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Arbeitshaus und Gefängnis Rummelsburg
Arbeitshaus und Gefängnis Rummelsburg
Arbeitshaus und Gefängnis Rummelsburg

Arbeitshaus und Gefängnis Rummelsburg

Friedrich-Jacobs-Promenade

RUMMELSBURG
1879 - 1945
Rund 140 Jahre lang befanden sich auf diesem Gelände Anstalten,
die staatlicher Verfolgung und Repression dienten. Jahrzehntelang
wurde der Gebäudekomplex als Arbeitshaus genutzt. Zahlreiche hier
Internierte sind Opfer von NS-Verbrechen geworden. Zuletzt stand
der Name »Rummelsburg« während des SED-Regimes für ein wegen
politischer Haft berüchtigtes Männergefängnis.

»Städtisches Arbeitshaus« 1879 – 1933
Das zwischen 1876 und 1879 nach Entwürfen von Stadtbaurat
Hermann Blankenstein errichtete städtische Arbeitshaus umfasste
19 schmucklose Klinkerhäuser, darunter sechs »Verwahrhäuser«, ein
Verwaltungsgebäude, Wirtschaftseinrichtungen, eine Kirche und
Wohnhäuser für Beamte. Die 15 erhaltenen Gebäude in Backstein-
architektur sind die letzten Zeugnisse der Gesamtanlage. Das
historische Ensemble steht als Baudenkmal und wegen seiner
einzigartigen sozial-geschichtlichen Bedeutung unter Denkmal-
schutz.
Wer nach Rummelsburg kam, lebte in der Regel am Rande der
Gesellschaft. Hier sollten Obdachlose, Bettler, Landstreicher,
Prostituierte, »Arbeitsscheue« und geringfügig straffällig gewordene
Männer und Frauen durch »Arbeit und strenge Zucht« zur
Anpassung an die gesellschaftlichen Normen gebracht werden. Die
Höchstdauer der Unterbringung betrug zwei Jahre. Die Anstalt bot
1000 Insassen Platz, doch bereits 1887 waren hier mehr als 1600
Frauen und Männer gemeldet. Aufgenommen wurden auch alte
und sieche »bescholtene« Arme, denen andere Einrichtungen
verschlossen blieben.
Erst in der Weimarer Republik erfolgte eine Liberalisierung der Zu-
stände. Reformen führten zu einer Verringerung der Belegungsdichte.

»Arbeits- und Bewahrungshaus« 1933 – 1945
Der Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 stellte hinsichtlich
der Ausgrenzung und Verfolgung von Minderheiten einen Zivili-
sationsbruch dar. Der Druck auf Wohnungslose und als »Asoziale«
und »psychisch Abwegige« stigmatisierte Menschen erhöhte sich
drastisch. In der nun »Arbeits- und Bewahrungshaus« genannten
Anstalt verschärften sich die Bedingungen. Die Dauer der Unter-
bringung verlängerte sich erheblich, arbeitsfähige Insassen mussten
Zwangsarbeit verrichten. Es gab jetzt »Sonderabteilungen« für
homosexuelle und für jüdische Insassen. Geplant war der Ausbau
zu einer »Sammelanstalt für Asoziale und Gefährdete aller Art«
aus Berlin und Brandenburg.
Die Situation in der Anstalt während der Zeit des Nationalsozialismus
ist noch nicht gänzlich erforscht. Belegt ist aber, dass Insassen nach
dem »Erbgesundheitsgesetz« zwangssterilisiert wurden. 1940
befanden sich im »Arbeits- und Bewahrungshaus« insgesamt fast
2000 Menschen, Anfang 1942 waren es 1400 Personen.
Im Rahmen der »Euthanasie« genannten nationalsozialistischen
Mordaktion »T4« wurden Ende 1941 in Rummelsburg Unterlagen
vorbereitet, mit denen die »sogenannten asozialen Elemente …
zur Vernichtung reif« gemacht werden sollten. Das sagte eine an-
geklagte Mitarbeiterin 1946 aus. Auch fand 1942 nachweislich eine
»Musterbegutachtung« statt, die 314 Insassen des »Arbeits- und
Bewahrungshauses« zur Tötung vorsah.

