zurück zur Suche
Freihaus des Kammertürken Hassan
Freihaus des Kammertürken Hassan

Freihaus des Kammertürken Hassan

Arolsen 2.1.1777 - Dresden 3.12.1857

Schloßstraße 6

Hier befand sich bis zu seiner Zerstörung
im 2. Weltkrieg das ehemalige
FREIHAUS des KAMMERTÜRKEN HASSAN
das von 1855 bis 1857 dem Bildhauer
Christian Daniel Rauch (2.11.1777 - 3.12.1857)
als Sommerhaus diente

Enthüllt wurde die Berliner Gedenktafel rechts neben dem Eingang des Gemeindehauses der Siebenten-Tags-Adventisten am 30.10.1987.

Friedrich Wilhelm Hassan (Geburtsname nicht überliefert, um 1672–1728) wurde während des Großen Türkenkrieges (1683–1699) von den Truppen Friedrichs III. Kurfürst von Brandenburg (ab 1701 als Friedrich I. König von Preußen)  gefangengenommen und nach Preußen verschleppt. Gemeinsam mit dem Kriegsgefangenen Friedrich Aly (Geburtsname nicht überliefert, 1664–1716) diente er hier als Leibdiener der Königin Sophie Charlotte. Sie waren die ersten sog. „Kammertürken“ am preußischen Hof. Seit dem 15. Jahrhundert, vermehrt seit Ende des 17. Jahrhunderts während der Türkenkriege, wurden mehrere Tausend osmanische Männer, Frauen und Kinder nach Deutschland verschleppt. Der Adel stellte sie als exotisierte Trophäen zur Schau, in der Regel ausgestattet mit stereotyp „orientalischer“ Kleidung. Sie wurden als Lakaien versklavt und als Souvenir verschenkt, ähnlich den vielen aus Afrika, Amerika und Teilen Asiens nach Europa verschleppten Schwarzen Menschen, die am Hofe ebenfalls als prestigeträchtiges Statussymbol galten. Der Historiker Michael Zeuske spricht in diesem Zusammenhang von „Sklaven ohne Sklaverei“ (vgl.: Zeuske, S. 860). Vielen gelang nach der Konversion zum Christentum der gesellschaftliche Aufstieg, sie heirateten, gründeten Familien und assimilierten sich. Einige wurden als Anerkennung für ihre „Dienste“ in den Adelsstand erhoben. Friedrich Wilhelm Hassan zog nach vielen Jahren am Hof 1704 mit seiner Familie in eines der Freihäuser in der Charlottenburger Schlossstraße, wo u. a. Bedienstete des Hofes lebten, die gewisse gesellschaftliche Privilegien genossen.

Alle anderen Quellen geben - abweichend von der Tafel - als Geburtsmonat Christian Daniel Rauchs (Ehrenbürger Berlins seit 31.5.1851) den Januar 1777 an. An Rauch erinnerte bereits bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg eine Bronzetafel. Ihre Inschrift lautete:


AN DIESER STÄTTE
WOHNTE
IN DEN JAHREN
1856 BIS 1857
DER BILDHAUER
PROFESSOR
CHRISTIAN DANIEL
RAUCH
GEB. 2. JAN. 1777 GEST. 3. DEZ. 1857


Ob Rauch an diesem Ort ab 1855 (Berliner Gedenktafel) oder ab 1856 (Bronzetafel) wohnte, sei dahingestellt.

Trotz intensiver Recherche konnten die Inhaber von Urheberrechten an den Fotos von ca. 1942 aus den Beständen der Berlin-Studien | Historischen Sammlungen der ZLB nicht ausfindig gemacht werden.

 

 

zurück