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1195 Häftlinge des KZ Sachsenhausen

1195 Häftlinge des KZ Sachsenhausen

Kiefholzstraße

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Den
1195
ermordeten
Antifaschisten
deren Asche hier
bestattet
ist

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Zur ersten Sammlung aufgeboten,
im gleichen Fühlen, gleichen Geist vereint,
gilt der Gedanke euch, den teuren Toten,
der Opferschar, die uns unzählbar scheint.

Ihr habt euch stets mit gleichem Mut vereint,
so oft der Haß der Henker euch versprengt –
sie haben euch erbarmungslos gepeinigt
und qualvoller Erniedrigung gezwängt.

Sie schonten nicht die Frauen, nicht die Greise,
sie schlachteten euch ohne Nachsicht ab.
Sie tilgten eure Spur in roher Weise
und gönnten selbst den Toten nicht das Grab.

Sie ahnten nur die Not der letzten Stunden, –
ihr starbt ja hinter Hecken, im Verlies.
Sie warten nach dem Schrei der Todeswunden,
die ihre Mordlust in den Abgrund stiess.

Sie konnten nur, was sterblich ist zerstören,
des Leibes Hülle, die so rasch zerfällt.
Dem Geist wird Unsterblichkeit gehören,
der wie der eure seine Kraft behält.

Ihr habt dem Ungeist sterbend Trotz geboten,
Wir Lebenden, wir sind voll Dankbarkeit.
Und wir versprechen euch, den unvergessenen Toten.
Wir schaffen eine neue, bessere Zeit.

Walter Dehmel

Es han­delt sich um Häft­linge des Konzen­trations­la­gers Sach­sen­hausen, deren Lei­chen (bis Mitte 1940) hier ver­brannt und deren Asche u.a. hier bei­gesetzt wurde (s.a. Fried­hof Altglie­nicke). Der Gedenkstein stammt ungefähr aus dem Jahr 1950, die Beschreibung der Opfer als "Antifaschisten" spiegelt die damalige Geschichtsdeutung und Erinnerungskultur der DDR wieder. Wer die Toten waren und unter welchem Vorwand sie ermordet wurden, ist nicht bekannt.

 

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