RUMMELSBURG
1879 - 1945
For about 140 years, institutions serving the purpose of state
persecution and repression stood here. For many decades, the
building complex was used as an workhouse. Many of those interned
here were victims of Nazi crimes. In the days of Socialist Unity
Party rule, Rummelsburg was transformed into a men’s prison
holding a large number of political prisoners. The conditions under
which the latter served their sentences were notorious.
”Städtisches Arbeitshaus” (City Workhouse) 1879 – 1933
The Städtisches Arbeitshaus, which was built between 1876 and
1879 from plans by Stadtbaurat (head of the municipal planning and
building control office) Hermann Blankenstein, consisted of nineteen
plain brick buildings, including six ”Verwahrhäuser” (detention
buildings), an administration building, service suppliers, a church,
and residential buildings for civil servants. The remaining fifteen
brick buildings are the only surviving testimony to the overall
complex. Owing to its unique socio-historical importance, the
ensemble is now protected as a historical monument.
The people interned in Rummelsburg had generally lived on the
margins of society. They included homeless people, beggars, tramps,
prostitutes, the ”work shy”, as well as men and women arrested for
minor offences, who were supposed to be adjusted to societal norms
through ”work and corrective measures”. The maximum period of
custody was two years. The institution was designed to hold 1,000
inmates. By 1887, however, over 1,600 men and women were regis-
tered here. Old and infirm people of disreputable characters, who
were excluded from other institutions, were also detained here.
It was only during the Weimar Republic that conditions were eased.
Reforms were passed, lowering the concentration of inmates.
”Workhouse and Protection Hostel” 1933 –1945
The Nazis’ assumption of power in 1933 signalled a brutal departure
from civilized practice with regard to the exclusion and persecution
of minorities. Pressure on the homeless, and people stigmatised as
”asocial” and ”psychologically disturbed”, increased drastically.
Conditions became harsher in what was now called a ”Workhouse
and Protection Hostel”. The period of stay was extended considerably.
Inmates who were able to work were made to do forced labour.
New ”Special Departments” were established for homosexual and
Jewish inmates. There were plans to extend the institution to create
an ”assembly institution for the asocial and the endangered” from
Berlin and Brandenburg.
There is still much research to be done on conditions in the insti-
ution under National Socialist rule. One thing is certain however:
that the inmates suffered compulsory sterilisation under the ”Erb-
gesundheitsgesetz” (Law for the Prevention of Genetically Diseased
Offspring). In 1940, the ”Workhouse and Protection Hostel” held
almost 2,000 people; by early 1942, the number had fallen to 1,400.
Within the scope of the National Socialists murder (so-called
”euthanasia”) campaign, documents were drawn up in Rummelsburg
in late 1941 to prepare the ”so-called asocial elements … for exter-
mination”, to cite the words of an accused female staff member
speaking in 1946. Evidence shows that, in 1942, a ”sampling survey”
took place that scheduled 314 inmates of the ”Workhouse and
Protection Hostel” for extermination.

