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Luftfahrtgeschichte (2) – Anfänge der Zivilluftfahrt (Informationspfad Tempelhofer Feld 6)

Luftfahrtgeschichte (2) – Anfänge der Zivilluftfahrt (Informationspfad Tempelhofer Feld 6)

Columbiadamm

Luftfahrtgeschichte
Anfänge der Zivilluftfahrt
Die Aufrüstung im Ersten Weltkrieg brachte mit der rasanten Entwicklung des Motorflugs den entscheidenden Fortschritt für die Zivilluftfahrt und
das Tempelhofer Feld.
Zwei Jahre nach der Vorstellung des Schwarz’schen Ganzmetall-Luftschiffs
auf dem Tempelhofer Feld begann Ferdinand Graf von Zeppelin mit dem
Bau eines lenkbaren Luftschiffs. Am 29.08.1909 erschien sein „Luftzug“
LZ 6, von zwei Daimler-Benz-Motoren angetrieben, über Tempelhof. In
nur 100 Metern Höhe zog das 136 Meter lange Luftschiff über das Feld,
auf dem Kaiser Wilhelm II. und rund 300 000 Berlinerinnen und Berliner
erschienen waren.
Anfang September 1909 startete hier Orville Wright seinen „Aeroplan“
und drehte acht Runden über dem Militärgelände. Mit dem motorisierten
Flugapparat stellte er in Tempelhof unter anderem mit 172 Metern einen
Höhenweltrekord auf. Neben den Brüdern Wright aus Ohio/USA machten
auch französische Luftfahrtpioniere von sich reden: Ende September 1909
warb Hubert Latham mit seinen Flügen über dem Tempelhofer Feld für
das Kaufhaus Wertheim. Um an einem Wettbewerb im zehn Kilometer
entfernten Johannisthal bei Treptow teilzunehmen, die Transportkosten
für die „Antoinette“ aber zu sparen, flog er nach Treptow und bescherte
Berlin mit diesem „Überlandflug“ eine weitere Luftfahrt-Sensation.
Das flugbegeisterte Publikum zog nun nach Johannisthal, dem ersten
deutschen Flughafen, der dem Tempelhofer Feld vorübergehend den Rang
als Anziehungspunkt streitig machte. Das Feld unterstand noch immer
dem Militär und wurde nur manchmal für Flugveranstaltungen frei-
gegeben. Erst das Interesse der Luftfahrtgesellschaften an einem stadt-
nahen Landeplatz brachte eine Veränderung: Die Stadt Berlin kaufte den
östlichen Teil des Areals, und Stadtbaurat Leonhard Adler konnte zum
8. Oktober 1923 den offiziellen Beginn des Flugbetriebs auf dem behelfs-
mäßig hergerichteten „Flughafen Tempelhofer Feld“ durchsetzen.

Aviation History
The beginnings of civilian aviation
With the rapid development of motorised flight, military armament during
the First World War brought about decisive progress for civilian aviation
and the Tempelhof Field.
Two years after David Schwarz’s all-metal airship was presented on
Tempelhof Field, Ferdinand Graf von Zeppelin began constructing a
steerable airship.
On 29 August 1909 the 136 meters long airship, powered by two Daimler-
Benz engines, appeared in the sky above Tempelhof. At a hight of only
100 meters, the airship flew over Tempelhof Field, where Kaiser Wilhelm II
and some 300,000 Berliners had turned out to witness the event.
In early September 1909, Orville Wright set off in his “Aeroplane” and
completed eight rounds above the military field. With his motorised
aircraft, he set a world record in Tempelhof, and elsewhere, reaching an
altitude of 172 meters. In addition to the Wright brothers from Ohio, USA,
French aviation pioneers also caused a stir: at the end of September 1909,
Hubert Latham used his flights over the Tempelhof Field to advertise for
the Wertheim department store. And in order to save the costs of trans-
porting the “Antoinette” to a competition in Johannisthal near Treptow,
ten kilometres away, he flew to Treptow and gave Berlin a display of yet
more sensational flying on this “overland flight”.
An audience of flight enthusiasts followed him to Johannisthal, Germany’s
first airport, which for a time challenged Tempelhof Field’s status as a
centre of attraction. The field was still under the control of the military
and open only occasionally for air shows. It was not until the aviation
companies became interested in having a runway near the city that a
change of heart occurred: the City of Berlin bought the eastern part of the
field and, on 8 October 1923, Leonhard Adler, the head of the municipal
planning and building control office, was able to launch airline operations
on a makeshift Tempelhof Airport.

Die schmale, ca. 2,20 m hohe Metallstele ist Teil eines „Informationspfades zur Geschichte des Tempelhofer Feldes”. Sie steht gemeinsam mit der Tafel über “Die Luftschiffer” südlich des Eingangs Columbiadamm unweit des Infopavillons.


