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NS-Zwangslager Marzahn - Camba Franzen

NS-Zwangslager Marzahn - Camba Franzen

Salmünster/Hessen 1920 - Berlin 02.1998

Otto-Rosenberg-Platz

Camba Franzen 1920 – 1998
Camba Franzen wurde 1920 in Salmünster/Hessen
geboren. 1922 siedelte die Familie nach Berlin über.
»Von meinem 7. bis zum 14. Lebensjahr habe ich
die Volksschule in Weißensee und in Adlershof besucht.
Ich wollte Schneiderin werden, bekam aber keine Lehr-
stelle aufgrund meiner “Rassenzugehörigkeit“.«
Am 16. Juli 1936 verschleppte die Polizei Camba Franzen
mit ihrer Mutter und ihren sechs Geschwistern von
ihrem Wohnort in Berlin, Alt-Glienicke-Bohnsdorf, in
das Zwangslager Berlin-Marzahn.
»Wir haben dort unter den unwürdigsten Umständen
gelebt und gelitten. Es fehlte an allem. (…) Unter den
erbärmlichsten Umständen habe ich meine Kinder im
Lager Marzahn zur Welt gebracht. Für meine Kleinkinder
bekam ich täglich nur 1/8 Liter Magermilch. Zwei meiner
Kinder sind mir im Alter von sechs und sieben Monaten
an Unterernährung gestorben.«
Im Juni 1938 inhaftierte die Kriminalpolizei ihren Mann
Paul im Konzentrationslager Sachsenhausen. Im März
1943 wurden ihre Mutter und ihre Geschwister von der
Gestapo in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau
deportiert. »Meine Mutter ist in Auschwitz vergast
worden und ein Bruder von mir ist im KZ Bergen-
Belsen umgekommen.« Camba Franzen selbst blieb –
ohne Nachricht von ihren Angehörigen – bis zum
Kriegsende im Lager Marzahn interniert.
»Im Krieg bekam ich für mich und meine Familie keine
vollwertigen Lebensmittelkarten; meine Karten waren mit
einem »Z« für Zigeuner versehen. Während der schweren
Luftangriffe waren wir gezwungen, in den Wohnbaracken
zu bleiben. Ich durfte mit meinen Kindern keinen Luft-
schutzbunker aufsuchen. Es hieß immer gleich: Zigeuner
und Juden raus. Ich habe in den 9 Jahren, welche ich im
Lager Marzahn zubringen musste, sehr viel Kummer und
Leid mitgemacht.«
Im Mai 1945 wurde Camba Franzen durch die Rote
Armee befreit. Bis zu ihrem Tod im Februar 1998 lebte
sie mit ihrer Familie in Berlin.

Camba Franzen (1920 – 1998)
Camba Franzen was born
in 1920 in Salmünster/Hesse[n]. Her family moved to Berlin
in 1922.
“I attended elementary school in Weißensee and Adlers-
hof from the age of 7 to 14. I wanted to be a dressmaker,
but couldn’t find a job because of my ethic background.”
On 16 July 1936 the police forcibly took Camba with her
mother and her six brothers and sisters from their home
in Bohnsdorf in the Berlin district of Alt-Glienicke to
Marzahn internment camp for Gypsies.
“We lived and sufferd there under extremely degrading
conditions. There were shortages of everything. (…)
I gave birth to my children in Marzahn camp under the
most wretched circumstances. I was only given 1/8 of a
litre of skimmed mild a day for my infant children. Two
of my children died of malnutrition at the ages of six
and seven months.”
In June 1938 the police criminal investigation branch
imprisoned her husband Paul in Sachsenhausen
concentration camp. In March 1943 the Gestapo
deported her mother and her sisters and brothers to
Auschwitz-Birkenau extermination camp.
“My mother was gassed in Auschwitz. One of my
brothers died in Bergen-Belsen concentration camp.”
Camba Franzen remained interned at Marzahn camp
until the end of the war. Throughout that time she had
no news of her relatives.
“In the war I never had full ration cards for myself and
my family; my cards were marked with a ‘Z’ for ‘Zigeuner’
(Gypsy). We were forced to stay in our barracks during
the heavy air bombardments. I was not allowed to go to
any air raid shelter with my children. We were always
told right away, ‘Gypsies and Jews – get out!’ I suffered
great misery and anguish in the nine years I had to
spend in Marzahn internment camp.”
Camba Franzen was liberated by the Red Army in May
1945, and lived with her family in Berlin until her death
in February 1998.

(Die deutsche Bildunterschrift der Vorderseite lautet):
Camba Franzen, erste Kommunion, Alt-Glienicke, Berlin um 1934.

(die englische Bildunterschrift lautet):
Camba Franzen at her first communion, Alt-Glienicke, around 1934.

(Die Bildunterschriften der Rückseite lauten):
Paul Franzen (links), Ehemann von Camba Franzen, im Alter von ca. 15 Jahren, um 1927.

Camba und Paul Franzen mit ihren Trauzeugen Pater Süßkind (links) und Gustav Langburger,
Berlin 1937.

Camba und Paul Franzen mit ihren Kindern Ursel, Robert und Rosemarie, Berlin 1945.

Paul Franzen mit seinen Töchtern Ursel und Rosemarie im Lager Marzahn, 1942.

Camba Franzen mit zwei ihrer Brüder, ihrer Cousine und ihrer Nichte im Lager Marzahn, 1940.

(die englischen Bildunterschriften lauten:)
Paul Franzen (left), Camba Franzen’s husband, aged about 15, around 1927.

Camba and Paul Franzen with the witnesses to their marriage, Father Süßkind (left) and
Gustav Langburger, Berlin 1937.

Camba and Paul Franzen with their children Ursel, Robert and Rosemarie, Berlin 1945.

Paul Franzen with his daughters Ursel and Rosemarie in Marzahn camp, 1942.

Camba Franzen with two of her brothers and a cousin and niece in Marzahn camp, 1940.

2011 entstand dieser Ort der Erinnerung und Information am authentischen Standort, bestehend aus insgesamt elf Metallstelen. Die Tafeln informieren über die Geschichte des Lagers und erinnern an das Schicksal der dort internierten Menschen, darunter vier biografische Tafeln. Detaillierte Informationen zu den elf Stelen finden sich im Erläuterungstext bei "NS-Zwangslager Marzahn - Sinti und Roma". Weitere Informationen und Kontakt: www.gedenkstaette-zwangslager-marzahn.de

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