RUMMELSBURG
1945 - 1990
»Arbeits- und Bewahrungshaus« 1945 – 1951
Nach dem Zweiten Weltkrieg bestand das »Arbeits- und Bewahrungs-
haus« mit etwa 280 verbliebenen Insassen zunächst weiter. Da die
meisten Gebäude unzerstört waren, konnten vorübergehend
Flüchtlinge untergebracht werden. Doch für Hunderte von ihnen
kam die Hilfe zu spät; sie starben an Krankheiten und Unterversor-
gung. Zwischen 1949 und Anfang 1951 unterhielt der Magistrat von
Berlin (Ost) hier außerdem »Erziehungsheime« für Jugendliche,
darunter einen Jugendarrest.
Nach Gründung der DDR übernahm das Innenministerium 1951
das Gelände und begann mit dem Ausbau zur »Strafvollzugsanstalt
Berlin I« und der angeschlossenen »Untersuchungshaftanstalt I«.
Als »Leitgefängnis« unterstanden ihm die Frauengefängnisse in der
Barnimstraße (1973 abgerissen) und in Köpenick sowie die
»Untersuchungshaftanstalt II« im Polizeipräsidium Keibelstraße.
»Strafvollzugsanstalt Berlin I« 1951 – 1990
In Rummelsburg saßen Zehntausende Männer ein, hauptsächlich
aus der DDR, aber auch Westdeutsche und einige Inhaftierte aus
anderen, vor allem »nichtsozialistischen« Staaten. Offiziell gab es im
DDR-Strafvollzug keine politischen Gefangenen. Doch nicht jeder,
der nach den Gesetzen des Regimes angeklagt und verurteilt wurde,
war ein Straftäter. Viele gerieten aus politischen Gründen in die
Fänge der Justiz und erhielten hohe Strafen. 1963 begann der für
den SED-Staat lukrative Freikauf politischer Häftlinge durch die
Bundesrepublik.
Die Zustände in der Haftanstalt waren erschreckend, die 900 Haft-
plätze mit zeitweise bis zu 2500 Inhaftierten ständig überbelegt.
Sechs bis acht Häftlinge mussten sich die wenigen Quadratmeter
einer Zelle teilen. Zwischen »Politischen« und »Kriminellen« wurde
nicht unterschieden. Willkür, militärischer Drill, ein ausgeklügeltes
Strafsystem sowie Missstände bei der Hygiene und Versorgung
kennzeichneten die Haftbedingungen und dienten als Mittel, um
politisch abweichendes Verhalten zu unterdrücken.
Neben »staatsbürgerlichen Schulungen« hatte der in die zentralisti-
sche Planwirtschaft eingebundene Arbeitseinsatz Priorität. Als
billige Arbeitskräfte waren die Häftlinge in Bereichen eingesetzt,
in denen Arbeitskräftemangel herrschte und monotone, schwere
körperliche oder gesundheitsgefährdende Arbeit verlangt war.
Häufig kam es zu Arbeitsunfällen.
Grundsätzlich galt das Prinzip der Einflussnahme und Kontrolle durch
das DDR-Ministerium für Staatssicherheit auch für den Strafvollzug.
Verschiedene Abteilungen agierten verdeckt in Rummelsburg und
nutzten das Gefängnis für ihre Interessen: beispielsweise wenn
Überführungen politischer Häftlinge in andere oder aus anderen
Haftanstalten anstanden, bei Ermittlungen oder Besuchs-
und Anwaltsterminen.
Ende Oktober 1990 wurde die Haftanstalt Rummelsburg geschlossen
und nach langem Leerstand ab 2007 zu einer Wohnanlage entwickelt.

