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Minna-Schwarz-Heim

Pyritz/Pommern (Pyrzyce/Polen) 25.11.1859 - Berlin 27.12.1936

Brunnenstraße 41

MINNA-SCHWARZ-HEIM
(Porträtfoto)
1888 begründete Minna Schwarz (1859-1936)
mit anderen den ersten Frauenverein der Loge „Bnai Brith” in Berlin.
1913 richtete sie im Hof dieses Hauses ein Mütter- und Kleinkinderheim
für alleinstehende und mittellose Mütter ein. Später entstanden zusätzlich
eine Mütterberatungsstelle, eine staatlich anerkannte Ausbildungsstätte
für Säuglings- und Wöchnerinnenpflege sowie ab 1932
ein jüdisches Altersheim. Ab 1940 wurde das Haus zur erzwungenen
Sammelunterkunft jüdischer Bürger nach Vertreibungen aus
ihren Wohnungen - ein sogenanntes Judenhaus.
Mehr als 100 der letzten Bewohner und Angestellten wurden von den
Nationalsozialisten von hier aus in die Vernichtungslager deportiert.
Berlin, 2011

Die Glasacryltafel wurde am 15.1.2012 um 11.30 Uhr enthüllt. Es sprachen Sabine Krusen (Brunnhilde e.V.), Bezirksstadträtin Sabine Weißler, und Minna Schwarz’ Großnichte Renate Rosenau. Anwesend war auch ihr Großneffe Michael Lewin.

Zu Minna Schwarz' 70. Geburtstag war bereits 1929 eine Ehrentafel am oder im Haus angebracht worden. Die schwarze Steintafel zeigte im oberen gerundet abgeschlossenen Teil eine junge Frau mit einem Säugling im Arm. Sie wurde gestiftet vom Frauenverein der Berliner Logen und gestaltet von dem Bildhauer Jacob Pleßner (1871 - 1936). Ihre Inschrift lautete:

UNSERER
MINNA SCHWARZ
ES TÖNE HINFORT
IHR MOTTO IHR RAT:
VOM GEDANKEN ZUM WORT
VOM WORTE ZUR TAT.
ZUM 25. NOVEMBER 1929.

Minna Schwarz (geb. Rosenau), selbst kinderlos, kümmerte sich seit den späten 1880er-Jahren um jüdische schwangere, ledige Frauen und ihre Säuglinge in der Zeit unmittelbar vor und nach der Geburt. 1888 gründete sie den Frauenverein der jüdischen Organisation "B'nai B'rith", einer geheimen Loge aus New York, deren Ziele die Aufklärung über das Judentum sowie die Erziehung innerhalb der jüdischen Gemeinden waren. Frauen waren bis 1897 nicht als Mitglieder zugelassen.

Die Mitglieder des Vereins rund um Minna Schwarz kümmerten sich um mittellose schwangere Frauen und junge, ledige Mütter. Sie leisten sowohl medizinische als auch finanzielle Hilfe und versorgten die Säuglinge. Ab 1908 gab es in der Brunnenstraße ein Entbindungsheim, dem 1913 oder 1914 – auf Schwarz' Kosten errichtet – der Bau eines viergeschossigen Gartenhauses für ein Mütter- und Säuglingsheim folgte, das bedürftigen Frauen offenstand. Hier wurde später die erste Mütterberatungsstelle Berlins eingerichtet. Ab 1926 konnten junge Frauen in der Einrichtung außerdem eine Ausbildung als staatlich geprüfte Säuglingspflegerin absolvieren. 1932 wurde eine Etage des Hauses in ein Altenheim umgewandelt, in das Minna Schwarz bald darauf selbst einzog. Ihr zu Ehren wurde das Haus Minna-Schwarz-Heim genannt.

Ab 1933 waren das Heim und der Verein der antisemitischen Verfolgung der Nationalsozialisten ausgesetzt. Den in der Einrichtung tätigen Ärzten Dr. Josef Hirsch und Dr. Stephan Steinharter wurde ihre Approbation aberkannt, dem Heim die staatlichen Zuschüsse gestrichen. 1941 wurde das Haus in ein sogenanntes "Judenhaus" umgewandelt, die meisten der Bewohnerinnen und Bewohner wurden gen Osten deportiert und ermordet. Minna Schwarz verstarb bereits 1936 und wurde auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee begraben.

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