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17. Juni 1953 (Krankenhaus Friedrichshain)

Landsberger Allee 49

»Wir wollen freie Menschen sein«
17. Juni 1953: Volksaufstand in der DDR
Vom Krankenhaus Friedrichshain ging im Juni 1953 der Volksaufstand in der DDR aus.
Mit einem Protestbrief lösten die Bauarbeiter, die damals ein neues Bettenhaus
errichteten, die Massenerhebung aus. Der Unterzeichner wurde später zu zehn Jahren
Zuchthaus verurteilt.

Der Streik
Im Mai 1953 beschloss die DDR-Regierung, die Arbeitsnormen um zehn Prozent an-
zuheben. Da die Bauarbeiter nicht schneller bauen konnten, wurde ihnen pauschal der
Lohn gekürzt. Am 15. Juni traten die Beschäftigten der Krankenhausbaustelle in den
Streik. In einem Brief an den DDR-Ministerpräsidenten Otto Grotewohl forderten sie,
die Normerhöhung zurückzunehmen.

Die Demonstration
Am Morgen des 16. Juni 1953 erschienen Bauarbeiter aus der Stalinallee (heute Frank-
furter Allee) vor dem Krankenhaus. Sie unterstützten den Protestbrief und wollten
ihn zum Sitz der DDR-Regierung bringen. Gemeinsam zogen die Bauleute durch die
Innenstadt (siehe Karte). Tausende schlossen sich ihnen an und riefen: »Berliner, reiht
Euch ein, wir wollen freie Menschen sein!«

Der Aufstand
Die Demonstranten protestierten nun nicht mehr nur gegen die Normerhöhung,
sondern forderten auch freie Wahlen in der DDR. Für den nächsten Morgen riefen sie zum
Generalstreik auf. Allein in Ost-Berlin gingen am 17. Juni 1953 über 100 000 Menschen auf
die Straße. DDR-weit kam es in 560 Orten zu Protesten. 600 Betriebe wurden bestreikt,
140 Partei- und Verwaltungsgebäude besetzt. Die Führung flüchtete in das sowjetische
Hauptquartier in Berlin-Karlshorst.

Die Niederschlagung
Um 13 Uhr verhängte die sowjetische Besatzungsmacht den Ausnahmezustand. Menschen-
ansammlungen von mehr als drei Personen wurden verboten. Panzer und Soldaten
trieben die Demonstranten auseinander. 51 Menschen kamen dabei ums Leben, 20 wurden
standrechtlich erschossen. Mindestens 13 000 Personen kamen in Haft - unter ihnen der
Gewerkschafter Max Fettling, der den Protestbrief unterschrieben hatte.

Die Gedenktafel ist am Vivantes-Klinikum im Friedrichshain zu finden.

Der Tafeltext steht auf einem kleinen Teil im Kopfbereich auf der linken Seite. Rechts sind untereinander zwei Fotos und eine Karte montiert. Sie zeigen die Krankenhausbaustelle, den Protestzug in der Stalinallee und den Weg der Bauleute durch die Innenstadt. Unter dem Text ist das erwähnte Protestschreiben faksimiliert wiedergegeben, daneben ein Foto von Max Fettling. Finanziert wurde die Tafel von Vivantes und der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Enthüllt wurde sie am 16.6.2010, 11 Uhr, in einer fensterartigen Nische eines Ausgangs von Haus 15 zum Hof in Richtung Volkspark Friedrichshain. Es sprachen der Vivantes-Regionaldirektor Mitte/Ost, Detlev Corsepius, der Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, sowie als Zeitzeuge Herbert Buley, der damals im Kabelwerk Köpenick zum Streik aufrief.

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