RUMMELSBURG
1945 - 1990
”Workhouse and Protection Hostel” 1945 – 1951
After the Second World War, the ”Workhouse and Protection
Hostel” continued operating for a time with about 280 remaining
inmates. As most of the buildings were intact, refugees were
accommodated here for a while. For hundreds of them, however,
help came too late: they died of illnesses and inadequate care.
Furthermore, from 1949 to early 1951, the Magistrate of (East)
Berlin ran approved schools for young people, as well as a youth
detention centre.
After the German Democratic Republic was founded, the Minister
of the Interior took over the site and began transforming it into
”Penal Institution Berlin I” and the attached ”Pre-trial Detention
Centre I”. Subordinate to this (as a so-called ”Leitgefängnis”) were
the women’s prisons in Barnimstrasse (demolished in 1973) and
Köpenick, and the ”Pre-trial Detention Centre II” at Keibelstrasse
Police Headquarters
”Penal Institution Berlin I” 1951 – 1990
Tens of thousands of men were detained. Although most of them
came from the German Democratic Republic, some were West
Germans or detainees from other – mostly "nonsocialist" – states.
According to the official line, there were no political prisoners in
East Germany; nor were those who were accused and sentenced
under the regime's laws necessarily criminals. Many fell into the
clutches of the law for political reasons and received heavy punish-
ments. In 1963, the Federal Republic of Germany entered into what
would become a lucrative business for the East German state: the
redemption of political prisoners for a certain sum of money.
Conditions at the detention centre were appalling. Its 900 jail spaces,
which held up to 2,500 prisoners at times, were permanently over-
filled. Six to eight prisoners had to share a cell covering just a few
square metres. No distinction was made between ”political” and
”criminal” prisoners. Prison life meant despotism, military drill, a
sophisticated penal system, as well as inadequate hygiene and
care – all designed to suppress any forms of political behaviour
that deviated from the norm.
In addition to providing a ”political and civil education”, priority
was attached to having a workforce that was integrated into the
centrally planned economy. Prisoners were employed as cheap
labour wherever labour shortages prevailed, and monotonous,
physically hard, or health-threatening work was on the agenda.
Industrial accidents occurred frequently.
Basically, the principle by which the East German Ministry for State
Security exerted influence and control applied to the penal system,
too. Various departments operated covertly in Rummelsburg,
exploiting the prison system for their own ends: for example,
when political prisoners were about to be transferred to or from
another prison, when enquiries were imminent, or visits and
lawyer’s appointments were due.
At the end of October 1990, Rummelsburg Prison was closed and
remained empty for a long time. In 2007, it was converted into a
residential complex.

Die beiden schmalen, ca 2,20 m hohen Metallstelen stehen in der Verlängerung der Friedrich-Jacobs-Promenade Ecke Bolleufer vor der Aussichtsplattform zum Rummelsburger See. Sie behandeln die Abschnitte 1879-1945 und 1945-1990. Die deutschen Texte sind in Leserichtung Wasser aufgetragen, die englischen „landwärts”.

Die Tafeln zeigen jeweils auf der deutschsprachigen Seite zwei Abbildungen und auf der englischsprachigen vier. Die Bildunterschriften auf der Tafel 1879-1945 lauten von oben nach unten in der Abfolge deutsche / englische Seite:

Gesamtanlage des Arbeitshauses, 1882 | The entire workhouse complex, 1882
Quelle/source: Wochenblatt für Architektur und Ingenieure, 4 (1882), Nr. 12

Es gibt Hinweise, dass bei den NS-Aktionen »gegen das Bettelunwesen« (1933) und »Arbeits-
scheu Reich« (1938) verstärkt Menschen in Rummelsburg eingeliefert wurden, die als Gefahr
für die »Volksgemeinschaft« galten. Bei der Aktion von 1938 gerieten reichsweit etwa 11 000
sogenannte Arbeitsscheue in Haft.
”Law against dangerous habitual criminals and on measures for their correction and improve-
ment” of 24 November 1933. There are indications that Nazi operations ”against rampant
begging” (1933) and the ”work-shy Reich” (1938) led a greater number of people being com-
mitted to Rummelsburg who were regarded as a danger to the ”Folkish community”. During
the 1938 operation, about 11,000 of the so-called work-shy ended up in prison.

Speisesaal im Arbeitshaus, um 1920. In Arbeitshäusern, die auch »Korrektionsanstalten«
genannt wurden, dominierte der Disziplinierungs- und Strafcharakter. Es gab Strafzellen und
Werkstatträume.
The dining hall in the Workhouse, ca 1920. In the workhouses, which were also known as
”Korrektionsanstalten” (correction centres), disciplinary and penal measures set the tone.
There were penal cells and workshop rooms.
Foto/photo: akg-images, 5-B1-N101-1920-2

