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Edith Schumann
Edith Schumann

Edith Schumann

Königsberg/Ostpreußen 24.7.1886 - Berlin 4.12.1943

Kurfürstendamm 111

Bis zu ihrer Verhaftung 1935 war hier die Wohnadresse von
EDITH SCHUMANN
24.7.1886 - 4.12.1943
Die promovierte Nationalökonomin engagierte sich seit
1911 in der SPD und ab 1919 in der KPD.
Nach einer ersten »Schutzhaft« 1933 bis 1934 gehörte
sie im Nationalsozialismus der Widerstandsgruppe
»Neu Beginnen« an. 1936 verurteilte das Kammergericht
Schumann nach erneuter Festnahme zu fünf Jahren Zuchthaus.
Bis zu ihrem Tod stand sie unter polizeilicher Aufsicht.

Die Berliner Gedenktafel wurde am 27.10.2023 enthüllt. Sie würdigt eine kaum bekannte Frau in ihrer illegalen Arbeit, die mutig Widerstand gegen den Nationalsozialismus leistete und als Kommunistin bis zu ihrem Tod verfolgt wurde. Einführende Worte sprach der Senator für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, Joe Chialo. Laudator war der Politikwissenschaftler und Historiker Dr. Rainer Sandvoß. Beide enthüllten gemeinsam die in einem Edelstahlrahmen auf der Fassade befestigte Tafel.

»Irgendwann in der Untersuchungshaft, ob in Moabit oder am Alexanderplatz, traf ich auf Dr. Edith Schumann. Die frühere Sekretärin Clara Zetkins war eine schlanke, 1,70 m große Frau, die uralte kleine Brillengläser trug. Sie sagte zu mir: ›Wälzt alles ab, wenn ihr euch damit entlasten könnt. Mein Strafmaß steht fest.‹ Sie imponierte mir, denn sie wusste, dass sie ihre Rolle nicht verkleinern konnte.« So die Erinnerung Paul Weißes an seine Mitstreiterin in der Widerstandsgruppe »Neu-Beginnen« 1989. Es ist eine der wenigen Überlieferungen, die nicht aus Polizeiberichten, Anklageschriften oder Urteilen stammt.

Die in Königsberg am 24. Juli 1886 geborene Edith Fischer, ausgebildete Lehrerin, Studium der Medizin und Nationalökonomie, trat 1911 in die SPD ein. 1914 schloss sie ihre Studien mit der Promotion in Staatswissenschaften ab. Im Anschluss arbeitete sie in verschiedenen Städten zu Arbeitsberatung und Arbeitsnachweisen. Wegen ihrer Mitgliedschaft in der KPD wurde sie in München entlassen. Sie nahm an der Räterepublik teil. Nach deren Niederschlagung und einer Verhaftung flüchtete sie vor der weiteren Verfolgung und wurde in die KPD-Zentrale nach Berlin berufen. Dort arbeitete sie im Reichsfrauen-Sekretariat und gab sich den Parteinamen »Herta Sturm«. 1924 zog sie nach Moskau und wurde eine enge Mitarbeiterin Clara Zetkins. Im Oktober 1928 kehrte sie nach Berlin zurück, wo sich ihre Spuren zunächst verlieren. Am 30. März 1933 wurde sie in ihrer Tempelhofer Wohnung verhaftet, Druckschriften und KPD-Materialien beschlagnahmt. Vermutlich aufgrund der Einmischung ihres Bruders wurde sie am 17. Januar 1934 aus der »Schutzhaft« entlassen.

Vor ihrer zweiten Verhaftung am 5. September 1935 wohnte sie in dem Wohnhaus am Kurfürstendamm 111, im zweiten Gartenhaus, 5. Etage (heute Neubau). Sie wurde in das Polizeigefängnis Berlin gebracht, wo sie einen Suizidversuch überlebte. Am 11. September wurde sie in das Untersuchungsgefängnis Moabit verlegt. Die Anklage lautete auf gemeinschaftliche »Vorbereitung zum Hochverrat« und Aktivitäten in der Widerstandsgruppe »Neu Beginnen«. Das Kammergericht legte am 12. März 1936 als Strafmaß fest: fünf Jahre Zuchthaus, Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf sechs Jahre und Polizeiaufsicht. Die Urteilsbegründung schätzte sie als »fanatische, unbelehrbare Marxistin« ein.

Der Tod von Edith Schumann ist auf den 4. Dezember 1943 datiert. Sie wurde von der Polizei in der Elisabethstraße 5 in Lichterfelde West (heute Lipaer Straße) tot aufgefunden. Der genaue Todeszeitpunkt konnte nicht festgestellt werden, sie sei am 29. November das letzte Mal lebend gesehen worden. Als Todesursache wurde »Gasvergiftung, Unfall« angegeben.

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