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Gartenstadt Neu-Tempelhof (Informationspfad Tempelhofer Feld 19)

Gartenstadt Neu-Tempelhof (Informationspfad Tempelhofer Feld 19)

Tempelhofer Damm

Gartenstadt
Neu-Tempelhof

Als das Tempelhofer Feld für Truppenübungen nicht mehr gebraucht
wurde, verkaufte der Preußische Militärfiskus 1910 den westlichen Teil
an die Gemeinde Tempelhof— zu einem heftig kritisierten „Wucherpreis“.
Auseinandersetzungen gab es auch um die Frage, ob hier ein dicht
bebautes Wohngebiet entstehen sollte. Die große Freifläche galt schon
damals als „eine der letzten Lungen Berlins“.
Dennoch entstanden 1912/13 zunächst als Eingangstor in das geplante
Quartier am Kaiserkorso zwei Wohn- und Geschäftshäuser des Architekten
Bruno Möhring im historistischen Stil. Nach dem Ende des Kaiserreichs
konnten in der Weimarer Republik in großem Umfang fortschrittliche
Formen des öffentlichen Wohnungsbaus durchgesetzt werden. So gelang
es auch hier, anstelle der projektierten Mietskasernen das Konzept einer
„Gartenstadt“ zu realisieren. In den Jahren 1920 bis 1928 entstand, als
Alternative zur hohen Verdichtung der Großstädte, eine aufgelockerte
Bebauung nach englischem Vorbild mit öffentlichen Grünräumen, Nutz-
gärten und Gemeinschaftseinrichtungen für „Gleichgesinnte“.
Der Entwurf für die Gartenstadt stammt von Fritz Bräuning, Architekt und
Stadtbaurat. Auf einem schon 1911 von Friedrich Gerlach geplanten
schwungvollen Straßenmuster schuf er eine städtebauliche Anlage mit
breitem Parkgürtel, „Planschwiesen“, verstreuten Plätzen und vorwiegend
zweigeschossigen Reihen- und Einzelhäusern, umgeben von fünfgeschos-
sigen Randbauten. Die Siedlung erntete viel Lob bei Architekturkritikern
jener Zeit. Die Benennung der meisten Straßen nach so genannten
„Fliegerhelden“ des Ersten Weltkriegs im Jahr 1936 geht auf die
Nationalsozialisten zurück. Heute noch ist der Name „Fliegerviertel“
gebräuchlich. Trotz mancher Veränderungen in der Nachkriegszeit ist
die Grundstruktur der Gartenstadt bis heute erhalten.

The Garden City of
Neu-Tempelhof
Once Tempelhof Field was no longer needed for troop exercises, the
Prussian Military Exchequer sold the vestern part of the complex to the
Tempelhof municipality for What was widely criticised as an exorbitant
rice. There were also debates about whether it should become the site
of a densely built residential area. Éven back then, the wide expanse
was regarded as “one of Berlin's last sets of lungs”.
Nevertheless, two residential and commercial buildings were constiucted
in 1912/13 to plans in historicist style by the architect, Bruno Möhring,
as a gateway to the planned district alongside the Kaiserkorso street.
After the Kaiser's reign came to an end, the Weimar Republic made it
possible to realise advanced forms of public housing on a larger scale.
This allowed for the construction of a “garden City” here, instead of the.
planned tenement housing. ln the years 1920 to 1928, as an alternative
to the otherwise densely constructed big cities, a more open style of
development based on the English model flourished here, With public
parks, vegetable gardens and community facilities for “like-minded
people”.
The plans for the garden city were drawn up by the architect and city
planning councillor, Fritz Bräuning. Using a curved street plan already
designed in 1911 by Friedrich Gerlach, he created an urban complex
With a broad park belt, meadows With artificial paddling pools, public
squares and mainly two-storey terraced and individual houses surroun-
ded by five-storey apartment blocks. The settlement earned much praise
from contemporary architecture critics. The naming of most of the streets
in 1936 after “pilot heroes” from the First World War can be attributed
to the National Socialists. The district is still commonly referred to as
the Fliegerviertel (pilots’ quarter). Despite some changes in the post-
war era, the basic structure of the garden city remains intact.

