Jüdisches Kinderheim "Ahawah"
Auguststraße 14-16
Faschismus und Widerstand in Berlin e.V.
Dieses Haus, erbaut 1858 bbis 1861 durch den Architekten
Eduard Knoblauch, war bis 1914 das Krankenhaus der
Jüdischen Gemeinde. Danach fanden jüdische Emigranten
aus Osteuropa an diesem Ort Zuflucht. Seit 1922 existierte
hier das kollektiv und reformpädagogisch ausgerichtete
Kinderheim AHAWAH
1934/35 emigrierte ein Teil der Kinder und Erzieherinnen
nach Palästina. Die AHAWAH (hebräisch: Liebe) blieb noch
einige Zeit als Waisenhaus für jüdische Kinder bestehen,
deren Spuren sich schließlich in nationalsozialistischen
Vernichtungslagern verlieren. 1941 machte die Gestapo
das Haus zum Sammellager für alte und kranke jüdische
Menschen, die von hier aus deportiert wurden.
Zuerst angebracht am 15. November 1998 - überarbeitet und erneuert am 6. Februar 2012
Die Kunstofftafel ist auf dem Putz rechts neben dem Eingangstor angebracht. Die Gedenktafel wurde vom Verein Aktives Museum realisiert, die Gestaltung übernahm Petra Müller (museumsfreunde).
Bereits am 5.11.1992 wurde am im Hof stehenden Gebäude in Anwesenheit einer der ehemaligen - damals vierundachtzigjährigen - Erzieherinnen, Hanni Ullmann, und zweier ihrer "Zöglinge", Alfred Rosenstrauch und David Marcus (beide damals 75 Jahre alt) eine erste Tafel angebraht. Deren Inschrift lautete: Dieses Haus, erbaut durch den Architekten Eduard Knoblauch
wurde aus Spendengeldern Berliner Juden finanziert
und erhalten. Es war von 1861-1914 Krankenhaus der
Jüdischen Gemeinde. Nach dem 1. Weltkrieg fanden jüdische
Flüchtlingskinder aus Osteuropa hier ein Heim, das
AHAWAH (Liebe) hieß.
Von 1941 - 1943 war dieses Haus ein Sammellager, in dem
alte jüdische Menschen auf ihren Abtransport in den Tod
warteten. 50 Jahre nach den Deportationen erinnern wir
mit dieser Tafel an die vergessenen Bewohner des Hauses.
November 1992
Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e.V.
Ab 1916 befand sich hier die jüdische Kindervolksküche, aus der das Kinderheim "Ahawah" entstand. Die "Ahawah" wurde 1934 in Palästina in Kiriat Bialik (bei Haifa) durch die dorthin ausgewanderten Erzieherinnen und Kinder neu begründet. Nach dem Mißbrauch als Deportationssammellager zog die HJ in das Haus ein. Bis in die Mitte der neunziger Jahre befand sich im Haus das Internat der Sehschwachen-Schule. Die Geschichte der "Ahawah", der Erzieherinnen und Kinder, schildert Regina Scheer eindringlich in ihrem Buch "Ahawah. Das vergessene Haus. Spurensuche in der Berliner Auguststraße", Berlin 1993.
Am 15. November 1998 wurde in Berlin der 90. Geburtstag von Frau Ullmann (geb. Risch, Posen [Poznañ/Polen] 10.9.1908 - Kfar Saba/Israel 28.9.2002) (nach)gefeiert. Aus diesem Anlaß brachte das Aktive Museum an der Straßenfront des Hauses eine (zweite) Informationstafel mit folgender Inschrift an:
AHAWAH
Dieses Haus wurde vom Architekten Knoblauch und dem Baumeister Hähnel im Auftrag
der Berliner Jüdischen Gemeinde errichtet. Von 1861 bis 1914 befand sich hier das
jüdische Krankenhaus, das Arme und Wohlhabende, Juden und Christen ohne
Unterschied aufnahm. Dieses Krankenhaus, das durch Spenden von Berliner Jüdinnen
und Juden unterhalten wurde, war eines der modernsten in Europa.
1915 kamen in dieses Haus jüdische Flüchtlinge aus dem Osten Europas. Aus dem
Flüchtlingsheim wurde ein Kinderheim, die AHAWAH (hebräisch: Liebe).
1934 und 1935 ging ein Teil der Kinder mit der Leiterin nach Palästina, wo die Arbeit der
AHAWAH bis heute fortgesetzt wird. Das Heim AHAWAH in der Auguststraße blieb
bestehen als Heimstatt für verlassene jüdische Kinder, deren Spuren sich schließlich in
nationalsozialistischen Vernichtungslagern verlieren.
Von 1941 bis 1943 machte die Gestapo das Haus zum Sammellager für alte und kranke
Menschen, die von hier aus in die Vernichtungslager deportiert wurden. Nach 1945 wurde
das Haus Schule und Internat. Für Jahrzehnte wurde dann vergessen, was in diesem
Haus geschah.
Die Jüdische Gemeinde zu Berlin hat das Haus zurückerhalten und wird es wieder
sozialen Zwecken widmen. Bis zur Neu-Eröffnung soll diese Informationstafel an die
Geschichte des Hauses erinnern.
Verein Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin, 15. November 1998
Der mittig stehende Textteil war gerahmt von sechs Fotografien (von links oben nach unten und nach rechts oben):
- Purim in der AHAWAH (verkleidete Kinder vor der Eingangstür)
- James Israel / seit 1881 Chefarzt / des jüdischen / Krankenhauses
- Kinderkrippe, 1939
- Die Kinder der „Ahawah" in Ferien (Ansichtskarte)
- Beate Berger / Leiterin der AHAWAH
- Hanni Ullmann / Mitarbeiterin der AHAWAH