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Kinderluftbrücke (Informationspfad Tempelhofer Feld 12)

Kinderluftbrücke (Informationspfad Tempelhofer Feld 12)

Tempelhofer Feld

Kinderluftbrücke
Mit der »Kinderluftbrücke« flogen in den Jahren 1953 bis 1957 etwa
zehntausend Kinder aus bedürftigen Familien in die Bundesrepublik
zur Erholung bei Gasteltern oder in Kinderheimen. Hintergrund war
die schwierige Nachkriegssituation in West-Berlin mit Wohnungsnot,
Unterernährung und dem unablässigen Zustrom von Flüchtlingen. Die
»Kinderluftbrücke« war ein humanitäres Hilfsprojekt, das insbesondere
Kindern aus Flüchtlingsfamilien eine unbeschwerte Zeit gewähren sollte,
zugleich aber auch ein Mittel der politischen Werbung im »Kalten Krieg«.
Mit den Pressebildern wollte man im In- und Ausland auf die besondere
Problematik der Inselstadt aufmerksam machen. In Tempelhof und auf den
Flughäfen Hannover, Hamburg, Frankfurt am Main und Köln/Bonn
gab es Abschieds- und Empfangszeremonien mit führenden Politikern
und alliierten Offizieren.
Das Aktionsbündnis zur Organisation der »Kinderluftbrücke« hatte der
damalige Nordwestdeutsche Rundfunk initiiert. Unterstützt wurde es
vom Hilfswerk Berlin, vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) und diversen
Stiftungen und Wohlfahrtsorganisationen. Unter dem Oberkommando
von General Tunner führte die US Air Force in Europa die Transporte
mit freiwilligen Piloten durch.
Erholungsaufenthalte auf dem Land für bedürftige Stadtkinder hatte
es seit Ende des 19. Jahrhunderts gegeben. Im Zweiten Weltkrieg war
diese »Kinderlandverschickung« faktisch eine Evakuierung aus bomben-
gefährdeten Städten. 1945 brachten die britischen Alliierten in der
»Aktion Storch« etwa 20 000 Berliner Kinder vom Flughafen Gatow in
die britische Zone. Mit dem Motto »Kinderluftbrücke« zogen die
Initiatoren 1953 eine Verbindungslinie zur damals schon legendären
Luftbrücke während der Berlin-Blockade, in der die Alliierten auch
etwa 15 000 Kinder zur Erholung ausgeflogen hatten.

The Children’s Airlift
Between 1953 and 1957, the “Children’s Airlift” flew about ten-thousand
children from needy families to the Federal Republic of Germany, where
they were able to recuperate with host parents or at children’s homes.
The background to this was the difficult post-war situation in West-Berlin,
involving a housing shortage, undernourishment and a ceaseless influx
of refugees. The “Children’s Airlift” was a humanitarian relief project
designed to give children, especially those from refugee families, a care-
free time and simultaneously to provide political propaganda during
the “Cold War”. The press photos aimed at drawing people’s attention
at home and abroad to the peculiar situation of the “island city”. In
Tempelhof, as well as at the airports in Hannover, Hamburg, Frankfurt
am Main and Cologne/Bonn, farewell and welcoming ceremonies were
arranged with high-ranking politicians and allied officers.
The action alliance that organised the “children’s airlift” was launched
by the former Nordwestdeutscher Rundfunk broadcasting corporation.
It was supported by the relief organisation Hilfswerk Berlin, the German
Red Cross, and various foundations and charity organisations. Under
the supreme command of General Tunner, the US Air Force carried out
the transports with volunteer pilots.
Convalescent stays in the country had been arranged for needy children
from the late 19th century on. During the Second World War, the Nazi’s
evacuation programme for children was, in fact, a way of evacuating
children from towns and cities exposed to air-raids. In “Operation Stork”
conducted in 1945, the British allies took about 20,000 Berlin children
from Gatow airport to the British Zone. Under the motto “Children’s
Airlift”, the initiators associated the operation with the Air Lift, which
had already become legendary during the Berlin blockade, in which
the Allies had flown some 15,000 childred out of the city.

Die schmale, ca. 2,20 m hohe Metallstele zur Erinnerung an die Luftbrücke für Kinder ist Teil eines „Informationspfades zur Geschichte des Tempelhofer Feldes”. Sie steht nördlich neben der einstigen Start- und Landebahn.


Bildunterschriften deutsche Inschriftenseite:
1 Weddinger Hinterhof mit Kellerwohnung, 1952
A rear courtyard with a basement flat in the district of Wedding, Berlin 1952

2 Wohnungsnotstand etwa 1946, als jede dritte Wohnung in Berlin zerstört war
The housing shortage around 1946, when one in three flats in Berlin had been destroyed

3 Eleanor Dulles, Berlin-Verantwortliche des US-Außenministeriums, im DRK-
Flüchtlingslager am Salzufer in Berlin-Charlottenburg, 1953
US State Department representative Eleanor Dulles, Berlin, at the DRK refugee camp at
Salzufer in Berlin-Charlottenburg, 1953

4 Verabschiedung der Kinder im August 1953 mit Oberbürgermeister Ernst Reuter
(Mitte, mit Baskenmütze) und Generälen der US-Armee
Saying goodbye to the children in August 1953, with Governing Mayer Ernst Reuter (in
the middle with the beret) and US Army generals
(Englische inschriftseite)

5 24 Kinder und eine Rotkreuzschwester, dazu noch ein oder zwei Fotografen, passten
in die zweimotorigen Flugzeuge vom Typ DC3 (militärisch C-47), o.J.
Twenty-four children and a Red Cross nurse, as well as one or two photographers, fitted
into the twin-engined DC3 aircraft (military C-47), photo not dated

6 Begrüßung auf dem Flughafen Köln/Bonn durch Bundespräsident Theodor Heuss,
vermutlich 1953
Federal President Theodor Heuss welcoming the arrivals at Cologne/Bonn airport,
probably 1953

7 Heimkehr nach Tempelhof im August 1954
Returning home to Tempelhof, August 1954
8 Jungen, die während der ersten Kinderluftbrücke Ferien im amerikanischen
Jugendlager Eschborn machten, in der Kantine des Militärflughafens Eschborn, 1953
Boys, who were spending their holidays in a US youth camp during the first children’s
airlift, in the canteen at Eschborn Military Airfield, 1953


Geschaffen wurde der Geschichtspfad im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, der Senatskanzlei - Kulturelle Angelegenheiten, der Tempelhof Projekt GmbH und der Grün Berlin GmbH.
Konzeption, Textentwurf und Redaktion lagen beim Berliner Forum für Geschichte und Gegenwart e.V. (Stefanie Endlich, Monica Geyler-von Bernus und Beate Rossié; http://www.bfgg.de). Gestaltet wurden die Tafeln von der Grafikerin Helga Lieser und die Übersetzung erfolgte durch Robin Benson und Donncha Mac Coittir.
Eine Vorstellung des Gesamtprojekts sowie einen Standortplan zum Download finden Sie auf der Website der Grün Berlin GmbH (https://www.tempelhoferfeld.de/entdecken-erleben/geschichtspfad/). Ebenfalls enthält die Website des Berliner Forum für Geschichte und Gegenwart e.V. Informationen zu dem Geschichtspfad (https://bfgg.de/informationspfad-zur-geschichte-des-tempelhofer-feldes/).

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