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Wolfgang Joseph Kostecky

Wolfgang Joseph Kostecky

Kozielsko Kr. Wongrowitz/Westpreußen (Kozielsko/Polen) 31.7.1888 - Böblingen 31.8.1949

Hermann-Hesse-Straße 19

Die Venus der Villa Kostecky
Die Skulptur „Venus“, in der Abbildung auf dem Gebäudedach aufgestellt, ist das letzte Zeugnis des
1905 erbauten Hauses auf dem Grundstück Hermann-Hesse-Straße 19, ehemals Bismarckstraße 41.
Wolfgang Joseph Kostecky wurde am 31. Juli 1888 in Kozielsko, Kreis Wongrowitz, geboren und war
von 1923 bis 1949 Eigentümer des Grundstücks und der darauf befindlichen Villa. Als erfolgreicher
Kaufmann stattete er den Garten und die Villa komfortabel aus.
Die Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 führte zur Verfolgung von Kostecky wegen seiner
Homosexualität. Davor bewahrte ihn auch nicht seine zeitweilige Förder-Mitgliedschaft der SS (FM-SS).
1937 wurde er nach Paragraf 175 des Strafgesetzbuches verurteilt.
Nach mehr als zwei Jahren Haft, unter anderem in der Untersuchungshaftanstalt Berlin-Moabit, wurde
Kostecky ab September 1940 im Konzentrationslager Sachsenhausen interniert. Sein Leidensweg
führte ihn von dort 1941 in das Konzentrationslager Natzweiler-Struthof und 1944 in das Konzentrations-
lager Außenkommando Markirch. Nach seiner Befreiung auf einem Transport Ende März 1945 lebte er
im Displaced Persons Camp Böblingen bei Stuttgart. Sein Antrag auf Rehabilitierung lehnte das
württembergisch-badische Justizministerium, Abteilung Wiedergutmachung am 10. September 1948 ab.
Wolfgang Joseph Kostecky starb am 31. August 1949 in Böblingen an den Folgen der Internierungen.
Berlin sah er nicht wieder.
In den folgenden Jahrzehnten verfiel die Villa und war ab 1997 unbewohnbar. Der Garten wurde 2001 von
der Berliner Gartendenkmalliste gestrichen. Auch die Villa mit Jugendstil-Elementen am Bau hatte zuvor
keinen Denkmalstatus erlangt. Obwohl Student*innen des Instituts für Landschaftsarchitektur an der
TU Berlin im Jahr 2000 ein mögliches Konzept zur Nutzung entwickelten, erfolgte 2004/2005 der Abriss
der Villa. Die “Venus” blieb erhalten und steht seitdem auf dem Grundstück.

Die pultförmig auf einem Edelstahlstab befestigte weiße Tafel zeigt links neben dem Text ein Foto der Villa. Die Enthüllung links neben der Einfahrt auf den Parkplatz des heutigen Supermarktes fand am 21.5.2023 in Anwesenheit zahlreicher Gäste statt. Ansprachen zur Enthüllung hielten Bernt Roder (Gedenktafelkommission Pankow), Silvia Oberhack (Initiatorin der Tafel) und Apostolos Tsoupas (Trei Real Estate GmbH, die zugleich die Finanzierung der Tafel übernahm). Der Tafeltext entstand in Zusammenarbeit von Silvia Oberhack und dem Freundeskreis der Chronik Pankow e.V., der aus Anlass der Gedenktafelenthüllung ferner eine 20-seitige Sonderausgabe des Mitteilungsblatts zur Pankower Heimatgeschichte veröffentlichte. Im Anschluss an die Enthüllung fand auf dem Parkplatzgelände eine Raum-Klang-Performance „Displaced Venus - Krieg und Liebe“ statt.

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