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Krankenhaus für Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter

Graefestraße 85-88

Graefestraße 85 - 88
Dieses Schulgebäude war im Zweiten
Weltkrieg eine Außenstelle des Kranken-
hauses Am Urban. Hier wurden ausschließ-
lich Zwangsarbeiter/innen behandelt, die
aus ganz Berlin hierher verlegt wurden.
60% aller Zwangsarbeiter/innen, die im
Krankenhaus Am Urban gestorben sind,
lagen zuvor in dieser Station (385 von
647 Menschen). Die Todesursache lautete
stets: Offene Lungentuberkulose. Der erste
Sterbeeintrag ( vom 12. Oktober 1943)
nennt die ukrainische Reichsbahnarbeiterin
‘Sawa’ K.; sie wurde nur 18 Jahre alt.
Die hochgradig ansteckende Offene
Lungentuberkulose war eine Folge der
mangelnden hygienischen Verhältnisse und
der unzureichenden Nahrungsmittelzutei-
lungen. Davon betroffen waren vor allem
die sowjetischen Zwangsarbeiter/innen, in
zunehmendem Maße aber auch Zwangsar-
beiter/innen aus anderen Ländern.

Die Zwangsarbeiterin Maria R. konnte aus der Station fliehen

Von den hier Verstorbenen stammten
127 Frauen und 52 Männer aus der Ukraine
45 Frauen und 34 Männer aus Russland
7 Frauen und 37 Männer aus Frankreich
12 Männer aus den Niederlanden
7 Frauen und 5 Männer aus Polen

Die Edelstahltafel ist an einem Gebäude auf dem Schulhof der jetzigen 9. Integrierten Gesamtschule befestigt. Sie gehörte zu einem 2002 vom Kreuzberg Museum und dem Stadtteilmuseum Friedrichshain gemeinsam durchgeführten Projekt „Zwangsarbeit in Friedrichshain und Kreuzberg 1938-1945". In diesem Rahmen gab es im Heimatmuseum Friedrichshain eine Ausstellung und es wurden an insgesamt 50 Standorten gleichartig gestaltete Gedenktafeln angebracht. Sie boten in einem von rechts oben nach links unten verlaufenden Streifen Informationen zum Standort und waren in vielen Fällen mit Dokumenten oder Fotos hinterlegt. Von diesen Tafeln waren im Frühjahr 2012 noch sechs auffindbar sowie eine weitere am Blücherplatz durch ein älteres Foto belegt. Diese sieben Tafeln sind in diesem Internetauftritt aufgeführt. Die Aussagen der anderen 43 Tafeln ist in der zeitgleich mit der Ausstellung erschienenen gleichnamigen, viersprachigen (deutsch, polnisch, russisch, englisch) Broschüre nachzulesen, die (2012) über das Bezirksmuseum Friedrichshain Kreuzberg erhältlich ist.

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