Karl Schmidt-Rottluff und Uwe Johnson
Niedstraße 14
von 1911 bis 1933
Karl Schmidt-Rottluff
Expressionistischer Maler und Grafiker
*1.12.1884 +10.8.1976
Mitbegründer der Künstlergruppe "Brücke“
Mitglied der Preußischen Akademie der Künste bis 1933
Ehrenbürger Berlins und Initiator
des Brücke Museums Berlin
von 1959 bis 1968
Uwe Johnson
Schriftsteller im geteilten Deutschland
*20.7.1934 +23.2.1984
Vizepräsident der Akademie der Künste Berlin
von 1972-1974
"...Es gibt nicht: Berlin.
Es sind zwei Städte Berlin.“
Uwe Johnson 1961
Die zweigeteilte Acrylglastafel erinnert als eine von nur ganz wenigen an zwei Künstler zugleich und wurde am 30.10.2002 in Anwesenheit von Günter Grass enthüllt.
Sie ersetzt eine an der Laterne befestigte Vorgängertafel mit der Inschrift:
In der Niedstraße 14
wohnte und arbeitete
von 1959 bis 1968
Uwe Johnson
20.7.1934 - 23./24.2.1984
1959 nach West-Berlin übergesiedelt, beschrieb er die
Lebensverhältnisse in der DDR und die Folgen der deutschen Teilung
in literarischen und journalistischen Arbeiten
Auf der Rückseite der Tafel stand:
... Die Grenze in einer Stadt ist
einmalig, der unerhörte Anblick
verleitet dazu ihn hinzunehmen wie
etwas bereits Erklärtes. Er zeigt
aber herrlich die gegenwärtige Phase
eines Zustands, der veränderlich ist
und eine Geschichte von etwa zwölf
oder zweiundzwanzig Jahren hat; und
seine Bezeichnung ist irreführend.
Es gibt nicht: Berlin. Es sind zwei
Städte Berlin ...
Uwe Johnson "Berliner Stadtbahn", 1961
Die damalige Weigerung der Besitzerinnen des Hauses, eine Gedenktafel anbringen zu lassen, führte nach längeren Diskussionen zu der Lösung, eine metallene Tafel im Format der Berliner Gedenktafeln an der Laterne vor dem Haus anzubringen. Dadurch wurde eine Beschriftung beider Seiten möglich. Die Enthüllung der 2300,- DM teuren Tafel erfolgte am 9.12.1994 durch Bezirksbürgermeister Uwe Saager.
Zuvor hatte Zeitungsberichten zufolge (Der Tagesspiegel, 27.12.1993) der im Nachbarhaus Niedstraße 13 (bis Anfang 1996) lebende Schriftsteller Günter Grass Überlegungen angestellt, ob man nicht an seinem Haus eine entsprechende Tafel mit einem Hinweis auf die Weigerung anbringen lassen sollte.
In der Niedstraße lebte Johnson in einer Atelierwohnung, die früher von dem Maler Karl Schmidt-Rottluff bewohnt wurde. Von 1968 bis 1974 (als er nach England zog) wohnte er in der nahegelegenen Stierstraße 3. Anfang September 1995 wurde die Tafel von Unbekannten gestohlen.