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American Forces Network (AFN)

American Forces Network (AFN)

Podbielskiallee 28

Der Soldatensender
Der American Forces Network (AFN) ist ein Produkt des Zweiten Weltkriegs:
Der Soldatensender sollte den im Ausland stationierten Truppen ein typisch
amerikanisches Unterhaltungsprogramm bieten. Am 4. Juli 1943 ging der
AFN auf Sendung und begleitete ab Juni 1944 den Vormarsch der Truppen
nach Deutschland. Der Sender versorgte die Soldaten nicht nur mit Musik,
sondern auch mit Nachrichten und Informationen zum Kriegsverlauf.

Podbielskiallee 28
Nach Kriegsende entstanden in den großen deutschen Städten der
amerikanischen Besatzungszone AFN-Stationen, so auch am 17. Juli
1945 im amerikanischen Sektor Berlins. In den ersten Wochen wurde von
zwei LKWs aus gesendet. Im August fand der AFN sein Domizil in der
geräumigen Villa in der Podbielskiallee 28. Musik- und Radiohören waren
nach dem Zweiten Weltkrieg ein wichtiger Bestandteil der Freizeitgestaltung
nicht nur für die amerikanischen Soldaten, sondern auch für die Berliner.
Der AFN gewann eine große Hörerschaft - unbeabsichtigt, denn seine
primäre Aufgabe war die Versorgung der amerikanischen Soldaten mit
Informationen und Musik. Doch genau diese Musikmischung aus Swing
und Jazz in den 1950er Jahren sowie Rock’n’Roll, Blues und Pop in den
späteren Jahrzehnten gekoppelt mit einer lockeren Moderation, machte
den AFN zum Kultsender. Dies belegten die Postzuschriften, die der
Sender jedes Jahr erhielt. 1954 erreichten den AFN-Berlin in der
Podbielskiallee 12 853 Hörerzuschriften - 8273 kamen von deutschen
Hörern. Mitte der 1950er Jahre gehörten einige der AFN-Sendungen zum
Pflichtprogramm der musikbegeisterten Berliner Jugendlichen. Wer die
tägliche Sendung „Frolic at Five” und die wöchentliche Hit-Parade verpasst
hatte, konnte am nächsten Tag auf dem Schulhof nicht mitreden. Alle in
Berlin auftretenden amerikanischen Musiker wie Benny Goodman, Ella
Fitzgerald, Nat King Cole, Louis Armstrong oder Marlene Dietrich gaben
dem AFN ein Interview. Zudem übertrug der AFN Live-Konzerte dieser
Künstler, was seine Attraktivität für das deutsche Radiopublikum erhöhte.
Durch den Kalten Krieg und den Bau der Mauer wurde es für die Zuhörer
aus Ost-Berlin und der DDR deutlich schwieriger den Sender einzuschalten,
denn der AFN galt in seiner Funktion als amerikanischer Soldatensender
als Sprachrohr des potenziellen Gegners.

Ein anderer Standort
Das Unterhaltungsangebot des Soldatensenders wurde in den 1960er
Jahren durch ein eigenes Fernsehprogramm (AFN-TV) erweitert. Das
Platzangebot in der Podbielskiallee reichte für die Fernsehstudios und
das zusätzliche Equipment nicht mehr aus. Im August 1969 wurde der
Sender in größere Räume der nahe gelegenen Saargemünder Straße 28,
gegenüber vom ehemaligen US-Hauptquartier, verlegt. Von hier aus
sendet der AFN weitere 25 Jahre lang ebenfalls sehr erfolgreich seine
Radioprogramme, bis er am 15. Juli 1994 zum letzten Mal zu hören war.
Mit dem Abzug der alliierten Truppen aus Berlin verlor die Stadt auch
einen ihrer populärsten Radiosender.

Was bleibt
Der AFN verband Amerikaner und Berliner. Die amerikanische Musik
prägte Generationen von Berliner Hörern. In vielen Jugenderinnerungen
spielt der Sender bis heute eine wichtige Rolle, wobei neben der Musik
auch die Moderatoren und DJs wie George Hudak, Mark White, Steve
Kostelac oder auch Dan Simmons und Rik de Lisle im Gedächtnis blieben.
Der AFN war fast 50 Jahre der beliebteste Botschafter der Amerikaner in
der Stadt.
Bernd von Kostka

Rechts neben der Inschrift sind fünf Fotografien zu sehen. Die Unterschriften lauten (v.o.n.u.):

Das AFN-Gebäude aus der Luft
um 1955

Aufnahme aus der Berlin Redaktion
des AFN, 1949

Das Abspielen der aktuellsten
Singles und LPs beim AFN, 1967

Jazz-Musiker Oscar Peterson
während eines Interviews beim AFN,
1958

Deutsche Jugendliche vor dem
Haupteingang des AFN, 1960

Die Enthüllung der roten Stele (Gestaltung Karin Rosenberg) vor der Grundstücksmauer an der Ecke Hellriegelstraße fand am 2.9.2014 statt. Es sprachen Bezirksstadträtin Cerstin Richter-Kotoswski, Bernd von Kostka und Rik De Lisle.

Der 125 m hohe rot-weiße Sendemast des AFN Rundfunk stand bald 50 Jahre lang nicht weit vom Studio auf dem Feld der Domäne Dahlem an der Pacelliallee. Am 14.12.1996 wurden die Haltetrossen vom Technischen Hilfswerk gesprengt. „Ein knappes Pfund Sprengstoff fällte den schlanken Riesen. Planmäßig sollte er in seiner gesamten Länge in Richtung Süden fallen. Im Sturz allerdings knickte er mehrfach, brach und zurück blieb ein Durcheinander von Eisenteilen, Metallstreben und stählernen Haltetrossen." (Der Tagesspiegel, 15.12.1996) Alles wurde von einer Verschrottungsfirma in transportable Stücke zerlegt und abtransportiert.

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