Bekennende Kirche
Wilhelmstraße 36
trafen sich an dieser Stelle - im ehemaligen Haus des
Christlichen Vereins Junger Männer - Mitglieder der
'Bekennenden Kirche'. Die oppositionellen evangelischen
Christen wehrten sich gegen:
die Verfolgung ihrer Mitglieder aus Glaubensgründen,
die Verfälschung der christlichen Botschaft und
die Vereinnahmung der Kirche durch den totalitären Staat."
Hier, schräg gegenüber der Zentrale des Terrors im "Dritten Reich", trafen sich in einem Vorgängerbau bis 1939 Mitglieder der Bewegung "Bekennende Kirche" in großer Zahl. Die Tafel zeigt links oben einen runden Tisch mit darum herumsitzenden Personen, rechts einen an den Füßen aufgehängten Mann, neben ihm einen stehenden Uniformierten. Die inhaltliche Gestaltung der Tafel blieb nicht ohne Kritik. Hans-Heinz Havel schrieb in der taz (4.10.1989): "Ungläubig steht der Betrachter davor, links ist Otto Dibelius zu erkennen, damaliger preußischer Generalsuperintendent und des Antisemitismus nicht unverdächtig. Er hatte die Nazis am 21. März 1933 [in der Potsdamer Garnisonkirche zur Konstituierung des Reichstags nach den Wahlen vom 5.3.1933] mit den Worten begrüßt: 'Wir haben von Dr. Martin Luther gelernt, daß die Kirche der rechtmäßigen staatlichen Gewalt nicht in den Arm fallen darf, wenn sie tut, wozu sie berufen ist. Auch dann nicht, wenn sie hart und rücksichtslos schaltet.' Das war den Gedenktafelmachern übrigens vorher bekannt - das Ding hängt trotzdem." Diese Wertung läßt allerdings Dibelius' spätere Verdienste in der und um die Bekennende Kirche gänzlich unberücksichtigt.
Die Enthüllung der von Richard Heß im Rahmen des Kreuzberger Antifaschistischen Gedenktafelprogramms geschaffenen Bronzetafel war am 28. April 1988.