Bildunterschriften deutsche Inschriftenseite:
1 „Luftzug LZ 6“ des Grafen Zeppelin über dem Tempelhofer Feld, 29.8.1909
Die auch aus der preußischen Staatskasse finanzierte Entwicklung blieb hinter den
Erwartungen des Militärs weit zurück. Die Angriffsfläche der Zeppeline für Jagdflugzeuge
war viel zu groß.
“Luftzug LZ 6“, designed by Count Zeppelin, above Tempelhof Field, 29 August 1909
This development, which was co-financed from the Prussian state coffers, came nowhere
near to fulfilling the expectations of the military. The “Zeppelins” provided too easy to target
for fighter planes.

2 Der ”Vater der Flugtechnik” Otto Lilienthal, Lichterfelde, o. J. (1895)
Zwar hatte der Schweizer Maler Arnold Böcklin bereits 1883 einen Gleitflugapparat auf dem
Tempelhofer Feld vorgestellt. Die entscheidende Entwicklung dieser Technik fand aber im
benachbarten Lichterfelde statt.
Otto Lilienthal, the ”father of aeronautics“, in Lichterfelde, photo not dated (1895)
Although the Swiss painter Arnold Böcklin had presented a glider at Tempelhof Field in 1883,
the decisive development of this technology took place in neighbouring Lichterfelde.

3 Der „Aeroplan” der Gebrüder Wright, Tempelhofer Feld, September 1909
Die US Amerikaner Wilbur und Orville Wright setzten bei den Erfahrungen Otto Lilienthals an
und erprobten zunächst den Doppeldecker-Gleitflug, dann den Motorflug.
The Wright Brothers‘ “Aeroplane“ at Tempelhof Field, September 1909
Wilbur and Orvill[!] Wright (USA) drew on Otto Lilienthal’s experiences and tested the double-
decker glider before they turned to motorised flying.

4 Kronprinz Wilhelm (links) im Gespräch mit Orville Wright (rechts mit Mütze), September 1909
Nur wenige Tage nach dem Besuch des „Zeppelins LZ 6“ flog Wright mit 50 bis 60 km/h im
kontrollierten Motorflug über das Tempelhofer Feld.
Kronprinz Wilhelm (to the left) talking to Orville Wright (to the right) at Tempelhof Field,
September 1909
Only a few days after the “Zeppelin LZ 6” had visited Tempelhof, Wright flew at a speed of
50 to 60 k.p.h. an a motorised flight over Tempelhof Field.

Bildunterschriften englische Inschriftenseite:
5 Hubert Latham, Chefpilot bei der Société Antoinette, stellte den französischen
Eindecker „Antoinette“ vor, Tempelhofer Feld, September 1909
Hubert Latham, chief pilot at the Société Antoinette, introduced the French monoplane,
the “Antoinette”, at Tempelhof Field, September 1909

6 Eine Ju F 13 mit nur vier Sitzplätzen für Passagiere brachte Reichspräsident Friedrich
Ebert vom Tempelhofer Feld zur Leipziger Messe, Monate vor dem offiziellen Beginn
des Flugbetriebs, o. J. (März 1923)
A 4-seater „Ju F 13“ flew Reichspräsident Friedrich Ebert from Tempelhof Field to Leipzig
Fair months before airline operations officially began, photo not dated (March 1923)

7 Die Anfänge des Flughafens auf dem Tempelhofer Feld, o. J. (1923)
Den Vorschlag, das Tempelhofer Feld als Flugplatz zu nutzen, gab es schon 1910. Doch
zu diesem Zeitpunkt hatte der Wohnungsbau Vorrang.
The beginnings of the airport at Tempelhof Field, photo not dated (1923)
The idea of using Tempelhof Field as an airport had been proposed as early 1910.
At the time, however, housing had priority.


Geschaffen wurde der Geschichtspfad im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, der Senatskanzlei - Kulturelle Angelegenheiten, der Tempelhof Projekt GmbH und der Grün Berlin GmbH.
Konzeption, Textentwurf und Redaktion lagen beim Berliner Forum für Geschichte und Gegenwart e.V. (Stefanie Endlich, Monica Geyler-von Bernus und Beate Rossié; http://www.bfgg.de). Gestaltet wurden die Tafeln von der Grafikerin Helga Lieser und die Übersetzung erfolgte durch Robin Benson und Donncha Mac Coittir.
Eine Vorstellung des Gesamtprojekts sowie einen Standortplan zum Download finden Sie auf der Website der Grün Berlin GmbH (https://www.tempelhoferfeld.de/entdecken-erleben/geschichtspfad/). Ebenfalls enthält die Website des Berliner Forum für Geschichte und Gegenwart e.V. Informationen zu dem Geschichtspfad (https://bfgg.de/informationspfad-zur-geschichte-des-tempelhofer-feldes/).

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