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Insel Schwanenwerder

Inselstraße

Die Insel Schwanenwerder
Schwanenwerder zählte schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts
zusammen mit den Villenkolonien Alsen und Wannsee zu den
vornehmsten Wohnquartieren Berlins. Eine hochwertige Baukultur,
reizvolle Gartenanlagen und nicht zuletzt seine interessante Sozial-
geschichte machten Schwanenwerder zu einer Besonderheit.

Eine Insel im Privatbesitz
Usprünglich hieß die Insel Cladower Sandwerder. Nachdem das
trocken-karge Eiland in der Steinzeit als Siedlungsort gedient
hatte, blieb es über Jahrhunderte hinweg unbewohnt. Erst Ende des
19. Jahrhunderts wurde die Insel wieder genutzt. 1882 erwarb der
Petroleumlampenfabrikant Friedrich Wilhelm Wessel, ein Villen-
bewohner am hoch gelegenen Wannseeufer, die Insel vom Ritter-
gutsbesitzer Hugo von Platen. Er ließ die Inselfläche aufschütten und
zum Bau von Landhäusern parzellieren.
Wessel inszenierte den Ort romantisch. Ein Gemeinschaftspark stand
allen Bewohnern offen. Sichtachsen bezogen die umgebende
Havellandschaft in die künstlich geschaffene Naturszenerie ein. 1901
erhielt Wessel die Genehmigung, seine Insel in Schwanenwerder
umzubenennen.

Die Bewohner der Villenkolonie
Die Käufer der Parzellen waren gut situierte Industrielle und Bankiers,
die sich bis Mitte der 1930er Jahre von namhaften Architekten große
Landhäuser und weitläufige Gartenanlagen errichten ließen. Viele von
ihnen waren Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Berlins. Die Insel-
bewohner pflegten enge Kontakte untereinander. Man besuchte sich
gegenseitig und empfing Gäste aus Politik und Wirtschaft. Nach der
Machtübertragung an die Nationalsozialisten 1933 kam es zu
zahlreichen verfolgunsgbedingten Verkäufen von Grundstücken
jüdischer Eigentümer an NS-Prominenz. Die Verkäufe waren in den
seltensten Fällen freiwillig. Anlass war fast immer die Emigration der
Eigentümer. Die Lebenswelt auf der Insel veränderte sich grundlegend.
Aufgrund der Stadtferne blieb Schwanenwerder während des Zweiten
Weltkrieges von Bombenschäden weitgehend verschont.

Nachkriegsnutzung
Nach Kriegsende wurden die von den Nationalsozialisten vereinnahmten
Grundstücke unter Treuhandverwaltung gestellt. In der größten der
nun leer stehenden Villen bereiteten hohe US-amerikansiche Militärs
- unter ihnen General Eisenhower - die Potsdamer Konferenz vor,
später bewohnte sie Lucius D. Clay, der „Vater der Berliner Luftbrücke”.
Die meisten Villen blieben jedoch jahrelang ungenutzt. Die Gärten
verwilderten, die ehemals herrschaftlichen Anwesen verfielen. Von
den großen Landhäusern sind bis heute nur sechs erhalten.
Viele der ehemaligen jüdischen Eigentümer erhielten aufgrund eines
Antrags auf Rückübertragung ihre Grundstücke zurück. Da die meisten
nicht nach Berlin zurückkommen wollten, verkauften sie ihre Immobilien
auf Schwanenwerder an das Land Berlin. Dies in öffentlicher Hand
befindlichen Objekte wurden zu bezirklichen Jugenderholungsstätten.
Seit den 1960er Jahren erwerben wieder Privatleute Grundstücke auf
der Insel.
Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e.V.

Auf der rechten Seite der zart bläulichroten Stele befinden sich übereinander fünf Abbildungen und Fotos. Von oben nach unten: Parzellierungs- und Verkaufsplan, um / 1900 / Brandenburgisches Landeshauptarchiv, / Potsdam; Blick nach Schanenwerde, 1912 / Heimatmuseum Zehlendorf, Archiv; Luftaufnahme, 1919 / bpk-images, Berlin; Schild an der Inselzufahrt, 1940 / Privatbesitz; Ausschnitt aus der Karte von Berlin, 1 : 5 000, Ausgabe 1912 / Hrsg.: Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf / von Berlin, Vermessung und Kataster.


Die Stele steht rechts auf dem Gehweg am Übergang von Wannseebadweg und Inselstraße unmittelbar vor der Brücke. Konzeption und Gestaltung lagen bei Karin Rosenberg. Die Einweihung erfolgte durch Kulturstaatssekretär André Schmitz, Bezirksstadträtin Cerstin Richter-Kotowski, die Vorsitzende des Aktiven Museums Christine Fischer-Defoy und den früheren Berliner Polizeipräsidenten und sich gelegentlich scherzhaft als „Inselpförtner” bezeichnenden Georg Schertz in Anwesenheit zahlreicher Gäste am 30.4.2013 um 15 Uhr, unmittelbar vor der Einweihung von fünf weiteren Stelen zur Inselgeschichte an der Gabelung der Inselstraße.

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