»Lerntafel« für SS-Wachmannschaften im KZ Dachau. Ab 1938 konnte der Vorwurf »asozial« die
Deportation in ein nationalsozialistisches Konzentrationslager nach sich ziehen. Dort wurden
als »Asoziale« stigmatisierte Häftlinge mit dem schwarzen Winkel gekennzeichnet. Sie bildeten
zeitweise eine der größten Häftlingsgruppen; ihre Todesrate war überdurchschnittlich hoch.
An ”Instruction Board” for SS- guards at Dachau Concentration Camp. From 1938 on, the
accusation of ”asocial” could result in the deportation of the accused to a National Socialist
concentration camp. There, inmates stigmatised as ”asocial” were marked with a black triangle.
For a time, they formed the largest group of inmates; their death rate was well above the average.
Quelle/source: Gedenkstätte Dachau/Dachau Concentration Camp Memorial Site

Fernschreiben von Reichsführer-SS Heinrich Himmler, o. D. (1942/43). Himmler forderte die
»Abgabe« von »sämtlichen arbeitsfähigen männlichen Insassen der unter der Provinzialselbst-
verwaltung stehenden Arbeitshäuser an die Konzentrationslager«. Unter der Verfügungsgewalt
der SS sollten sie in den Lagern zur Zwangsarbeit eingesetzt werden.
Telex from Reichsführer-SS Heinrich Himmler, not dated (1942/43). In this telex, Himmler
demanded the ”surrender” of ”all male inmates capable of working from the workhouses
(under the self-administration of the provinces) to the concentration camps”. They were to
be employed as forced labourers – under the discretionary powers of the SS.
Quelle/source: Bundesarchiv, NS 19/1542

Berlin, Tiergartenstraße 4, o. D. Von dieser Villa in der Tiergartenstraße 4 aus wurde ab
Frühjahr 1940 das geheime »Euthanasie«-Mordprogramm organisiert. Die Aktion »T4«,
benannt nach der Adresse der Zentrale, sollte auf »Asoziale« ausgeweitet werden, weshalb
1941 auch das Arbeitshaus Rummelsburg in den Blick der Organisatoren geriet.
Berlin, Tiergartenstrasse 4, not dated. From spring 1940 on, the secret ”euthanasia” murder
program was organised in this villa in Tiergartenstrasse 4. There were plans to extend
Operation ”T4” (named after the address of the headquarters) to include the ”Asocials” too.
For this reason, the organisers turned their attention to the Rummelsburg Workhouse.
Foto/photo: Walther Köster, Landesarchiv Berlin, F Rep. 152461

Die Bildunterschriften auf der Tafel für den Zeitabschnitt 1945-1990 lauten:

Karte der Gesamtanlage | Site plan, 2011

Nach dem Strafrecht der DDR konnten für politische Urteile insbesondere die §§ 106, staats-
feindliche Hetze, 213, versuchte Republikflucht, ungesetzlicher Grenzübertritt, und 217 bis
220, Zusammenrottung, ungesetzliche Verbindungsaufnahme, öffentliche Herabwürdigung,
herangezogen werden. Auch die schon im Reichsstrafgesetzbuch von 1871 festgeschriebene
Kriminalisierung von »Asozialen« setzte sich fort und ging 1968 als § 249, Gefährdung der
öffentlichen Ordnung durch asoziales Verhalten, in das neue Strafgesetzbuch der DDR ein.
Bis 1989 diente § 249 aber auch der Verdeckung politischer Strafzwecke, wie vor allem der
moralischen Herabsetzung von Ausreisewilligen.
Paragraph 213 of the East German Penal Code. When political judgements were passed,
the East German Penal Code empowered judges to apply, above all, paragraphs 106: anti-
state activities; 213: attempting to flee the Republic and unlawfully crossing the border; and
217 to 220: riotous assembly, unlawful contact and public vilification. The practise of crimina-
lising ”asocial” elements, as set out in the Reich Penal Code of 1871, was continued and inte-
grated, in 1968, into the new GDR Penal Code under Paragraph 249, in which indulging in
asocial behaviour was viewed as a threat to public order. Until 1989, Paragraph 249 was pri-
marily applied to mask political deterrents and, above all, to morally debase anyone wishing
to leave the country.
Quelle/source: Strafgesetzbuch der DDR vom 12. Januar 1968

