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Zwangsarbeiterlager und KZ-Außenlager Siemens

Paulsternstraße 4

Spandau im Nationalsozialismus
„Wohnlager Haselhorst” der Firma Siemens - Außenlager KZ Sachsenhausen

Hier in Haselhorst befanden sich von 1940 bis 1945
Wohn- und Zwangsarbeiterlager der Firma Siemens.
Im Verständnis der Zentral-Werksverwaltung waren
diese zunächst „Wohnlager” für „fremdsprachige
Arbeiter”, die „im Ausland angeworben” und ihrer
„Arbeits- und Persönlichkeitsveranlagung” entsprech-
end [!] eingesetzt werden sollten. In verschiedenen Pro-
duktionsstätten der Firma Siemens mussten Frau-
en und Männer aus vielen Ländern Europas, unter

anderem aus Frankreich, den Niederlanden, Italien,
der Tschechoslowakei, Polen, Bulgarien, Russland,
Jugoslawien, Ungarn und der Ukraine, als Zwangs-
arbeiter oder KZ-Häftlinge bis kurz vor Kriegsende
arbeiten. Am 15. Februar 1944 wurde das nördliche
Lager bei Luftangriffen zerstört. Ab Juli 1944 wurden
Häftlinge aus den Konzentrationslagern Sachsen-
hausen und Ravensbrück zunächst zum Wiederauf-
bau des Lagers eingesetzt. Von diesem Zeitpunkt an

war das ehemalige „Wohnlager” ein KZ-Außenlager.
Im Januar 1945 war die maximale Lagerstärke mit
mehr als 2.400 Menschen erreicht, darunter waren
auch ungarische Juden. Noch im Februar 1945
kamen jüdische KZ-Häftlinge aus dem Siemens-Werk
in Bobrek/Auschwitz hier zum Einsatz, bis die Anlage
am 28. März 1945 bei massiven Bombenangriffen
vollständig zerstört worden ist.
Damit war ihr Leidensweg aber noch nicht beendet.

„Hier lebten und starben unsere Kameraden - Erinnerung und Schmerz leben in uns ewig.”
Leon Schwarzbaum, Überlebender der Konzentrationslager Bobrek/Auschwitz und Haselhorst

1. Wohnlager Haselhorst-Nord (Paulsternstraße), ab 1944 Konzentrationslager
Für dieses 1940 errichtete Zweangsarbeiterlager war eine Belegung von 2.000
Männern vorgesehen. Neben den Wohnbaracken gab es auch Sanitär- und Wirt-
schaftsbaracken. Nach Bombenangriffen wurde es im Sommer 1944 als Konzen-
trationslager neu errichtet, ein Männerlager mit drei und ein Frauenlager mit zwei
Wohnbaracken, für jeweils ca. 400 Personen. Die Lagerteile waren durch einen
Stacheldrahtzaun voneinander getrennt.

(Bild)
„Abmarsch weiblicher Häftlinge des KZ-Außenlagers”
Zeichnung des weiblichen KZ-Häftlings Marguerite Metayer
auf der Rückseite eines Formulars der Firma Siemens

2. Wohnlager Haselhorst-Süd (Nonnendammallee Nr. 128)
Im Jahr 1942 wurde das Zwangsarbeiterlager für 900 Frauen errichtet. Es bestand
aus sogenannten „Reichsarbeitsdienst-Baracken” (RAD). Wie auch im anderen La-
ger gab es Wirtschafts- und Krankenbaracken und dazwischen Luftschutzgräben.

Auf Initiative der Bertolt-Brecht-Oberschule in Zusammenarbeit mit der Jugendgeschichtswerkstatt Spandau und der Knobelsdorff-Schule. Mit Unterstützung der Siemens AG und der Bezirksverordnetenversammlung Spandau 2011

Die beiden gleichgestalteten großen Edelstahltafeln sind als Pulte, getragen und gehalten von Edelstahlfüßen, auf dem Gehweg resp. neben einem Fußweg an der Feuerwache (an der Ecke von Paulsternstraße, Nonnendammallee und Gartenfelder Straße) aufgestellt. Unter der Überschrift ist der Text in drei Blöcke geteilt. Darunter steht das Zitat. Im unteren Teil befindet sich links ein in Ätztechnik aufgetragenes Luftbild 1943 Quelle: Bertolt-Brecht-Oberschule mit dem Standort der Tafel und den eingezeichneten Lagerumrissen, in der Mitte sind untereinander die Angaben zum Wohnlager Haselhorst-Nord, die eingeätzte Zeichnung von Marguerite Metayer und die Angaben zum Wohnlager Haselhorst-Süd. Ganz rechts ist wieder ein eingeätztes Luftbild 2011 Quelle: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, ebenfalls mit dem eingetragenem Standort der Tafel und den Lagerumrissen. Darunter erst finden sich die Angaben zu den Initiatoren, Mitwirkenden und Unterstützern. Auf der Tafel Paulsternstraße Ecke Nonnendammallee am Ende nur Mit Unterstützung der Siemens AG 2011.

Die feierliche Enthüllung fand am 21.11.2011, um 11 Uhr, an der Paulsternstraße 34 Ecke Gartenfelder Straße statt. Es sprachen (lt. Programm) Rüdiger Lötzer (Vorsitzender des Vereins Zwangsarbeit erinnern e.V.), Helmut Kleebank (Bezirksbürgermeister von Spandau), Wolfgang Walter (für die Betriebsräte der Siemens AG in Berlin), Uwe Hofschläger (Jugendgeschichtswerkstatt Spandau), Klaus Giesert (Schulleiter der Knobelsdorff-Schule, Oberstufenzentrum Bautechnik I), Moritz Lüttich (ehemaliger Schüler der Bertolt-Brecht-Oberschule) und Henry Leon Schwarzbaum (Überlebender der NS-Zwangsarbeit). Anwesend waren auch die beiden ehemaligen Bezirksbürgermeister Werner Salomon und Sigurd Hauff.

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