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Lager Kaulsdorfer Straße 90 - Stele 4

Lager Kaulsdorfer Straße 90 - Stele 4

Bismarcksfelder Straße (am Wuhlewanderweg)

(Tafel 7)
(Auf der Tafel befinden sich vier Abbildungen)

1 Plan vom 4.2.1944. Der Plan zeigt die bei einem Luftangriff im
Winter 1943/44 weitgehend zerstörten und die geplanten neuen
Baracken. Sie sollten in Massivbauweise errichtet werden, wobei
die Abstände zwischen den Baracken vergrößert werden sollten.

2 Luftbild vom 13.6.1944. Von den geplanten neuen Baracken
wurden bis Kriegsende nur fünf errichtet. Die Insassen des Lagers
wurden zum Teil an anderen Orten untergebracht.

3 Aus dem Sterbebuch des Parkfriedhofs Marzahn vom Juli 1942.
Auf dem Friedhof befinden sich Gräber von etwa 1.400 Zwangs-
arbeitern, die in Berlin oder dem Umland verstorben waren. Der
größte Teil von ihnen stammte aus der UdSSR. Wie viele Insassen
des Lagers Kaulsdorfer Str. 90 darunter sind, ist wegen oft fehlender
Angaben nicht zu ermitteln.

4 Schwerst-, vor allem Tbc-kranke “Ostarbeiter” wurden auch ins
“Ausländerkrankenhaus” Mahlow in Brandenburg verlegt. Peter
Kiselow starb dort mit 16 Jahren.
[Abbildung der Sterbeurkunde]

(Tafel 8)
Nach dem Krieg
Am 23. April 1945 wurde das Lager durch sowjetische Truppen
befreit. Nach dem Ende der Kampfhandlungen sammelten sich auf
dem Gelände viele ehemalige Zwangsarbeiter aus ganz Berlin vor
ihrer Rückkehr in die Heimat. Im September 1945 war das Lager
unbewohnt. Fenster, Türen, Öfen, Be- und Entwässerungseinrichtungen
fehlten, die Dächer waren schadhaft. In den folgenden Jahrzehnten
dienten die Baracken als Wohnungen oder Gewerberäume, wobei sie
immer wieder um- und ausgebaut wurden. Nach Ende der Nutzung
der meisten Gebäude wurden 2012 fast alle noch vorhandenen
Baracken abgerissen. Die verbliebene Baracke 92B steht unter
Denkmalschutz.

(Unter dem Text sind fünf Abbildungen und ein Textauszug)

1 Petro Omeljanowitsch Besrutschko als Soldat der Roten Armee
am 1.8.1945. Auch andere männliche Lagerinsassen wurden sofort
nach der Befreiung in die Armee eingegliedert.

2 Luftbild vom 16.3.1945

3 An einer 2012 abgerissenen Baracke fanden sich eingeritzte
Namenszüge, vermutlich von ehemaligen Zwangsarbeitern.
“Janeček” ist offensichtlich ein tschechischer Name.
[Stein mit der Einritzung]

4 Luftbild von 1953. Anfang bis Mitte der 1950er-Jahre wurde die
Wuhle reguliert, dabei das ehemalige Lagergelände geteilt und der
westliche Teil überbaut.

5 Unterkunftsbaracke 84A von 1944, abgerissen im August 2012. Aufnahme März 2012

[maschinenschriftlich]
Erinnerungen von Petro Omeljanowitsch Besrutschko (*1926)
Eines Nachts im April wurde ich wach, und im Lager waren
unsere Panzer, Geschütze und Katjuschas. Die ganze Bewachung
war geflohen. Morgens kamen die Unseren in die Baracken und
sagten, dass wir packen und uns draußen aufstellen sollten. Sie
haben uns nach Strausberg geschickt. Wir waren zu Fuß unter-
wegs, und uns entgegen kamen unsere Soldaten. Wir haben
übernachtet. Am nächsten Tag wurde gebadet, wir bekamen
Uniformen, und so waren wir schon in der Armee. In der Armee
war ich bis 1950.
Aus einem Brief an das Bezirksmuseum Marzahn-Hellersdorf von 2002

Die Gedenkinstallation besteht aus vier hintereinander neben dem Fuß-/Radweg am westlichen Ufer der Wuhle aufgestellten gut zwei Meter hohen Stelen, die auf beiden Seiten jeweils beschriftet und bebildert sind. Auf jeder der insgesamt acht Seiten steht oben links im blauen Seitenstreifen der Bezug zum Ort ("Lager Kaulsdorfer Straße 90") und die Chronik. Auf allen Seiten befindet sich unten rechts das Impressum:

Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf von Berlin
Abt. Jugend und Familie, Weiterbildung und Kultur
Amt für Weiterbildung und Kultur, Fachbereich Kultur, Bezirksmuseum
Konzept | Text | Redaktion:
Christa Hübner, Dorothee Ifland, Lutz Prieß, Daniela Schnitter
Design & Realisation: Helga Lieser
(Logos)
Gefördert aus Zuwendungen des Bezirkskulturfonds des Landes Berlin,
Fachbereich Kultur Marzahn-Hellersdorf
© Berlin 2013

Eingeweiht wurden die Stelen im Rahmen des Themenjahres „Zerstörte Vielfalt" am 30.4.2013, denn am 30. April des Jahres 1942 wurde das Barackenlager von der Reichsbahndirektion Berlin übernommen und mit Zwangsarbeitern ("Ostarbeitern") belegt.

Die vier Stelen der Gedenkinstallation sind wegen der Menge an Information (Texte und Abbildungen) jeweils einzeln in der Abfolge ihrer Aufstellung aufgeführt.

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