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Dorothee und Harald Poelchau
Dorothee und Harald Poelchau
Dorothee und Harald Poelchau

Dorothee und Harald Poelchau

Steinkirchen (heute OT von Braunsbach/Baden-Württemberg) 6.6.1902 - Berlin 4.11.1977 / Potsdam 5.10.1903 - Berlin 29.4.1972

Poelchaustraße/ Ecke Märkische Allee

Poelchaustraße: Erinnerung an
Dorothee Poelchau (1902-1977)
Diplom-Bibliothekarin
Harald Poelchau (1903-1972)
Pfarrer und staatlich geprüfter Fürsorger
Menschlichkeit, als Unrecht Alltag war Mit Mut, Wachsam-
keit und meist illegal halfen Dorothee und Harald Poelchau
während der Naziherrschaft Angehörigen von Gefangenen,
Juden und anderen Verfolgten. Den Bedrohten vermittelten
sie Verstecke, falsche Ausweise oder Bescheinigungen und
praktische Unterstützung fürs Überleben. Dabei arbeiteten sie
mit einem Kreis von Vertrauten zusammen.
Seelsorger im Widerstand Harald Poelchau wurde als Ge-
fängnispfarrer Zeuge von etwa tausend Hinrichtungen. Er war
von 1933 bis 1945 in Tegel, Plötzensee, Moabit und weiteren
Gefängnissen tätig. Dort begleitete er Inhaftierte des deutschen
und ausländischen Widerstands, u.a. der Roten Kapelle, des
Kreisauer Kreises und des 20. Juli 1944. Er war Gesprächspartner,
knüpfte Kontakte, schmuggelte Briefe, übermittelte Nach-
richten und versorgte mit Nahrungsmitteln. Vielen stand er
bis in ihre letzten Stunden zur Seite.
Solidarität als Grundhaltung Harald und Dorothee Poelchau
fragten schon als Studenten nach Erneuerung der Gesellschaft
und Würde aller Menschen. Er erkannte im Religiösen Sozialis-
mus die Verbindung von Christentum und dem Ziel einer
gerechten Gesellschaftsordnung. Von 1941 an beteiligten
sie sich an den Plänen für den Aufbau einer demokratischen,
gerechten und freien Gesellschaft, die im Kreisauer Kreis im
Geheimen erarbeitet wurden.
Gerechte unter den Völkern Weil sie freiwillig und unter
hohem persönlichen Risiko Juden gerettet haben, wurden
Harald und Dorothee Poelchau 1972 von der Gedenkstätte
Yad Vashem in Israel geehrt.

(Rückseite)
“Wirksame Hilfe geschieht,
wie alle wahrhaft wirksamen
Ereignisse, absichtslos.
Sie wächst aus unserm
Geöffnetsein von selber.”
Harald Poelchau

Zeitzeuginnen erinnern sich

“Neben Harald stand seine ihm ganz ebenbürtige Frau, Dorothee.
Ihr Tun für uns war lebensgefährlich, aber das ließen sie in ihr
Bewusstsein gar nicht ein. Sie taten, was sie für richtig hielten ...”
Freya von Moltke

“Irgendwie hat es mich damals gestärkt und mir wohlgetan,
mit diesem souveränen und so hilfsbereiten Mann zu sprechen,
der sich offenbar in der uns umgebenden Hölle ebenso gut
auskannte wie ,im Himmel’, der Gegenwelt ...”
Clarita von Trott zu Solz

“Ständig mit einem Fuß im Zuchthaus, hilft er, wo er kann, stellt
sich ganz in den Dienst der Nächstenliebe ... Menschen wie
Poelchau sind ein Hort für die Verzweifelnden. Mit dieser Ver-
bindung von Güte und Mut geben sie immer wieder Kraft ...”
Ursula von Kardorff

“Poelchau war der ungewöhnlichste Mensch, den ich in der
Nazizeit kennenlernte. Ein Mann, der Half, Juden und politisch
Verfolgte am Leben zu erhalten. Einer, der unter größter eigener
Gefahr Kontakte zwischen Verurteilten und ihren Angehörigen
aufrechterhielt ... Einer, der ausstrahlte, was ihn selbst durch-
halten ließ: den Glauben an das Gute im Menschen.”
Karin Friedrich

Auf der Frontseite befindet sich oben ein Foto der beiden Geehrten. Die erste Zeile der Inschrift steht senkrecht von unten nach oben auf der linken Seite der Stele. Die Zitate der Zeitzeuginnen auf der Rückseite stehen jeweils rechts neben einem Porträtfoto.
Die gut zwei Meter hohe Stele steht an der Südecke von Poelchaustraße und Märkische Allee. Enthüllt wurde sie am 18.9.2017. Initiiert und unterstützt wurde sie durch das Ökumenische Forum Berlin-Marzahn e.V in Kooperation mit dem Bezirksamt und dem bezirklichen Bündnis für Demokratie und Toleranz.
Zur Einweihung sprach Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle in Anwesenheit der Tochter der Geehrten, Andrea Siemsen, und des aus den USA angereisten Sohnes Harald S. Poelchau.
Die Anerkennung von Dorothee und Harald Poelchau als “Gerechte unter den Völkern” durch die Gedenkstätte Yad Vashem erfolgte am 30.11.1971, die Baumpflanzung in Jerusalem erst nach Harald Poelchaus Tod im Herbst 1972.
Beigesetzt sind Dorothee und Harald Poelchau auf dem Städtischen Friedhof Zehlendorf, Onkel-Tom-Straße 30, Feld 008-097.

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