Die schmale, ca. 2,20 m hohe Metallstele ist Teil eines „Informationspfades zur Geschichte des Tempelhofer Feldes”. Sie steht am Eingang West in der Nähe der ehemaligen Luftbrücken-Zugladerampe.


Bildunterschriften deutsche Inschriftenseite:
1 Erste Straßenplanung von Gerlach auf dem Tempelhofer Feld, um 1911. Der heutige
Tempelhofer Damm trennt den östlichen Teil des Feldes, das zukünftige Flughafen-
Gelände, von dem westlichen Teil, der zukünftigen Gartenstadt.
Original street plan by Gerlach for Tempelhof Field, ca. 1911. The modern-day
Tempelhofer Damm separates the eastern part, which was to become the airport,
from the western section, which was to become the garden City.
Vermessungsamt Tempelhof-Schöneberg

2 Nördliches Eingangstor am Kaiserkorso: Wohn- und Geschäftshäuser von Bruno
Möhring, Postkarte, um 1920
Northern entrance beside the Kaiserkorso: residential and commercial buildings by
Bruno Möhring, postcard, ca. 1920
Museen Tempelhof-Schöneberg

3 Blick von Nordwesten 1926, links oben das Tempelhofer Feld, im Vordergrund
der Schwung der Manfred-von Richthofen-Straße, damals Hohenzollern-Corso
View from the north-west in 1926; on the upper left is Tempelhof Field, in the fore-
ground the curve of Manfred-von Richthofen-Straße, then called Hohenzollern-Corso
Museen Tempelhof-Schöneberg, Wohnungswirtschaft Nr. 11/14, Berlin 1926

Bildunterschriften englische Inschriftenseite:
8 Änderung des Straßennamens im April 1936
Renaming of the street in April 1936
Süddeutsche Zeitung, Scherl/SZ Photo 00095523

5 Eingangsbauten Paradestraße, Postkarte um 1930
Buildings flanking the entrance to Paradestraße, postcard, ca. 1930
Museen Tempelhof-Schöneberg

6 Eingangsbauten zur Manfred-von-Richthofen-Straße, damals Hohenzollern-Corso,
Postkarte 1926
Buildings flanking the entrance to Manfred-von-Richthofen-Straße, then called
Hohenzollern-Corso, postcard, 1926
Museen Tempelhof-Schöneberg

7 Der Preußenring, 1930; er wurde 1936 dreigeteilt und nach den Fliegeroffizieren
Bäumer, Rumey und Strasser benannt.
Preußenring, 1930; in 1936, it was divided in three and renamed after the air force
officers Bäumer, Rumey and Strasser.
Museen Tempelhof-Schöneberg


Geschaffen wurde der Geschichtspfad im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, der Senatskanzlei - Kulturelle Angelegenheiten, der Tempelhof Projekt GmbH und der Grün Berlin GmbH.
Konzeption, Textentwurf und Redaktion lagen beim Berliner Forum für Geschichte und Gegenwart e.V. (Stefanie Endlich, Monica Geyler-von Bernus und Beate Rossié; http://www.bfgg.de). Gestaltet wurden die Tafeln von der Grafikerin Helga Lieser und die Übersetzung erfolgte durch Robin Benson und Donncha Mac Coittir.
Eine Vorstellung des Gesamtprojekts sowie einen Standortplan zum Download finden Sie auf der Website der Grün Berlin GmbH (https://www.tempelhoferfeld.de/entdecken-erleben/geschichtspfad/). Ebenfalls enthält die Website des Berliner Forum für Geschichte und Gegenwart e.V. Informationen zu dem Geschichtspfad (https://bfgg.de/informationspfad-zur-geschichte-des-tempelhofer-feldes/).

 

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