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Islamischer Friedhof (Informationspfad Tempelhofer Feld 9)

Islamischer Friedhof (Informationspfad Tempelhofer Feld 9)

Tempelhofer Feld

Islamischer Friedhof
Am Rand des Friedhofs Columbiadamm und am Fuße der heutigen
Moschee liegt der historische „Türkische Begräbnisplatz“. Er ist der
älteste islamische Friedhof Deutschlands. Seit Beginn des 18. Jahr-
hunderts gab es diplomatische Kontakte zwischen dem Osmanischen
Reich und dem Königreich Preußen. Ali Aziz Effendi war der erste
„ständige Gesandte der Hohen Pforte“ in Preußen. Nach seinem Tod
1798 ließ König Friedrich Wilhelm III. auf dem Gelände der Tempelhofer
Feldmark, nahe der heutigen Urbanstraße, ein unterirdisches Grab-
gewölbe anlegen. Dort wurden in der Folgezeit weitere Angehörige der
Osmanischen Gesandtschaft beigesetzt. Als am Ort der Grablege die
Kaserne des Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiments Nr. 2 entstand,
stiftete Wilhelm l. im Jahr 1866 den Begräbnisplatz in der Nähe des
Tempelhofer Feldes.
Das Grabmal für die umgebetteten Gesandtschaftsmitglieder in Form
einer von einem Halbmond bekrönten Säule und die Friedhofsmauer mit
einem Portal im „maurischen Stil“ schuf der Baumeister Gustav Voigtel.
Als Symbol der preußisch-osmanischen Freundschaft war das Grabmal
durch eine Sichtachse mit der Gedenkhalle für die Toten der Befreiungs-
kriege verbunden. Im Ersten Weltkrieg, in dem das Deutsche Kaiserreich
und das Osmanische Reich Verbündete waren, wurden osmanische Sol-
daten auf dem islamischen Friedhof bestattet. Zunehmend fanden auch
muslimische Gläubige anderer Nationalitäten hier ihre letzte Ruhe. 1921
ließ Hafiz Schükri, Obergeistlicher der türkischen Botschaft, den Friedhof
erweitern. 1922 wurden drei Hauptverantwortliche für die Massenmorde
an den Armeniern im Ersten Weltkrieg beigesetzt. Sie waren im Berliner
Exil von armenischen Attentätern erschossen worden. Seit der Umge-
staltung im Zuge des Flughafenbaus in der NS-Zeit umschließt der ehe-
malige Garnisonfriedhof den islamischen Begräbnisplatz. Der letzte Tote
wurde 1989 bestattet. Seither finden islamische Beisetzungen auf dem
umliegenden Friedhofsgelände und dem Landschaftsfriedhof Gatow statt.

Islamic Cemetery
On the fringes of Friedhof Columbiadamm cemetery and at the feet of
the modern-day mosque lies the historical Turkish Graveyard. lt is the
oldest Muslim cemetery in Germany. There were diplomatic contacts
between the Ottoman Empire and Kingdom of Prussia as far back as the
early 18th century. Ali Aziz Effendi was the first permanent emissary of
the Sublime Porte in Prussia. After his death in 1798, King Friedrich
Wilhelm 111 had a subterranean burial vault built on the grounds of the
Tempelhofer Feldmark district, near What is now Urbanstrasse. In the
years that followed, Ottoman emissaries and their relatives were buried
there. When the barracks of the Kaiser Franz 11 Guard Grenadiers were
built on the site of the graveyard, Wilhelm I donated the burial grounds
near Tempelhof Field in 1866.
The tomb for the reinterred bodies of emissaries in the form of a column
crowned With a crescent and the cemetery walls in Moorish style were
created by the master builder Gustav Voigtel. As a symbol of Prussian-
Ottoman friendship, the tomb was connected to the memorial hall for
those Who fell in the Wars of Liberation 1813/15 by means of a clear
line of sight. In the First World War, in which the German Empire and
the Ottoman Empire were allies, Ottoman soldiers were buried in the
Islamic cemetery. Increasingly, Muslims from various nationalities were
laid to rest here. In 1921, Hafiz Schükri, head Mufti of the Turkish
embassy, had the cemetery extended. In 1922, three of the key actors
in the mass murders of Armenians during the First World War were
buried here. They had been Shot dead by Armenian assassins while in
exile in Berlin. Since the rearrangement of the complex in conjunction
With the construction of the airport under National Socialism, the former
Garrison Cemetery surrounds the Islamic burial grounds. The last person
to be buried there was in 1989. Since then, Islamic funerals take place
in the surrounding cemetery and at the Landschaftsfriedhof Gatow
cemetery.

