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Der Flughafen Tempelhof (2) – Die Architektur (Informationspfad Tempelhofer Feld 1)

Der Flughafen Tempelhof (2) – Die Architektur (Informationspfad Tempelhofer Feld 1)

Platz der Luftbrücke

Flughafen Tempelhof
Die Architektur
Die Architektur des Flughafens ist geprägt von repräsentativer Monu-
mentalität und technischer Modernität. Die Naturstein-Verkleidung,
die strenge Anordnung der Fenster, die wehrhaft anmutenden Türme,
die Arkaden, Eingangsvorbauten und Reliefs verleihen den der Stadt
zugewandten Fassaden der Schauseite einen wuchtigen und starren
Charakter. Das Tragwerk der Bauten, eine Stahlbetonskelett-Konstruk-
tion, wird von den scheren steinernen Fassaden verdeckt. Auf der
zum Flugfeld weisenden Seite tritt die moderne reine Stahlkonstruktion
des Hallenbogens sichtbar zutage. Den 380 Meter langen Flugsteig in
seiner Mitte überspannt eine technisch fortschrittliche freitragende
Kragkonstruktion. Verantwortlich für die Statik war der Ingenieur Arno
Schleusner.
Auch im Inneren der Flughafen-Bauten kommen die unterschiedlichen
architektonischen Merkmale zum Ausdruck. Es gibt imposante Räume
wie die Abfertigungshalle oder die Empfangshalle mit ihrer ursprünglich
gewaltigen Höhe, aber auch sachliche, funktionale Bürotrakte. Die
Logistik-Planung entsprach dem neuesten Stand. Sie sah vor, die
Verkehrsströme nach Passagieren, Fracht und Post zu trennen und
auf verschiedene Ebenen zu verteilen. Die Ambivalenz von moderner
Konstruktion und Erschließung einerseits und repräsentativem
Erscheinungsbild andererseits ist charakteristisch für NS-Großbauten.
Der Flughafenbau sollte außen wie innen eine aufwendige künstlerische
Gestaltung haben, die aber nur zu einem kleinen Teil ausgeführt wurde.
So schuf der Bildhauer Walter E. Lemcke die martialische Skulptur
eines Adlers auf einer Weltkugel mit wuchtigem Hakenkreuz, die auf
dem Dach des Empfangsgebäudes thronte. Auch für die Fassaden
der Bauten am Rundplatz gestaltete Lemcke zeittypische, aggressiv
anmutenden Adlerreliefs.

Tempelhof Airport
The architecture
The characteristic feature of the airport’s architecture is its prestigious
monumentality and the technical modernity. The natural-stone cladding,
the strict arrangement of the windows, the seemingly fortified towers,
the arcades, the entrance buildings at the front, and the reliefs lend the
facades facing the city a heavy and rigid appearance. The buildings’
concrete-and-steel load-bearing structure is concealed behind the
massive stone facades. On the aerodrome side, one es struck by the
modern, pure steel structure of the hangars with its distinct curvature.
In the middle, the 380 metres long boarding gate is supported by a
technically very sophisticated, cantilevered load-bearing structure. The
engineer Arno Schleusner war responsible for the structural design.
Inside the airport buildings, too, the most diverse architectural features
are evident: there are imposing rooms such as the terminal building and
the reception hall in its original height, as well as the sober, functional
office sections. The logistic planning was state of the art. It allowed for
the separation of different traffic-flows categories: passengers, freight
and mail, and their distribution at various levels. The ambivalence
of a modern structure and access system, on the one hand, and its
monumental appearance, on the other, is typical of monumental Nazi
buildings.
The airport building was meant to have had a lavish artistic design. It
was, however, executed in part only. Walter E. Lemcke, the sculptor,
created the martialistic sculpture of an eagle on a globe showing a
massive swastika, which crowned the roof of the reception building.
On the facades of the building at the Rundplatz, Lemcke also designed
aggressive-looking eagle reliefs in keeping with the times.

Die schmalen, ca. 2,20 m hohen Metallstelen sind Teil eines „Informationspfades zur Geschichte des Tempelhofer Feldes”. Sie stehen nebeneinander auf dem sog. Adlerplatz vor der einstigen Zugangshalle des Flughafens. Der deutsche Text ist mit Blickrichtung Flughafen zu lesen, der englische mit Blick zum Platz der Luftbrücke. Die linke Stele (deutsche Seite) behandelt “Baugeschichte und Gesamtanlage”, die rechte Stele “Die Architektur”.


Bildunterschriften deutsche Inschriftenseite:
1 Das Empfangsgebäude und die seitlichen Flügelbauten während der Bauarbeiten,
August 1938
The reception building and the wing buildings during construction, August 1938

2 Montage der Stahlkonstruktion des Hallenbogens, o.J. (um 1938)
Seitlich die im Bau befindlichen Treppentürme
Assembling the steel structure of the hall arches, no year (ca. 1938)
To the side: the stair tower during construction

Bildunterschriften englische Inschriftenseite:
3 Der Flugsteig mit Passagieren im Jahr der Aufnahme des zivilen Flugverkehrs 1951
The boarding gate with passengers in 1951, the year in which civilian flights were resumed

4 Entwurf der Abfertigungshalle von Sagebiel und Kautzki, o.J.
Viele Elemente der ursprünglichen Planung, etwa die monumentalen Figurengruppen
auf den Podesten der Freitreppe, wurden nicht ausgeführt.
The design of the terminal building of Sagebiel and Kautzki, photo not dated
Many elements of the original plans, such as the group of monumental figures on the
pedestals of the perrons, were not executed.

5 Die Empfangshalle im Bau, o.J. (um 1938)
Nach 1945 wurde sie durch eine Zwischendecke unterteilt.
The reception hall under construction, photo not dated (ca. 1938)
After 1945, a suspended ceiling was installed.

6 Demontage der Adlerskulptur auf dem Dach des Empfangsgebäudes im März 1962
Das Hakenkreuz wurde bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg entfernt.
The eagle sculpture on the roof of the reception building is dismantled, March 1962
The swastika was removed shortly after the end of the Second World War.


Geschaffen wurde der Geschichtspfad im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, der Senatskanzlei - Kulturelle Angelegenheiten, der Tempelhof Projekt GmbH und der Grün Berlin GmbH.
Konzeption, Textentwurf und Redaktion lagen beim Berliner Forum für Geschichte und Gegenwart e.V. (Stefanie Endlich, Monica Geyler-von Bernus und Beate Rossié; http://www.bfgg.de). Gestaltet wurden die Tafeln von der Grafikerin Helga Lieser und die Übersetzung erfolgte durch Robin Benson und Donncha Mac Coittir.
Eine Vorstellung des Gesamtprojekts sowie einen Standortplan zum Download finden Sie auf der Website der Grün Berlin GmbH (https://www.tempelhoferfeld.de/entdecken-erleben/geschichtspfad/). Ebenfalls enthält die Website des Berliner Forum für Geschichte und Gegenwart e.V. Informationen zu dem Geschichtspfad (https://bfgg.de/informationspfad-zur-geschichte-des-tempelhofer-feldes/).

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