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Schrippenkirche

Schrippenkirche

Ackerstraße 136/137

(Vorderseite)
Die Schrippenkirche
Constantin Liebich (1847-1928) initiierte
1882 die Gründung des „Verein Dienst am
Arbeitslosen“. Im Vorfeld sonntäglicher
Morgenandachten wurden zwei Schrippen
und ein Becher Kaffee gereicht. Im An-
schluss bestand die Möglichkeit zu seel-
sorgerlichen Gesprächen. Für diese Veranstaltungen bür-
gerte sich der Name „Schrippenkirche“ ein.
Ab 1902 wurde die Arbeit in einem eigenen Vereinshaus mit
Andachtssaal für 300 Personen in der
Ackerstraße 52 fortgeführt. Der Name
„Schrippenkirche“ verband sich mit diesem
Gebäude. Verschiedene Pastoren, u.a.
Friedrich von Bodelschwingh (1831-1910),
Leiter der Anstalt von Bethel in Bielefeld, pre-
digten hier vor Berliner Arbeits- und Ob-
dachlosen. Ein Jugend- und ein Männer-
heim zur zeitweisen Unterbringung, eine
Zufluchthalle, die „Brockensammlung“
als Arbeitsstätte und eine Schreibstube
wurden eingerichtet sowie eine Arbeits-
vermittlung betrieben.
Im Nationalsozialismus erfolgte eine starke Einengung der
Arbeitsfelder. Der Verein benannte sich 1939 in „Schrip-
penkirche E.V.“ um. Das Vereinshaus wurde
im zweiten Weltkrieg stark zerstört. Nach
dem Wiederaufbau betreute die Einrichtung
junge Frauen, Kinder und ältere Menschen.
1976 tauschte der Verein sein Grundstück
gegen das heutige Grundstück in der Acker-
straße 136/137. Die alte Schrippenkirche
wurde trotz massiver Proteste 1980 abge-
rissen.
2017 ging der „Schrippenkirche E.V.“ in der
Hoffnungstaler Stiftung Lobetal im Verbund
der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel in Bielefeld
auf. Am Standort befinden sich die Wohnstätte „Schrippen-
kirche“ und das Inklusionshotel „Grenzfall“.

The Schrippenkirche Constantin Liebich
(18847-1928) initiated the foundation of the
Society for the Service of the Unemployed
in 1882. Prior to morning prayer and pas-
toral talks, two buns and a cup of coffee
were served. For these events, the name
“Schrippenkirche” (bun church) was soon
adopted. From 1902, this charitable work
was continued in a private club house. The
name “Schrippenkirche” was transferred to
this building. A juvenile home and a men’s
home, a refuge, the “Brockenssammlung” workshop and a
writing room were set up and a job centre was operated.
The club house was heavily destroyed during World War II.
After reconstruction, the facility looked after
young women, children and the elderly. In
1979[!], the society exchanged its property
for today’s property at 136-137 Ackerstraße.
The old Schrippenkirche was demolished
in 1980 despite strong protests. In 2017,
the Schrippenkirche was incorporated into
the Hoffnungstal Foundation Lobetal.

