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NS-Zwangslager Marzahn - Sinti und Roma II

NS-Zwangslager Marzahn - Sinti und Roma II

Otto-Rosenberg-Platz

Zwangslager Marzahn
The Nazi Internment Camp in Marzahn

Die Bildunterschriften der Vorderseite lauten (deutsch):

Familie im Lager Marzahn, um 1938.

Lageplan des Falkenberger Weges im Ortsbezirk Marzahn mit der Kennzeichnung
»Zigeunerlager«, um 1936.

(Englische Bildunterschriften):

Family in Marzahn camp, around 1938.

Map of Falkenberger Weg in Marzahn marked with the location “Zigeunerlager“
(Gypsy Camp), around 1936.
NS-Zwangslager Marzahn 1936 - 1945

Mit Beginn der Machtübernahme durch die National-
sozialisten 1933 wurden Sinti und Roma nach und nach
aus allen gesellschaftlichen Bereichen ausgegrenzt,
entrechtet und verfolgt.
Auf diesem Gelände zwischen Parkfriedhof und Falken-
berger Weg wurde in Zusammenhang mit der Vorberei-
tung auf die Olympiade 1936 eins der ersten kommunalen
Zwangslager für Sinti und Roma geschaffen. Auf Befehl
des Berliner Polizeipräsidenten trieben Polizeieinheiten
am 16. Juli 1936 etwa 600 Sinti und Roma von ihren
angemieteten Standplätzen und aus ihren Wohungen
nach Marzahn.
»Wir wurden dann eines Morgens, es kann früh um vier,
fünf Uhr gewesen sein, durch die SA und die Polizei
aufgeschreckt. (…) Wir wurden auf Lastwagen geladen.
Unser Planwagen wurde ebenfalls mitgenommen. (…) Wir
wurden nach Berlin-Marzahn verfrachtet. Offiziell hieß
der Ort: Berlin-Marzahn Rastplatz. (…) Sie luden uns
einfach ab. Wir wurden festgesetzt. Es hieß, keiner darf
den Platz verlassen. Überall waren Gräben. Die Wiesen
um uns her waren Rieselfelder. Und ständig kamen
Wagen, die Jauche in diese Gräben pumpten. Es hat
furchtbar gestunken.« (Otto Rosenberg, Das Brennglas,
Berlin 1998)
Das Lager wurde von Polizisten bewacht. Unter un-
menschlichen Bedingungen wurden durchschnittlich
1000 Sinti und Roma in Holzbaracken und Wohnwagen
zusammengepfercht und gefangen gehalten. Infolge
der schlechten Versorgung und der katastrophalen
sanitären Verhältnisse grassierten bald zahlreiche
lebensbedrohende Krankheiten.
Am 16. Dezember 1942 ordnete Heinrich Himmler,
Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei, die
Einweisung aller im Reichsgebiet und in den national-
sozialistisch besetzten Ländern Europas lebenden Sinti
und Roma in ein Konzentrationslager an. Ab März 1943
erfolgten die Deportationen in das Vernichtungslager
Auschwitz-Birkenau. Schätzungen zufolge wurden
500 000 Sinti und Roma von den Nationalsozialisten
ermordet.

The Nazi Internment Camp for Gypsies in Marzahn,
1936-1945
When the Nazis took power in Germany in
1933, Sinti and Roma became targets of racism. They
were gradually excluded from all areas of social life,
deprived of their rights and persecuted.
During the preparations for the 1936 Olympic Games in
Berlin, one of the first communal internment camps for
Sinti and Roma was set up here on this site between
Park Cemetery and Falkenberger Weg. On 16 July 1936,
police units acting on orders from the Berlin chief
commissioner evicted around 600 Gypsies from their
rented encampments and apartments and forcibly
relocated them to Marzahn.
“Then one morning, it could have been four or five in the
morning, we were rousted out by SA and police (…) We
were loaded onto a lorry. Our caravan was also taken
along. (…) We were shipped to Berlin-Marzahn. Officially
the place was called ‘Berlin-Marzahn Rastplatz’ [literally,
‘resting-place’]. The lot. (…) They just unloaded us. We
were detained. They said nobody is allowed to leave the
lot. There were ditches everywhere. The meadows around
us were fields irrigated with sewage into the ditches.
The smell was terrible.” (Otto Rosenberg, A Gypsy in
Auschwitz, London 1999)
The camp was guarded by policemen. Around 1000
Gypsies at a time were herded together in wooden huts
and caravans and interned under inhuman conditions.
With the poor nourishment and disastrous sanitation
many life-threatening diseases started to spread rapidly.
On 16 December 1942 Heinrich Himmler, head of the
SS and chief of the German police, ordered all the Sinti
and Roma in the German Reich territory and the Nazi-
occupied countries of Europe to be sent to
a concentration camp. From March 1943 they were
deported to Auschwitz-Birkenau extermination camp.
It is estimated that 500,000 Sinti and Roma were
murdered by the Nazis.

Die Bildunterschriften der Rückseite lauten (deutsch):

Die Olympischen Spiele in Berlin, August 1936. Das Olympische Feuer trifft im Berliner
Lustgarten ein.

Blick auf das Lager Marzahn zwischen den Bahngleisen und dem angrenzenden Friedhof, 1937.

Das Lager Marzahn, um 1936.

Charlotte Rosenberg (rechts) mit ihrer Schwester und ihrem Bruder im Lager Marzahn, um
1940. Sie wirkte 1942 als Komparsin in Leni Riefenstahls Film »Tiefland« mit. Keiner von ihnen
überlebte Auschwitz. Charlotte Rosenberg wurde bei der Auflösung des »Zigeunerlagers« in
Auschwitz-Birkenau in der Nacht vom 2./3. August 1944 mit ihren Enkelkindern ermordet.

Sinti im Lager Marzahn, um 1936. Von 1936 bis 1945 lebten einige tausend Menschen im
Lager Marzahn.

(Englische Bildunterschriften):

The Olympic Games in Berlin, August 1936: the Olympic torch reaches the Lustgarten in
Berlin.

View of Marzahn camp between the railway tracks and the adjacent cemetery, 1937.

Marzahn camp, around 1936.

Charlotte Rosenberg (right) with her brother and sister in Marzahn camp, around 1940. She
was an extra in Leni Riefenstahl’s film “Tiefland” (“The Lowlands”) in 1952. None of these
tree people survived Auschwitz. Charlotte Rosenberg was murdered with her grandchildren
during the dissolution of the camp for Gypsies in Auschwitz-Birkenau on 2/3 August 1944.

Sinti in Marzahn camp, around 1936. Several thousand people lived in Marzahn camp from
1936 to 1945.

2011 entstand dieser Ort der Erinnerung und Information am authentischen Standort, bestehend aus insgesamt elf Metallstelen. Die Tafeln informieren über die Geschichte des Lagers und erinnern an das Schicksal der dort internierten Menschen, darunter vier biografische Tafeln. Detaillierte Informationen zu den elf Stelen finden sich im Erläuterungstext bei "NS-Zwangslager Marzahn - Sinti und Roma". Weitere Informationen und Kontakt: www.gedenkstaette-zwangslager-marzahn.de

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