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Zwangsarbeiterlager des Bezirksamts Wilmersdorf

Zwangsarbeiterlager des Bezirksamts Wilmersdorf

Wilhelmsaue 39/40

An diesem Ort befand sich im
Zweiten Weltkrieg ein vom
Bezirksamt Wilmersdorf geleitetes
Zwangsarbeiterlager.
Über 50 Menschen aus Polen, Jugoslawien,
der Tschechoslowakei, Frankreich und den
Niederlanden waren hier untergebracht.
Die Bezirksverwaltung Wilmersdorf
setzte sie bei der Trümmerbeseitigung
und anderen kommunalen Aufgaben ein.
Zwangsarbeit war Teil der national-
sozialistischen Kriegswirtschaft und
im Berliner Alltag unübersehbar.

Im oberen Teil der Tafel befindet sich links ein Stadtplanausschnitt mit der Unterschrift:
Berliner Stadtplan von 1943 mit
dem Grundstück Wilhelmsaue 39/41
(Ausschnitt)

Rechts daneben ist abgebildet ein
Schreiben des Verwaltungsbezirks Wilmersdorf
vom 14. Juli 1943 aus der Strafakte des polnischen
Zwangsarbeiters Stanislaw K. (Ausschnitt)

Es folgt ein kurzer Text:
Józef Rosiński, Jg. 1928, kam 1943 als Zwangs-
arbeiter aus dem Generalgouvernement nach
Berlin. In einem Brief berichtet er von seinen
Einsätzen in der Enttrümmerung der Stadt,
der Bergung von Toten nach Luftangriffen und
der Versorgung von Bombengeschädigten.
Untergebracht war Rosiński in der
Wilhelmsaue 39/40.

Rechts daneben befindet sich ein QR Code mit einem “Brief von Józef Rosiński, Cieszyn (Polen), 21.3.19[91]”.
Die metallisch wirkende Kunststofftafel wurde vom Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf angebracht und am 20.8.2021 enthüllt. Sie ist unten auf der Fassade links neben dem Eingang des heutigen Bürogebäudes befestigt. Bei der Veranstaltung zur Enthüllung erklärte die Bezirksstadträtin Heike Schmitt-Schmelz, dass das Bezirksamt mit dieser Gedenktafel historische Verantwortung übernehme und wies auf die Notwendigkeit des Erinnerns hin: „Jeder Ort, den wir schaffen, der Gedenken ermöglicht, ist ein Lernort.“
Eine provisorische weiße Vorgängertafel wurde am 9.12.2017 an derselben Stelle angebracht. Sie trug die Inschrift:
An dieser Stelle betrieb das Bezirksamt Wilmersdorf im Zweiten Weltkrieg ein Lager für
Zwangsarbeiter.
Es gab in Berlin circa 3000 Lager von staatlichen Betrieben und privaten Unternehmen,
öffentlichen Stellen, auch Kirchen und anderen Institutionen, in denen etwa 500.000
Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter untergebracht waren.
In Wilmersdorf befanden sich mehr als ein Dutzend Lager.
Ohne Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter
wäre es dem nationalsozialistischen Staat
nicht möglich gewesen, diesen Krieg zu führen.
Berlin-Wilmersdorf, im Dezember 2017

Nach einer Pressemitteilung der Berliner Geschichtswerkstatt vom 5.12.2017 sprachen zur Einweihung der “provisorischen Gedenktafel” am 9.12.2017 Jürgen Karwelat (Berliner Geschichtswerkstatt e.V.), Dr. Christine Glauning (Leiterin Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit Berlin-Schöneweide), Astrid Homann (Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e.V.) und der Historiker Dr. Michael Roeder, der die Geschichte des Ortes erforschte und die Tafel initiierte.

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