zurück zur Suche

Johann Gottlieb Fichte

Rammenau b. Bischofswerda/Oberlausitz 19.5.1762 - Berlin 29.1.1814

Neue Promenade 9-10

J.G. FICHTE
WOHNTE HIER 1800-1806
ERRICHTET V.D. BERL. MITGL. D. NATIONALVEREINS I9 MAI I862

Die Bronzetafel mit einem „Medaillon-Porträt“ Fichtes (Bildhauer Hermann Heidel, Bonn 20.2.1810 - Stuttgart 29.9.1865) wurde 1878, als das Haus wegen des Baus der Stadtbahn abgerissen wurde, dem Märkischen Provinzialmuseum übergeben. Sie befindet sich heute in den Beständen der Stiftung Stadtmuseum Berlin. Der Philosoph und erste Rektor der Berliner Universität ist begraben auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof, Mitte, Chausseestraße 126, H 4, 22.

Das Haus stand im Bereich des heutigen S-Bahnhofs Hackescher Markt (vormals Bahnhof Börse).

Fichte gilt als einer der wichtigsten Vertreter des Deutschen Idealismus und Protagonist der frühen Nationalbewegung Anfang des 19. Jahrhunderts, die nicht nur von Frankophobie, sondern insbesondere auch von Antisemitismus geprägt war. Antisemitismus war laut Historiker Peter Longerich eine der „tragenden Säule(n) des deutschen Nationalismus in seiner Geburtsstunde“ (Longerich, S. 34). In der Vorstellung Fichtes und seiner zeitgenössischen Mitstreiter wie dem Schriftsteller Ernst Moritz Arndt oder Friedrich Ludwig Jahn („Turnvater Jahn“), dem Begründer der deutschen Turnbewegung, hatten Jüdinnen und Juden in der Vision eines deutschen Nationalstaats keinen Platz. Fichte war der Meinung, ihnen müssten als „Feinde der Gesellschaft“ Bürgerrechte verwehrt bleiben. In einem 1793 zunächst anonym veröffentlichen Beitrag zur Französischen Revolution schrieb er: „Bürgerrechte zu geben, dazu sehe ich wenigstens kein Mittel, als das, in einer Nacht ihnen allen die Köpfe abzuschneiden und andere aufzusetzen, in denen nicht eine jüdische Idee sei“ (zitiert nach Pomplun, S. 231). Als Rektor der Berliner Universität war er zudem Mitglied der „Deutschen Tischgesellschaft“, einem 1811 gegründeten Zusammenschluss hochrangiger Männer aus Wissenschaft, Militär, Kultur und Staatsdienst. Die Gesellschaft vertrat einen radikalen, frankophoben und antijüdischen Nationalismus und verstand sich in Abgrenzung zu den jüdischen Damensalons in Berlin sowie als konservative Gegenbewegung zur preußischen Reformpolitik.

zurück