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Anna Maria Jokl

Anna Maria Jokl

Wien 23.1.1911 - Jerusalem 21.10.2001

Sächsische Straße 23

Hier wohnte bis zur Emigration 1965 nach Jerusalem
ANNA MARIA JOKL
23.1.1911 - 21.10.2001
In Wien geboren lebte sie seit 1928 in Berlin.
Die Sozialistin und Jüdin flüchtete vor den Nationalsozialisten
1933 nach Prag und 1939 nach London. Dort engagierte sie sich
in der tschechischen Exilgemeinschaft. Neben anderen Werken
schrieb sie den Roman »Die Perlmutterfarbe«. Nach kurzem
Aufenthalt 1950 in der DDR, arbeitete sie nach ihrer Ausweisung
als Psychotherapeutin in West-Berlin. Jokl starb in Israel.
Gefördert durch die GASAG AG

Zur Enthüllung der Berliner Gedenktafel am 17.6.2025 sprachen Grußworte Oliver Friederici, Staatssekretär für Gesellschaftlichen Zusammenhalt, und Simone Ertel, Leiterin der Kommunikation der GASAG AG. Die Laudatio hielt die Literaturwissenschaftlerin Jennifer Tharr. Die Initiative zu dem Gedenkzeichen für die Autorin und Psychotherapeutin ging von Dr. Dirk Clausmeier aus. 

"Anna Maria Jokls langes Leben war geprägt von der Flucht vor dem Nationalsozialismus und antisemitischen Erfahrungen. Sie lebte in verschiedenen Städten, lernte die Sprachen und suchte trotz Brüchen immer neu nach einem passenden Ort in der Gesellschaft. Ihre bekannteste Veröffentlichung war die „Die Perlmutterfarbe. Ein Kinderroman für fast alle Leute“.

Von Wien, wo Jokl am 23. Januar 1911 in eine jüdisch assimilierte Familie geboren war, zog sie Ende der 1920er-Jahre nach Berlin zu ihrer Mutter. Dort wurde sie Sozialistin, nahm Schauspielunterricht, sammelte erste Arbeitserfahrungen in Presse, Rundfunk und Film.

Ende 1933 flüchtete sie vor dem NS-Regime nach Prag, ihrer ersten Exilstation. In nur wenigen Wochen schrieb sie dort „Die Perlmutterfarbe“. Am Beispiel von zwei Schulklassen beschreibt sie darin Mechanismen von Ausgrenzung, Denunziation, Manipulation und Verrat sowie die Möglichkeit, diese Strukturen mit Ehrlichkeit und Gesprächen zu überwinden. Eine deutschsprachige Fassung wurde erstmals 1948 in der DDR publiziert, 2008 entstand eine Verfilmung.

1939 musste Jokl erneut flüchten. In London schloss sie sich der tschechischen Exilgemeinschaft an, engagierte sich im Kulturbereich für Kinder und Jugendliche, arbeitete als Sekretärin und begann eine Ausbildung zur Psychoanalytikerin, welche sie in Zürich fortsetzte.

Nach dem britischen Exil ging sie 1950 in die DDR, wo „Die Perlmutterfarbe“ verfilmt werden sollte, wurde aber nach nur zwei Monaten ausgewiesen. Sie ließ sich in West-Berlin nieder, arbeitete als freie Psychotherapeutin, u.a. für das Jüdische Krankenhaus, war Autorin für den Rundfunk, vertrat die Jüdische Gemeinde im Rundfunkrat des SFB, belegte Kurse in Religionswissenschaft, reiste mehrmals nach Israel und lernte Iwrith. Seit 1956 verband sie ein enger Kontakt mit Martin Buber." (Auszug aus der Pressemitteilung der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt vom 17.6.2025)

Die Tafel ist in einem Edelstahlrahmen links neben der Eingangstür auf dem Putz befestigt.

 

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