Außenmauer, Sicherungszaun, 1990. Das Gefängnis, das zwischen der Hauptstraße 8 und
dem Rummelsburger See lag, war streng abgeschottet und durch mehrere Mauern, Stachel-
drahtzäune, Wachtürme und Hundelaufgänge gesichert.
The external wall and the security fence, 1990. The prison, located between Hauptstrasse
8 and Rummelsburg Lake, was sealed off and secured by a number of walls, barbed-wire
fences, watch-towers and dog paths.
Foto/photo: Edmund Kasperski, Landesarchiv Berlin, 102 R, Nr. 327534

Haus 6, Arrestzelle mit heruntergeklappter Pritsche, 1990. Als schärfste Disziplinarmaß-
nahme konnte wochenlanger Einzelarrest verhängt werden. Isolation, Fesselungen, Übergriffe
und Misshandlungen durch einzelne Wachleute belegen auch für Rummelsburg die gezielte,
systemimmanente Gewalt gegen Gefangene.
House 6, an arrest cell with a folded-down bed, 1990. The harshest disciplinary measure
comprised weeks of long solitary confinement. The isolation of prisoners, as well as their being
shackled, assaulted and abused by individual guards, confirms the fact that the violence
perpetrated against prisoners was inherent in the system.
Foto/photo: Edmund Kasperski, Landesarchiv Berlin, 102 R, Nr. 327606

Wirtschaftshof mit Wasserturm, 1990. Durch »gesellschaftlich nützliche Arbeit« sollte eine
Bewusstseinsveränderung der Inhaftierten erreicht werden. Sie waren zu schweren Arbeiten
In hauseigenen Werkstätten oder in volkseigenen Betrieben, wie dem Berliner Bremsenwerk,
Elektrokohle, der Rewatex-Wäscherei, den Elektro-Apparate-Werken Treptow, oder in den
1960er Jahren im Glaswerk Stralau und beim Ausbau des Flughafens Schönefeld eingesetzt.
A services yard with a water tower, 1990. Detainees were made to perform ”socially useful
labour” to change in their consciousness. They did heavy work in the prison workshops and the
"people's own” enterprises such as the brake factory, electro-coal industry, Rewatex Laundry,
Electrical Apparatus Company in Treptow and, in the 1960s, at Stralau glassworks and Schöne-
feld Airport. Foto/photo: Edmund Kasperski, Landesarchiv Berlin, 102 R, Nr. 327587

Blick vom Dach des Verwaltungsgebäudes auf die »Strafvollzugsanstalt«, 1990. Ganz links
Haus 4, Aufnahme der sogenannten Transportgefangenen, ganz rechts Haus 1 und 2, Unter-
suchungshaftanstalt, und Haus 5 mit diversen Werkstätten. In der Mitte der Wirtschaftsbereich
mit dem Wasserturm, im Hintergrund (v.l.n.r.) die Häuser 6 und 3, Vollzug.
The prison as seen from the roof of the administration building, 1990. On the far left:
House 4, the admission of so-called transport prisoners; on the far right: Houses 1 and 2, the
pre-trial detention centre, and House 5 with its diverse workshops. In the centre: the services
yard with its water tower; in the background (from left to right) Houses 6 and 3, the prison.
Foto/photo: Edmund Kasperski, Landesarchiv Berlin, 102 R, Nr. 327569

Geschaffen wurden die Tafeln im Auftrag der Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Kunst im Stadtraum, in Abstimmung mit dem Bezirksamt Lichtenberg von Berlin und WiR e.V. Die Texte stammen von der langjährigen Leiterin des Lichtenberger Heimatmuseums Christine Steer, Design und Gestaltung lagen in den Händen von Helga Lieser. Die Übersetzung besorgte Robin Benson. Enthüllt wurden beide Tafeln in Anwesenheit von Bezirksbürgermeister Andreas Geisel am 14.12.2012.

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