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Preußischer Normalhöhenpunkt

Preußischer Normalhöhenpunkt

Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz

[linke Spalte]
Preußischer Normalhöhenpunkt
An dieser Stelle befand sich bis zum Abriss der Berliner
Sternwarte im Jahr 1912 der Preußische Normal-
Höhenpunkt 1879. Er markierte die Höhenbezugsfläche
Normal-Null (N.N.), die nach der Definition exakt
37,000m unterhalb dieses Punktes verläuft.
Die Höhe des Normal-Höhenpunkts wurde vom
Amsterdamer Pegel durch präzise geometrische
Höhenmessungen mit Nivelliergeräten bei einer
Genauigkeit von etwa einem Zentimeter bestimmt.
In den 1830er-Jahren setzte in Deutschland die
Industrialisierung ein. Man begann mit dem Bau von
Eisenbahnlinien, Schiffahrtskanälen und Straßen.
Dafür benötigte man ein genaues und landesweit
zusammenhängendes Netz von Höhenfestpunkten in
einem einheitlichen System. Die Höhenmessungen im
preußischen Staatsgebiet wurden jedoch vor 1879
auf verschiedene, für den jeweiligen Zweck gewählte
Nullpunkte bezogen. Weit gebräuchlich waren
Höhenangaben vom Nullpunkt eines Meerespegels
(langjährig beobachteter Mittelwasserstand), ins-
besondere des Amsterdamer oder des Swinemünder
Pegels, aber auch anderer Häfen der Ost- oder Nordsee.
Teilweise wurden für Spezialvermessungen auch der
Nullpunkt eines in der Nähe liegenden Flusspegels oder
ein anderer geeignet erscheinender Punkt zugrunde
gelegt. Es war nicht möglich, die in verschiedenen
Landesteilen ausgeführten Messungen miteinander zu
verbinden und auf einen gemeinschaftlichen Nullpunkt
zu beziehen. Zwischen den Systemen gab es Sprünge
in der Höhenlage.
Vom preußischen Central-Direktorium der
Vermessungen wurde im [Jahr] 1876 beschlossen, einen
Normalhöhenpunkt als sichtbare Bezeichnung für
sämtliche Höhenbestimmungen im preußischen Staat
festzulegen. Als Nullpunkt wurde der Amsterdamer Pegel
gewählt.
Der Normalhöhenpunkt sollte an einem Ort in zentraler
Lage eingerichtet werden, und zwar weder an der
Küste noch im Gebirge, sondern auf altem Boden, der
Hebungen und Senkungen weniger ausgesetzt ist. Auf
Basis eines Gutachtens des Direktors der Königlichen
Sternwarte zu Berlin, Prof. Dr. Foerster, wurde der
Normal-Höhenpunkt an einem der Beobachtungspfeiler
der Berliner Sternwarte angebracht.
Dieser zentrale Punkt wurde “Normal-Höhenpunkt für
das Königreich Preußen” genannt; für die vom Normal-
Nullpunkt gezählten Höhen galten die Bezeichnung
“Höhe über Normal-Null” bzw. “Höhe über N.N.”. Dieses
Höhensystem galt bis zum Jahr 2000. Seit dem 1. Januar
2000 wird in ganz Deutschland das Höhensystem
auf Normalhöhen umgestellt. Mit dem neuen System
wird ein wichtiger Faktor in der Höhenmessung
berücksichtigt: das Schwerefeld der Erde: Nun werden
an die Messwerte mathematische Korrekturen aufgrund
der Einflüsse der unterschiedlichen Verteilung der
Erdmassen angebracht. Seither gilt in der deutschen
Landesvermessung die Bezeichnung “Höhe über
Normalhöhennull” bzw. Höhe über NHN”. “Nullpunkt”
des Systems ist übrigens weiterhin der Pegel in
Amsterdam. Der Unterschied zwischen N.N. und NHN
beträgt in Berlin in etwa 1 Dezimeter.
Aufgrund des geplanten Abrisses der Sternwarte
erfolgte 1912 eine Verlegung des preußischen Normal-
Höhenpunktes von Berlin zu einer heute noch als
Teil des deutschen Haupthöhennetzes bestehenden
geodätischen Ersatzgruppe nach Müncheberg-
Hoppegarten (45 km ostwärts) in Brandenburg
(Normalhöhenpunkt 1912).

[rechte Spalte]
This used to be the the location of the “Preußische Normal-
höhenpunkt 1879" (Prussian reference bench mark
1879) until 1912 when the Berlin observatory was
demolished, The bench mark was the reference in
Prussia for the vertical coordinatesystem (tide gauge-
based geodelic vertical datum) Normal-Null(N.N.); by
definition, the reference zero plane was exactly 37.000
m beneath this mark.
The height of this reference bench mark was detemined
with an accuracy of approximately one centimetre by
precise spirit levelling with respect to the Amsterdam,
Netherlands, tide-gauge (mean sea level) as initial
point.
In the 1830s, industrialisation accelerated in Germany
and railway tracks, canals and streets were built.
For this purpose, it was necessary to establish an
exact national grid of height bench marks within a
standardized system.
However, before 1879, different height references had
been in use for elevation measurements in Prussia.
Very common were height definitions with respect
to tide gauges (local mean sea levels like those in
Swinemünde, Amsterdam, and other harbours along
the Baltic and North Seas.
In 1876, the Prussian Directorate for Surveys decided
to establish one bench mark as a visible reference for
any height measurement in Prussia. The Amsterdam
tide-gauge and its mean sea level were chosen as
reference zero level.
The reference bench mark was to be established at
a central location, neither along the coast line nor in
the mountains. Geologically, the area was required to
be stable in order to avoid ground motions. Based on
the findings of Prof. Dr. Foerster, director of the Royal
Observatory Berlin, the reference bench mark was
placed at an observation pillar of the Berlin observatory.
The central bench mark was called “Normal-Höhenpunkt
für das Königreich Preußen” (reference bench mark
of the Prussian Kingdom). Heights referenced to the
vertical datum represented by this bench mark were
called “Höhe über Normal Null” (heights above reference
zero elevation zero) or in more briefly “Höhe über N.N”[!]
(Height above Normal Null). This vertical datum was
officially in use until the end of 1999. Since January
1, 2000, the previous vertical datum of orthometric
heights was changed to the system of normal heights
for all of Germany. This change was emplemented in
consideration of an important influence on height
measurements: earth’s gravity. Since then, levelling
results are adjusted mathematically for influences of
unequal distribution of the earth’s masses.
The term “Höhe über Normal Null” (normal
heights above reference zero elevation) or“Höhe über NHN”
(height above NormalHöhenNull) has since been
used in Germany’s national survey. The mean sea level
represented by the Amsterdam tide-gauge remained
as the zero reference level. The diefference in heights
between the present vertical datum “Höhe über NHN”
and the old system “Höhe über N.N.” is approximaely
one decimetre in the region of Berlin.
The Prussian reference bench mark was relocated in
1912 because of the planned demolition of the royal
observatory. It was moved to Müncheberg-Hoppegarten
in the state of Brandenburg, 45 km east of the original
site. The new “Normalhöhenpunkt 1912 (reference
bench mark 1912) belongs to a group of replacement
bench marks which are still part of the German 1st
order levelling network.

Über dem Text ist ein Grundriss der Sternwarte eingezeichnet mit der Angabe der Lage des Normal-Höhenpunkts (die Schreibweise variiert im Text). Neben der dunklen Stele steht ein Pegel mit blau markierter Höhenangabe 37.

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