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Shanghai-Rückkehrerinnen und Rückkehrer
Shanghai-Rückkehrerinnen und Rückkehrer

Shanghai-Rückkehrerinnen und Rückkehrer

Wiener Straße 59

An dieser Stelle befand sich bis zur Schließung 1951 der
Görlitzer Bahnhof.
Am 21. August 1947 kehrten hier 295 Berlinerinnen und
Berliner aus dem Exil in Shanghai in ihre Heimatstadt
zurück. Sie waren in den Jahren nach 1933 vor der natio-
nalsozialistischen Verfolgung aus Deutschland geflüchtet.
Als es immer schwieriger wurde zu emigrieren, war
die „offene Stadt“ Shanghai in China einer der letzten
Zufluchtsorte. 1939 waren dort 14.000 deutschsprachige
Flüchtlinge registriert.
Nur wenige von ihnen kehrten nach 1945 nach Deutsch-
land zurück.
Das Flüchtlings-Hilfswerk der Vereinten Nationen hatte die
Rückkehr der 295 überwiegend jüdischen Emigrantinnen
und Emigranten von Shanghai nach Berlin organisiert.
Von ihnen ging ein wichtiger Impuls für den Wiederaufbau
einer Jüdischen Gemeinde in Berlin aus.
Diese Tafel ersetzt eine ausgeblichene Gedenktafel, die hier am 21. August 1997 vom
Aktiven Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e.V. anlässlich des 50. Jahrestages
der Rückkehr angebracht wurde. Die abgebildeten Standfotos entstammen der
Wochenschau „Der Augenzeuge“ 68/1947.
21. August 2016
[Zweite Seite]
Görlitzer Bahnhof railway station stood on this site
until its closure in 1951.
On 21 August 1947, 295 former Berlin residents arrived
here from Shanghai, having fled Germany after 1933
to escape Nazi persecution. As the opportunities for
emigration had diminished, the cosmopolitan Chinese
city of Shanghai had become one of the few remaining
places of refuge in the world. In 1939, 14,000 German-
speaking refugees were registered there.
Few of them returned to Germany after 1945.
The United Nations refugee relief organization
arranged the return of the 295 predominantly Jewish
émigrés from Shanghai to Berlin. They provided an
important stimulus for the renewal of Jewish Community
life in Berlin.
This plaque replaces the now faded original, erected on 21 August 1997, to mark the
50th anniversary of the return of Berlin émigrés from Shanghai, by Aktives Museum
Faschismus und Widerstand in Berlin e.V. The above pictures are film stills from the
newsreel Der Augenzeuge 68/1947.
21 August 2016

Die Tafel ist an einer Metallstange befestigt. Sie befindet sich wie die ersetzte einsprachige erste Tafel (von innen gesehen) rechts neben dem Eingang zum Spreewaldbad. Der deutsche Text ist von innen lesbar, der englische  von der Straße aus. Beide Sprachversionen sind identisch - auch mit der Bebilderung - strukturiert. Die ursprüngliche Tafel war ausgebleicht und wurde deshalb ersetzt.
Der besseren Lesbarkeit halber ist die Druckvorlage der neuen Tafel als Material (pdf-Datei) beigefügt.
Die erste Tafel wurde am 21.8.1997, dem 50. Jahrestag der Rückkehr der Flüchtlinge, durch Staatssekretärin Helga Korthaase und die Vorsitzende des Aktiven Museums Faschismus und Widerstand in Berlin e.V., Christine Fischer-Defoy, enthüllt. Ihre Inschrift lautete:
An dieser Stelle befand sich früher der
Görlitzer Bahnhof.
Am 21. August 1947 trafen hier 295
Menschen ein, die aus ihrem Exil in
Shanghai nach Berlin zurückkehrten.
Durch Ausgrenzung, Entrechtung
und Verfolgung hatten die
Nationalsozialisten in den Jahren nach
1933 Zehntausende - vor allem Juden -
zur Emigration gezwungen. Für viele
wurde Shanghai zur Zuflucht.
Nur wenige Shanghai-Flüchtlinge
kehrten nach dem Ende des Zweiten
Weltkrieges nach Deutschland zurück.
Die überwiegende Mehrheit ließ sich in
Israel, den USA und Australien nieder.
Einmalig blieb die durch das
Flüchtlingshilfswerk der Vereinten
Nationen organisierte Rückkehr am
21. August 1947. Von ihr ging ein
wichtiger Impuls für die weitere Existenz
einer jüdischen Gemeinde in Berlin aus.
Verein Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e.V.
21. August 1997

Die Bildunterschriften lauteten:
(links oben)
Kurz nach der Ankunft des Güterzuges, mit dem die Gruppe von
Neapel nach Berlin gebracht wurde.

(Rechts unten)
Begrüßung durch den stellvertretenden Oberbürgermeister
Dr. Friedensburg im Argus-Lager

Bei dem Argus-Lager handelt es sich wahrscheinlich um das in der Roedernallee 32 in Reinickendorf, das bis in das Frühjahr 1945 ein Zwangsarbeiterlager war. Dort fanden die Rückkehrer eine erste Bleibe.

Shanghai war der einzige Ort auf der Welt, der Flüchtlinge ohne Visum aufnahm. So wurde er angesichts restriktiver Einreisebeschränkungen für viele tausend Menschen, die noch aus Deutschland ausreisen konnten, zum letzten Zufluchtsort vor den Verfolgungen im „Dritten Reich”. Nach der Besetzung Shanghais durch die Japaner wurden mit Erlaß vom 18.2.1943 „alle nach 1937 angekommenen staatenlosen Flüchtlinge” (also die vom Deutschen Reich ausgebürgerten deutschen und österreichischen Juden) bis zum 18.5.1943 gezwungen, in einen markierten, ca. 2,5 qkm großen Distrikt im Stadtteil Hongkew - faktisch in ein Ghetto - umzuziehen. Viele verloren dadurch ein weiteres Mal ihre eben erst mühsam aufgebaute neue Existenz.

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