(Rückseite)
Das Kreuz
Das Altarkreuz von Hans Joachim Burgert
wurde für die 1963 restaurierte Kapelle der
alten Schrippenkirche, Ackerstraße 52 ge-
schaffen. Auf den sich kreuzenden Achsen
sind die wichtigsten Ereignisse der Heils-
geschichte dargestellt. - horizontal: Gottes
Heilstaten in der Geschichte Israels, vertikal: Gottes
Heilstaten in der Geschichte Christi. Auf der Rückseite der farbigen
Emaillekacheln sind entsprechende Bibelstellen zugeordnet.
Der Kapellensaal der Schrippenkirche wurde
nach dem Bau der Berliner Mauer bis 1965
durch einen Teil der Versöhnungsgemeinde
mitgenutzt, da die Versöhnungskirche unzu-
gänglich auf dem Mauerstreifen stand. Die
alte Schrippenkirche wurde 1980 abgerissen,
das Kreuz jedoch gerettet. Es fand seinen
Platz im 1965 errichteten Gemeindezentrum
der Versöhnungsgemeinde, Bernauer Sraße
111 (heute: Gedenkstätte Berliner Mauer).
Nach Fertigstellung der Kapelle der Versöh-
nung wurde das Kreuz im Jahr 2001 an die
Schrippenkirche zurückgegeben, in der Ackerstraße 136/137
aber nur selten benutzt. Seit 2019 befindet sich das Altarkreuz
im öffentlichen Raum.
Hans Joachim Burgert (1928-2009) studierte
an der Hochschule für Bildende Künste bei
Karl Schmidt-Rottluff, Ernst Schumacher und
Willem Hölter. In seiner, vom Expressionismus
beeinflussten, figürlichen Bildersprache, wird
das Bildthema nicht „dargestellt“, sondern
„empfunden“. Burgert schuf zahlreiche Werke
für die Ausgestaltung von Kirchen. Mit biblio-
philen Drucken, Hochdruckgraphiken und
Schriftentwürfen wurde er zu einem welt-
weit einflussreichen Kalligraphen. 1977 über-
nahm Burgert eine Professur für „Freies Gestalten“ im Fach-
bereich Architektur an der Technischen Fachhochschule
Berlin. Für sein bildhauerisches Schaffen erhielt er den Spezial
Prize für Skulptur vom HAKONE Museum, Japan. Seine Arbeiten
sind in mehr als 25 Museen und Sammlungen
Europas, der USA und Japan zu finden.

The altar crucifix of the Schrippenkirche
created by Hans Joachim Burgert for the
chapel of the old Schrippenkirche depicts on
its horizontal axis God’s salvation work in
the history of Israel and on its vertical axis
God’s salvation work in the gospel of Jesus
Christ with corresponding Bible passages
on the back of coloured enamel tiles.
After the old Schrippenkirche was demolished in 1980, the
altar crucifix was saved and found its home in the community
centre of the reconciliation community at 111 Bernauer Straße.
After completion of the Chapel of Reconci-
liation, the altar crucifix was returned in 2001
to the Schrippenkirche at 136-137 Ackerstraße.
Hans Joachim Burgert (1928-2009), devel-
oped a figurative imagery influenced by ex-
pressionism, in which the pictoral theme is
not “represented” but “felt”. Burgert created
numerous pieces of artwork for churches and
became a globally influential calligrapher.
His oeuvre can be found in more than 25
museums and collections in Europe, the USA
and Japan.

Auf der Vorderseite sind vier Fotos und ein Kartenausschnitt in die Inschrift integriert. Die Unterschriften lauten (v.o.n.u.):
Morgenandacht in der Schrippenkirche,
Ackerstraße52, um 1920 | Morning Prayer
in Schrippenkirche, 52 Ackerstraße (ca 1920)

Standort
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Brockensammlung, Anlieferung von Gerümpel,
um 1920 |
Brockensammlung” - delivering
odds and ends (ca 1920)

Brockensammlung, Verkauf aufgearbeiteter
Möbel, um 1920 |
Brockensammlung”
selling refurbished furniture (ca 1920)

Brockensammlung, Aufarbeitung gesammelter
Kleidungsstücke, um 1920 |
Brockensamm-
lund” - reconditioning collected clothes (ca 1920)

Auf der Rückseite befinden sich vier Kacheln aus dem Altarkreuz abgebildet und ein Foto mit den Unterschriften (v.o.n.u.):
Gott schließt einen Bund den Menschen [so!]
God’s covenant with the people

Die Kreuzigung Christi | Crucification of Jesus

Die Auferstehung Christi (Ostern)
Resurrection of Jesus (Easter)

Hans Joachim Burgert (1972)

Das Lamm Gottes | The holy lamb

Die über zwei Meter hohe Stele wurde initiiert und finanziert von der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal. Die Texte verfasste Jan Cantow, das Design lag in den Händen von Helga Lieser. Aufgestellt wurde die Stele vor der „Schrippenkirche” im Jahr 2019. Das Altarkreuz befindet sich in einem gläsernen Schaukasten links vor dem Hauseingang.

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