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Arbeitsmigration in West-Berlin

Arbeitsmigration in West-Berlin

Stresemannstraße 30

Gedenktafel Arbeitsmigration in West-Berlin
Stresemannstraße 30

Dieses Gebäude war von 1963 bis 1969 ein Wohnheim für Arbeiter-
innen der Firma AEG Telefunken. Hier lebten mehr als 1500
Arbeiterinnen, die vorwiegend aus Griechenland, Jugoslawien und
der Türkei gekommen waren. Literarisch verewigte Emine Sevgi
Özdamar das Haus in ihrem Roman «Die Brücke vom Goldenen Horn».

Die Bundesrepublik Deutschland schloss seit
1955 v. a. mit süd-/osteuropäischen Staaten
bilaterale Abkommen zur Anwerbung von
Arbeiter*innen. Durch den Bau der Berliner
Mauer im August 1961 konnten DDR-
Bürger*innen nicht mehr in West-Berlin
tätig sein. Daher wurden auch in West-
Berlin Menschen zum Arbeiten angeworben.
Insbesondere die Textilbranche, Elektro-
und Telekommunikationsunternehmen
beschäftigten Frauen.

Bis 1964 waren die Arbeitsverträge in der
Regel auf maximal ein bis zwei Jahre befris-
tet, um immer wieder neue Menschen in die
Bundesrepublik zu holen und gleichzeitig eine Einwanderung zu
verhindern. Die Unternehmen hatten den damit verbundenen
Aufwand beklagt, regelmäßig neue Arbeiter*innen anzulernen.

Anfangs lebten viele migrantische Arbeiter*innen in betriebs-
eigenen Wohnheimen mit Mehrbettzimmern und gemeinschaft-
lichen Koch- und Aufenthaltsräumen. Für jede Person war ein
Wohnraum von maximal vier Quadratmetern vorgesehen.
Die Unterkünfte lagen häufig räumlich isoliert und waren nach
Geschlechtern getrennt. Besuchs- und Ausgehmöglichkeiten
waren streng geregelt.

Nach dem Anwerbestopp 1973 konnten Familienmitglieder
nachkommen. Bei der Wohnraumsuche waren Migrant*innen
oft mit rassistischen Diskriminierungen konfrontiert. Wohn-
raum fanden sie vor allem in vernachlässigten Altbauten in den
Bezirken Kreuzberg, Schöneberg und Wedding.

Migrant*innen bilden in sämtlichen wirtschaftlichen, sozialen
und kulturellen Bereichen einen Bestandteil der Bundesrepublik
Deutschland. Maßgeblich prägen sie die Demokratisierungs-
geschichte und die Entwicklungen des Bezirks Friedrichshain-
Kreuzberg mit.

Stresemannstraße 30
Dormitory of AEG Telefunken

From 1963 to 1969, this building was a dwelling for women workers of the
AEG Telefunken company. Over 1500 women workers lived here, mainly from
Greece, Yugoslavia, and Turkey. This house was immortalized by Emine Sevgi
Özdamar in her novel «The Bridge of the Golden Horn».

Beginning in 1955, the Federal Republic of Germany concluded bilateral
agreements on labour recruitment principally with countries in southern and
eastern Europe. The Berlin Wall, built in August 1961, meant that GDR citizens
could no longer work in West Berlin. Therefore, people were also recruited from
abroad to work in West Berlin. Women were employed by the textile industry as
well as electrical and telecommunications companies in particular.

Until 1964, employment
contracts were generally limited
to a maximum of one to two
years, to keep bringing new
people into the Federal Republic
while preventing immigration.
The companies had been
complaining about having to
train new workers repeatedly.

At first, many migrant workers
lived in company-owned
dormitories with shared rooms
and communal kitchens and recreation rooms. The living spaces were designed
with a maximum of four-square meters of living space per person. Often the
dormitories were geographically isolated and residents were separated by
gender. There were strict regulations about going out and receiving visits.

After the Federal Cabinet ordered a stop to further recruitment of foreign
labor in 1973, family members of the workers were allowed to join and live in
West-Germany. Migrants often had to deal with racist discrimination when
looking for housing. It was mainly in old neglected buildings in the districts of
Kreuzberg, Schöneberg and Wedding that they managed to find housing.

In all economic, social, and cultural fields, migrants are an integral part
of Germany. They have been playing a decisive role in shaping the history
of democratization and the development of the district of Friedrichshain-
Kreuzberg.

Diese Gedenktafel wurde am 26.3.24 am Standort am Standort eines ehemaligen Wohnheims von AEG Telefunken gemeinsam mit einer weiteren Gedenktafel in Erinnerung an Arbeitsmigration in Ost-Berlin in Anwesenheit von Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann eingeweiht, die auch die Grußworte an die Anwesenden richtete.

Auf der Tafel befinden sich drei Fotos, die Bildunterschriften lauten (in der Reihenfolge oben, links, rechts):

Arbeiterinnen aus Spanien bei der Montage eines Hochspannungstrafos in
einem Werk der Firma Telefunken. Quelle: Stiftung Deutsches Technikmuseum.
Foto: Historisches Archiv
Workers from Spain assembling a high-voltage transformer at Telefunken.
Source: Stiftung Deutsches Technikmuseum. Photo: Historisches Archiv

Filiz Taşkin im Gemeinschaftszimmer des Wohnheims bei einer Feier zu
Şeker Bayramı (Ende der Fastenzeit), 1965. Quelle: FHXB Friedrichshain-
Kreuzberg Museum.
Filiz Taşkin at the dormitory in her shared room at a celebration to
mark Şeker Bayramı (end of the fasting period), 1965. Source: FHXB
Friedrichshain-Kreuzberg Museum

Silvesterfeier mit Bewohnerinnen und dem Leiter des Wohnheims, 1965.
Quelle: FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum.
New Year’s Eve party with residents and the manager of the dormitory, 1965,
Source: FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum

Es handelt sich um eine Gedenktafel des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg, das Design lag bei Inga Attrot und Fabian Hickethier.

Die Gedenktafel wurde im Rahmen des bezirklich Diversity-Gedenkens (siehe beigefügtes PDF) umgesetzt.

 

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