versuch auf Befehl von Friedrich Fromm erschossen.
Gegen Mitternacht befiehlt Fromm auch die Erschie-
ßung von Claus Schenk Graf von Stauffenberg,
Friedrich Olbricht, Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim
und Werner von Haeften im heutigen Ehrenhof der
Gedenkstätte Deutscher Widerstand.

From the early 1940s, Friedrich Olbricht, the chief
of the General Army Office in the Army High Command,
prepared orders for an attempted coup against Hitler
in the Bendler Block, in consultation with the civilian
opposition groups formed around Ludwig Beck and
Carl Friedrich Goerdeler. Olbricht disguised the
plans by using the ”Valkyrie” orders drafted for quelling
uprisings by forced laborers and domestic unrest.

Claus Schenk Graf von Stauffenberg worked in the
Bendler Block from the fall of 1943, as chief of staff
of the General Army Office. He and Henning von
Tresckow fine-tuned the ”Valkyrie” orders and the
plans for a coup. From June 1944, Stauffenberg
was chief of staff of the commander of the Reserve
Army and chief of army equipment, Friedrich Fromm,
which gave him access to briefings in Hitler’s ”Wolf’s
Lair Führer Headquarters” near Rastenburg in East
Prussia.

Shortly before 1 p.m. on July 20, 1944, Stauffenberg
triggered a bomb in the briefing room of the head-
quarters, intending to kill Hitler. He and his adjutant
Werner von Haeften then flew back to Berlin, where
Friedrich Olbricht and Albrecht Ritter Mertz von
Quirnheim initiated the ”Valkyrie” orders at around
4 p.m. Until that evening, the conspirators attempted
to launch the coup along with Ludwig Beck, who
was designated as head of state. Because Hitler had
survived, their efforts failed.

Ludwig Beck was shot dead on the command of
Friedrich Fromm after a failed suicide attempt.
At around midnight, Fromm then ordered the execution
by shooting of Claus Schenk Graf von Stauffenberg,
Friedrich Olbricht, Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim,
and Werner von Haeften in what is now the
commemorative courtyard of the German Resistance
Memorial Center.

Seit der Eröffnung der neugestalteten Ausstellung in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand am 1. Juli 2014 befinden sich links neben dem Zugang zur Gedenkstätte drei Stelen, von denen die linke und mittlere dem Gedenken an die Geschichte des Gebäudekomplexes und an den Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 gewidmet sind.
Unter den jeweiligen Überschriften befinden sich Fotos. Die Bildunterschriften auf der linken Stele lauten:
Der Eingang zum Bendlerblock / um 1940 / The entrance to the Bendler Block, around 1940.
Nach dem Scheitern des Umsturzversuches: / Angehörige der Waffen-SS und Soldaten der Wehrmacht / am 21. Juli 1944 im Innenhof des Bendlerblocks / After the failure of the attempted coup: / Waffen-SS men and Wehrmacht soldiers in the / Bendler Block courtyard, July 21, 1944.

Auf der mittleren Stele sind unter der Überschrift Fotos der Hauptakteure des Umsturzversuches. Hier lauten die Unterschriften:
Oberst i.G. Claus Schenk / Graf von Stauffenberg / Colonel (G.S.) Claus Schenk / Graf von Stauffenberg
General Friedrich Olbricht / General Friedrich Olbricht
Oberst i.G. Albrecht / Ritter Mertz von Quirnheim / Colonel (G.S.) Albrecht / Ritter Mertz von Quirnheim
Oberleutnant Werner / von Haeften / First Lieutenant Werner / von Haeften
Generaloberst Ludwig Beck / Colonel General Ludwig Beck

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