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Opfer der Luftbrücke

Lissabonallee Ecke Charles-H.-King-Straße

Erinnerung an die Opfer der
Berliner Luftbrücke (1948/49)
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Teilung Berlins in
vier Sektoren kam es nach 1945 zwischen den Siegermächten USA,
Großbritannien und Frankreich einerseits und der Sowjetunion
andererseits zu immer größeren Spannungen. Diese gipfelten
schließlich in der Blockade West-Berlins.
Zwischen dem 19. und dem 29. Juni 1948 wurden alle Straßen- und
Schienenverbindungen sowie die Wasserwege von und nach Berlin
durch die sowjetische Militärverwaltung blockiert. Die drei Westmächte
starteten daraufhin die Luftbrücke, um West-Berlin zu versorgen. Zu
Beginn der Operation war der Erfolg durchaus fraglich, denn auch
Experten waren skeptisch, ob eine Zwei-Millionen-Stadt komplett aus
der Luft versorgt werden konnte. Über die Flughäfen Tempelhof,
Gatow und später auch Tegel versorgten Amerikaner und Briten
West-Berlin mit lebensnotwendigen Gütern, insbesondere mit Kohle.
Auch nach dem Ende der Blockade am 12. Mai 1949 wurden die
Flüge noch bis Ende September 1949 fortgesetzt, um Vorratslager
aufzufüllen.
Bei insgesamt über 277 000 Flügen nach Berlin kam es immer wieder
zu Unfällen. Mindestens 78 Menschen verloren dabei ihr Leben. Die
Namen der Toten sind im Sockel des Luftbrücken-Denkmals in
Tempelhof eingraviert.
Weil das ab 1967 entstehende Neubaugebiet Düppel-Nord auch für
amerikanische Familien gebaut wurde, lag es nahe, das US-
Hauptquartier in der Clayallee bei der Benennung einiger Straßen
mit einzubinden. Im Herbst 1968 wurde der Oberbefehlshaber der
US Berlin Brigade gebeten, drei Namensvorschläge zu machen. Die
ersten Vorschläge erfüllten nicht die Voraussetzungen für eine
Benennung, da die gewünschten Personen noch nicht länger als fünf
Jahre verstorben waren. Nach einem öffentlichen Aufruf im „Berlin
Observer“, der Zeitung für die US-Streitkräfte in Berlin, einigte man
sich schließlich auf die Namen von drei amerikanischen Luftbrücken-
Opfern, die im Straßenbild geehrt werden sollten.
Lieutenant Charles H. King war Pilot einer Douglas C-47, die beim
Anflug auf Berlin am 25. Juli 1948, kurz nach Mitternacht gegen eine
Hauswand in der Handjerystraße in Berlin-Friedenau prallte. Auch
sein Co-Pilot starb.
Major Edwin C. Diltz kollidierte am 24. August 1948 gegen 07.30 Uhr
in seiner Douglas C-47 mit einem anderen amerikanischen
Luftbrücken-Frachtflugzeug in der Nähe von Hanau / Hessen. Beide
Flugzeuge stürzten ab, keiner der vier Piloten überlebte.
Sergeant Lloyd G. Wells arbeitete als Bordmechaniker einer Douglas
C-54, die am 5. Dezember 1948 kurz nach dem Start vom Flughafen
Faßberg um 23.15 Uhr aus ungeklärten Gründen abstürzte. Auch
der Pilot und Co-Pilot starben bei dem Unglück.
Am Vormittag des 31. August 1970 fand die feierliche Benennung
der Straßen statt. Neben dem amerikanischen Stadtkommandanten
George M. Seignious und dem Regierenden Bürgermeister von Berlin
Klaus Schütz nahm auch der Luftbrückenpilot Gail Halvorsen an der
Veranstaltung teil, der zu diesem Zeitpunkt Kommandant des
Flughafens Tempelhof war.
Bernd von Kostka

Rechts neben dem Text sind übereinander sechs Fotografien mit folgenden Bildunterschriften (v. o. n. u.):

C-47 Flugzeuge werden in
Tempelhof entladen, Juli 1948
Absturz eines Luftbrücken-Flugzeugs
in Berlin-Friedenau, 25.7.1948
Charles H. King
Edwin C. Diltz
Lloyd G. Wells
Straßenbenennung am 31. August
1970 (v.l.n.r.: George M. Seignious,
Klaus Schütz, Hans-Joachim
Schnitzer)


Das Haus in Friedenau, gegen das am 25.7.1948 ein Flugzeug prallte, steht in der Handjerystraße 2.
Der dritte Mann auf dem Foto bei der Straßenbenennung, Hans-Joachim Schnitzer (SPD), der im Text selbst keine Erwähnung findet, war der Bezirksbürgermeister von Zehlendorf.
Die Enthüllung der Stele fand am 27.6.2023, 16 Uhr, statt. Es sprachen die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin und Bezirksstadträtin für Bildung, Kultur und Sport, Cerstin Richter-Kotowski und Bernd von Kostka (AlliiertenMuseum). Gefertigt wurde die Stele nach einem Entwurf von Karin Rosenberg.

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