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Leo Kestenberg

Rosenberg/Österreich-Ungarn (Ružomberok/Slowakei) 27.11.1882 - Tel Aviv 14.1.1962

Barstraße 12

»Menschlichkeit mit und durch Musik«
In dem vormals hier stehenden Haus wohnte von 1923 bis 1933
LEO KESTENBERG
27.11.1882 - 14.1.1962
Als Bildungspolitiker, Künstler, Pädagoge und Publizist
förderte und reformierte er das Musikleben
und die Musikerziehung der Weimarer Republik.
1933 floh er, als Sozialdemokrat und Jude
bedroht, nach Prag und später nach Tel Aviv.
Seine Ideen wirken bis heute fort.

Die Berliner Gedenktafel wurde am 27.11.2017, Kestenbergs 135. Geburtstag, in Anwesenheit seiner Enkelin Rachel Epstein enthüllt, die aus Haifa gekommen war. Die Tafel ist in einem Edelstahlrahmen links oberhalb der Haustür auf dem Putz befestigt. Ein Grußwort sprach Prof. Martin Rennert, Präsident der Universität der Künste Berlin, die Laudatio hielt der Musikwissenschaftler und -kritiker Dr. Albrecht Dümling.
Als Kestenberg vier Jahre alt war, zog seine Familie nach Prag, zwei Jahre später nach Reichenberg (Liberec). Ersten Klavierunterricht erhielt Kestenberg von seinem Vater, einem Kantor, dann 1894/95 von Gustav Albrecht in Zittau. Mit 15 Jahren begann er in Berlin bei Franz Kullak und später weiteren Künstlern Klavier zu studieren. Im Jahr 1900 besuchte er in Weimar einen Meisterkurs Busonis. Im selben Jahr begann seine Konzerttätigkeit als Solist. Er wurde musikalischer Berater der Volksbühne Berlin, daselbst Lehrer für Klavier am Sternschen Konservatorium und am Klindworth-Scharwenka Konservatorium, begann seine Tätigkeit in den Bildungssauschüssen der SPD, der er seit 1900 angehörte.1918 wurde Kestenberg wissenschaftlicher Mitarbeiter im Preußischen Kultusministerium, 1920 als Referent der Kunstabteilung berufen leitete er die Musikabteilung des „Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht“. Hier widmete er sich nicht nur der Modernisierung und Professionalisierung der schulmusikalischen Bildung, sondern leitete die gesamte preußische Berufungspolitik für die Berliner Theater und Orchester. Aus politischen Gründen wurde er am 1. Dezember 1932 in den einstweiligen Ruhestand versetzt.
Unmittelbar nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten emigrierte Kestenberg 1933 zunächst nach Prag. Nach der Gründung der „Gesellschaft für Musikerziehung“ 1934 übernahm er die Leitung der Sektion für internationale Beziehungen. Im Herbst 1938 floh er erneut vor den Nationalsozialisten nach Paris, wo er mit Hilfe von Freunden und Kollegen die „Internationale Gesellschaft für Musikerziehung“ weiterführen wollte. Die Lage in Europa veranlasste ihn aber bereits Ende 1938 nach Palästina (Tel Aviv) zu gehen.
Dort erhielt er die Stelle des Generalmanagers des Palestine Orchestra. Nach sechs Jahren gab er diese administrative Position auf und widmete sich ganz der musikpädagogischen Arbeit. Wichtigstes Ergebnis war 1945 die Gründung eines Seminars für Musikerzieher, das als eigenständiges Music Teacher College weitergeführt wurde, in den 1980er Jahren im Levinsky College of Education in Tel Aviv aufgegangen ist und bis heute besteht. (Quelle: Presseinformation des Bezirksamts Charlottenburg-Wilmersdorf vom 24.11.2017)

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