Albin Köbis
Schulzestraße 36
IN DIESEM HAUSE
AM 18.12.1892 GEBOREN.
ER STARB ALS FÜHREN-
DER VERTRETER REVOLU-
TIONÄRER MATROSEN
IN DER DEUTSCHEN
NOVEMBERREVOLUTION
FÜR DIE SACHE
DER ARBEITERKLASSE.
ERMORDET AM 5.9.1917
DURCH DIE REAKTION.
Die am 11.9.1981 enthüllte Tafel aus schwarzem Granit mit leicht erhabenen polierten Buchstaben ist rechts neben dem Eingang in den Putz eingelassen. In der DDR stand das Haus im Grenzsperrgebiet. Die Tafel war mithin nur für wenige erreichbar und lesbar. Köbis lebte auch in der Chausseestraße 16 (nahe Invalidenstraße).
Albin Köbis, Max Reichpietsch, Willy Sachse, Willy Weber und Hans Beckers spielten eine führende Rolle beim Wilhelmshavener Matrosenaufstand im August 1917, der die Novemberrevolution auslöste. Die kriegsmüden fünf Matrosen wurden vor ein Kriegsgericht gestellt. Kriegsgerichtsrat Dobring empfing sie mit der Bemerkung: "Ich kann Sie erhängen oder erschießen lassen, je nachdem, wie und was Sie aussagen werden. Erhängen ist natürlich ein schimpflicherer Tod für einen Soldaten. Sie haben selbst die Wahl. Das Urteil steht fest." (Vorwärts, August 1992, S. 24).
Köbis argumentierte in seiner Verteidigung auch politisch: "Jawohl, ich wollte den Frieden. Annexionslos. Einen Frieden ohne Euch und mit allen Mitteln. Ich will die Freiheit, die dieser Krieg nie bringen kann." (ebd.) Alle wurden zum Tode verurteilt. Beckers, Sachse und Weber wurden im letzten Moment zu fünfzehn Jahren Zuchthaus "begnadigt". Der 22jährige Max Reichpietsch und der 24jährige Albin Köbis wurden auf dem Artillerieschießplatz in der Wahner Heide (heute Flughafen Köln-Bonn) erschossen. Dort erinnert ein Gedenkstein an sie. Im Abschiedsbrief an seine Eltern schrieb Köbis: "Tröstet Paula und meinen kleinen Fritz. Ich sterbe zwar nicht gern so jung, aber ich sterbe mit einem Fluch auf den deutschen Militärstaat. Auf immer Euer Sohn." (Berger, Berlin - freiheitlich & rebellisch, S. 193)
In Tiergarten erinnern zwei Straßen an die Matrosen. Das Reichpietschufer (gern als "Reichspietschufer" verballhornt) und die Köbisstraße, die als totes Straßenstück im wiedererwachenden südlichen Tiergartenrand in Richtung Klingelhöferstraße abzweigt.
Beckers schrieb nach seiner Befreiung am 9. November 1918 ein Buch "Wie ich zum Tode verurteilt wurde", das Vorwort dazu verfaßte Ignaz Wrobel (Kurt Tucholsky).
Willy Sachse (Leipzig 7.1.1896 - Brandenburg 21.8.1944) schloß sich während des Nationalsozialismus der Widerstandsgruppe um Beppo Römer an und wurde am selben Tag wie der gleichfalls zur Gruppe gehörende Fritz Riedel hingerichtet.