Die schmale, ca. 2,20 m hohe Metallstele ist Teil eines „Informationspfades zur Geschichte des Tempelhofer Feldes”.


Bildunterschriften deutsche Inschriftenseite:
1 Portal und Grabmal von 1866, Stich, 1878
Das Tor fiel der Umgestaltung des Friedhofsgeländes 1937/38 zum Opfer.
Portal and tomb from 1866, etching, 1878
The gate fell victim to the rearrangement of the cemetery grounds in 1937/38.
bpk 70136448

2 Plan des Tempelhofer Feldes, gesüdet, 1802
Markiert ist der erste, 1866 aufgegebene Standort des „Grabmals des türkischen
Gesandten" zwischen „Rondel“ (dem heutigen Mehringplatz am Halleschen Tor) und
Hasenheide.
Plan of Tempelhof Field, orientated to the south, 1802
The drawing shows the first site of the Tomb of the Turkish Emissary between Rondel
(modern-day Mehringplatz) and Hasenheide forest, abandoned in 1866.
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz E 1143

3 Antonia Schulz bei der Grabpflege, 1962
Gemeinsam mit Nuriha Schükri (geb. Schulz), der Ehefrau des Botschaftsgeistlichen
Hafiz Schükri, kümmerte sich dessen Schwägerin Antonia Schulz über Jahrzehnte um
die Grabstätten auf dem islamischen Friedhof.
Antonia Schulz tending to a grave, 1962
Along With Nuriha Schükri (née Schulz), the wife of the embassy Mufti, Hafiz Schükri,
his sister-in-law Antonia Schulz took care of the graves in the Islamic cemetery for
many years.
ullstein bild 00418402

Bildunterschriften englische Inschriftenseite:
4 Grabstätten auf dem islamischen Friedhof, o.J. (um 1921)
Graves in the Islamic cemetery, undated (around 1921)
ullstein bild 00029134

5 Zuckerfest zum Ende des mohammedanischen Fastenmonats Ramadan, 1988
Die erste Moschee auf dem Friedhofsgelände wurde von 1984 bis 1987 errichtet.
Sugar Festival marking the end of the Muslim fasting month of Ramadan, 1988
The first mosque on the grounds of the cemetery was built between 1984 and 1987.
Museum Neukölln

6 Die Sehitlik-Moschee, 2010
Die jetzige Moschee im osmanisch-historisierenden Stil ist in den Jahren 1999 bis 2004
auf dem Gelände des historischen Begräbnisplatzes entstanden.
The Sehitlik Mosque, 2010
The current-day mosque, built in the historical Ottoman style, was constructed in the
years 1999 to 2004 on the grounds of the old graveyard.
akg 1061249/Euroluftbild


Geschaffen wurde der Geschichtspfad im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, der Senatskanzlei - Kulturelle Angelegenheiten, der Tempelhof Projekt GmbH und der Grün Berlin GmbH.
Konzeption, Textentwurf und Redaktion lagen beim Berliner Forum für Geschichte und Gegenwart e.V. (Stefanie Endlich, Monica Geyler-von Bernus und Beate Rossié; http://www.bfgg.de). Gestaltet wurden die Tafeln von der Grafikerin Helga Lieser und die Übersetzung erfolgte durch Robin Benson und Donncha Mac Coittir.
Eine Vorstellung des Gesamtprojekts sowie einen Standortplan zum Download finden Sie auf der Website der Grün Berlin GmbH (https://www.tempelhoferfeld.de/entdecken-erleben/geschichtspfad/). Ebenfalls enthält die Website des Berliner Forum für Geschichte und Gegenwart e.V. Informationen zu dem Geschichtspfad (https://bfgg.de/informationspfad-zur-geschichte-des-tempelhofer-feldes/).

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